Die zur Chopardgruppe gehörende Firma Kienhöfer & Scheufele hat jüngst mit der IG Metall Pforzheim einen Anerkennungstarifvertrag geschlossen. Foto: IG Metall Pforzheim

Beschäftigte profitieren laut IG Metall von Anerkennungstarifvertrag.

Birkenfeld - Die IG Metall Pforzheim hat kürzlich einen Anerkennungstarifvertrag mit der zur Chopardgruppe gehörenden Firma Kienhöfer & Scheufele aus Birkenfeld abgeschlossen. Notwendig wurde der Abschluss des Anerkennungstarifvertrags laut Angaben der IG Metall Pforzheim, um eine reibungslose Integration der rund 65 Beschäftigten des Schmuckherstellers Kienhöfer & Scheufele zu gewährleisten, die durch die geplante Verschmelzung der Firmen Karl Scheufele GmbH & Co KG und Kienhöfer & Scheufele GmbH & Co KG, welche beide zum Chopard Konzern gehören.

Wie die IG Metall weiter mitteilt, gelten für die Beschäftigten der Firma Kienhöfer & Scheufele, sofern sie Mitglied der IG Metall sind, ab 1. Januar 2021 ebenfalls die Tarifverträge der Tarifgemeinschaft des Bundesverbandes Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V.

Bei Kienhöfer & Scheufele arbeiten die 65 Beschäftigten laut Gewerkschaftsangaben derzeit noch 38 Stunden pro Woche. Dies wird nach den vereinbarten tariflichen Bestimmungen nach der Integration bei Karl Scheufele noch bis zum 30. Juni 2021 so bleiben. Danach kann die Arbeitszeit individuell auf 35 Stunden reduziert werden. Mit der Arbeitszeitverkürzung können Synergieeffekte aufgefangen und Beschäftigung gesichert werden, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter.

Anspruch auf Leistungszulage mit rund 12,5 Prozent

Ab diesem Zeitpunkt haben dann auch die ehemaligen Kienhöfer Beschäftigten, die erst im November 2019 erstmals einen Betriebsrat gewählt hatten, Anspruch auf eine tarifliche Leistungszulage, die in der Edelmetallindustrie im Betriebsdurchschnitt 12,5 Prozent beträgt. Für die zeitliche Verschiebung war laut Rastetter eine tarifliche Regelung notwendig, da ein gewisser Vorlauf für die Beurteilung der Leistung der Beschäftigten und für die Schulung der Vorgesetzten notwendig sei.

Dass Beschäftigte aufgrund einer Firmenverschmelzung in den Genuss von Tarifverträgen kommen, sei ein eher seltener Vorgang, insbesondere in der hier vorgelegten Geschwindigkeit, so Rastetter von der IG Metall Pforzheim, mit einem Augenzwinkern.

Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Karl Scheufele GmbH & Co KG, Jürgen König, der auch Mitglied der IG Metall Tarifkommission für die Uhren-, Schmuck- und Edelmetallindustrie ist, begrüßt den Abschluss des Anerkennungstarifvertrags und die Aufnahme der bisherigen Kienhöfer & Scheufele Mitarbeiter in die Karl Scheufele GmbH & Co. KG.

Die Angleichung der Arbeitsbedingungen sei höchste Zeit. Es habe sich gezeigt, dass ohne Tarifbindung doch nicht alles gleich ist, was vormals als gleich bezeichnet wurde. Spannende Aufgabe für den Betriebsrat wird für das kommende Jahr, neben der Arbeitszeitabsenkung und der Einführung der tariflichen Leistungszulage, die künftige Überprüfung der bei Kienhöfer & Scheufele nur durch den Arbeitgeber vorgenommenen ERA-Eingruppierungen sein. Immerhin bestimmen sich danach neben dem Grundentgelt auch alle Zulagen. Frank Sparn der Betriebsratsvorsitzende von Kienhöfer & Scheufele, bedauert zwar das schnelle Ende der Amtsperiode, des erst im November letzten Jahres erstmals gewählten Betriebsrats, freut sich aber dafür über die schnelle Anpassung der Arbeitsbedingungen, die ohne die Verschmelzung einen harten Kampf und eine große Herausforderung für die 65 Beschäftigten bedeutet hätte.