Andreas Fath lehrt an der Hochschule Furtwangen und widmet sich seinem Lebensthema Wasser.
„Ich weiß, ich bin ein Lügner“, so eröffnet Andreas Fath schmunzelnd das Gespräch, in dem es um seine ganz große Leidenschaft gehen soll. Eigentlich wollte er nämlich längst aufhören. Nach dem Durchschwimmen des Rheins, von der Quelle bis zur Mündung, hatte er 2014 eigentlich ausreichend aufsehenerregende Proben gesammelt und durch seine Auswertungen bewiesen, wie stark Gewässer durch Mikroplastik belastet sind.
Aber das Thema lässt ihn einfach nicht los. So kraulte er 2017 durch den Tennessee River, wies auch dort bis dato nie dagewesene Belastungswerte nach und beriet die Kollegen der dortigen Universität anschließend beim Aufbau eines Wissenschaftszentrums zum Gewässerschutz.
Im Sommer 2022 war die Donau dran: Begleitet von einem wissenschaftlichen Team an Bord eines Hausboots schwamm Andreas Fath mehr als 2500 Kilometer bis zum Schwarzen Meer. Schon diesen August startet das nächste Projekt: Fath wird die 1094 Kilometer der Elbe durchschwimmen.
Start auf die harte Tour
„Andere können weit laufen. Ich kann eben gut schwimmen“, sagt der HFU-Professor. „Gut“ heißt während seiner Forschungsprojekte: acht Stunden am Tag. Als „schwimmender Professor“ ist Andreas Fath längst international bekannt geworden. Diese Aufmerksamkeit ist eines der Ziele seiner Mischung aus Wissenschaft und Extremsport. Er setzt sich für sauberes Wasser ein – wie und wo auch immer.
Andreas Fath gehört ins Wasser, das ist schon sein ganzes Leben lang so. Schwimmen gelernt hat er allerdings eher auf die harte Tour: „Mein Vater hat mich in den Rhein geworfen“, berichtet er lachend, „und wir hatten Glück: Ich bin geschwommen.“ Bald danach sei er auch im Schwimmverein aktiv geworden. „Da war ich der Langsamste und hab halt einfach so lange gemacht, bis ich der Schnellste war“ – bis ins Bundesliga-Team schwamm er sich. Es wundert nicht, dass Andreas Fath auch seine Frau beim Schwimmen kennenlernte und heute stolz berichtet, welch erfolgreiche Schwimmer seine drei Söhne sind.
Die berufliche Karriere verlief allerdings zunächst nicht ganz so geschmeidig wie das stete Steigern der Zeiten in den Schwimmbad-Bahnen. Fath lebte und trainierte in Heidelberg, wo er auch studierte – Chemie, zunächst in Kombination mit Mathe, dann mit Sport. „Ich wollte eigentlich ins Lehramt, aber damals gab es viel zu viele Bewerber“, erinnert er sich. Er promovierte in Chemie und wuppte nebenher irgendwie alles gleichzeitig: das restliche Sportstudium, Schwimmtraining, abends dann ins Labor und bis nachts die wissenschaftliche Arbeit. Auch das erste Kind wurde – oft mitgenommen in einer Bauchtasche – noch ins Pensum integriert.
Elf Jahre in der Industrie
„Nach meiner Promotion war es dann aber hart, es gab immer noch keine Stellen“, berichtet Fath. Mit viel Glück ergatterte er als Nachrücker eine Stelle beim Karlsruher Institut für Technik (KIT). Von dort aus gelang der Sprung in die Industrie zu Hansgrohe. Für das Unternehmen entwickelte Fath elf Jahre lang ein Patent nach dem anderen. In seinem Sprechzimmer an der HFU stapeln sich heute noch Exponate wie Wasserhähne und Armaturenteile. „Der Konkurrenzdruck und die Arbeitsbelastung waren enorm“, berichtet Fath, „und auch die Arbeitsbedingungen ganz anders als heute. Wir haben anfangs noch in Lederschürzen in einer richtigen ‚Dampfküche‘ gewerkelt.“
Die guten Kontakte zur Industrie nahm Fath mit, als er als Professor an die Hochschule Furtwangen wechselte. Seitdem widmet er sich seinem Lebensthema Wasser auf wissenschaftlicher Ebene und bereitet vom Campus Schwenningen aus seine Projekte vor und nach.
Wochenlang durch die Elbe
Obwohl Schwimmen ein „Quälsport“ sei, komme er davon nicht los, sagt Fath. Auch wenn er nicht trainiert, ist er täglich mindestens eine Stunde im Wasser. „Das tut gut, da ist man nur so bei sich und seinen Gedanken.“ Für die Elbe ist Fath längst wieder dabei, sich die erforderliche Kondition anzutrainieren. Am 17. August soll es im Riesengebirge losgehen, rund dreieinhalb Wochen später will Fath Hamburg durchkraulen.
An der HFU kämpft Fath derweil um ein Forschungsprojekt, um Sport, Chemie und Wissenschaft zusammenzubringen. „Transfer und Gründungsinitiative habe ich schon gemacht. Jetzt möchte ich gerne noch einen Doktoranden begleiten“, blickt er voraus. Überhaupt hat Fath sehr genau auf dem Schirm, dass ihm noch knapp zehn Jahre an der HFU bleiben; in die muss alles hineinpassen, was er sich vorgenommen hat.
„Danach hab ich auch schon eine Vision. Dann verlege ich meine Wissenswerkstatt auf ein wasserstoffbetriebenes Schiff und halte da Vorträge“, sagt Fath. Es klingt eilig, als würde er übermorgen damit auslaufen. „Ich weiß, ich bin irgendwie getrieben“, räumt Fath ein. Dann muss er los – schnell ins Schwimmbad, denn da gibt er abends noch einen Kraul-Kurs. Nebenbei.