Die Theatergruppe "Psychedelight" präsentiert auf der Waldbühne ihr Programm über Migration – und zwar auf humorvolle Art. Fotos: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Stöcklewald: AMS-Camp lockte am Wochenende hunderte Besucher aus ganz Deutschland an

Umgeben von Fichten und Tannen, mitten im Stöcklewald, wurde am Wochenende ein besonderer Ort geschaffen, der Menschen aus ganz Deutschland anlockte: Das AMS-Camp – ein selbstverwaltetes, linkes Treffen. Wir waren vor Ort.

Furtwangen. Zugegeben, wer "Action, Mond und Sterne" (Dafür steht die Abkürzung AMS) erwartet, für den ist der Besuch am gediegenen Freitagnachmittag nicht ideal. Denn zu dieser Zeit liegt der Fokus noch auf Anreise und Workshops. "Im Moment sind etwa 500 Leute hier", berichtet Mitorganisatorin Magdalena Schweizer. Am Ende sollen es rund 800 Menschen aus ganz Deutschland werden, die den Zeltplatz im Stöcklewald beleben.

Gemeinsam mit Pia Göser führt sie über das weitläufige Gelände, auf dem bereits die ersten Zelte stehen. "Momentan finden einige Workshops statt", so Schweizer. Dies sei ein fester Bestandteil des Konzepts und Gegenpol zum abendlichen gemeinsamen Feiern. Insgesamt elf Orte – vor allem Pavillons und Zelte – stehen hierfür zur Verfügung. Und die meisten davon sind gut gefüllt. "Das Programm wird gut angenommen", berichten sie. Im Mittelpunkt stehen dabei die kritische Auseinandersetzung mit Kapitalismus, Nationalismus und Sexismus – schließlich präsentiert man sich als Camp für politische Bildung. Der so genannte "Open Space" sorgt dafür, dass jeder der Lust hat, ein Programm bieten kann. Denn eine Trennung zwischen Referenten, Künstler und Besuchern ist nicht gewünscht.

Gleich am Anfang des Geländes ist derweil die Mitmachküche aufgebaut. Pro Schicht sorgen hier 20 Helfer dafür, dass die Besucher alle versorgt werden. Organisiert wird die Küche von der Kochgruppe "Maulwurf" aus Freiburg. Alle, sowohl Künstler als auch Besucher, schnippeln hier zusammen die regionalen Produkte, um hauptsächlich veganen Speisen ausgeben zu können.

Der Rundgang geht weiter: Am Info-Point, hier enden die Willkommenstouren der Gäste, gibt es reichlich Informationen zum gesamten Camp – er gilt während dem gesamten Wochenende als Anlaufpunkt, hier wird einem geholfen. "Wir haben zum Beispiel Ohrstöpsel, wenn einem die Punkmusik nicht gefällt", lachen die Helfer.

Auf der Waldbühne finden am Nachmittag noch Proben einer britischen Theatergruppe statt, die zum Teil aus Flüchtlingen besteht – und das Thema der Flucht auf humorvolle Art verarbeitet. Denn: Kabarett und Konzerte sind ebenfalls fester Bestandteil des AMS-Camps. So werden auf der Waldbühne und im "Punxpalast" zahlreiche Künstler jedwelcher Richtung für Unterhaltung sorgen – und zwar in den Abendstunden ab 20 Uhr, wenn die Seminare fertig sind. "Das ist das beson dere an dem Camp – hier kann man an einem Abend Kabarett, Karaoke, Techno und Punk erleben", so Pia Göser.

Unterhalb der Waldbühne steht ein wahres Schmuckstück – der Ort "Am Steilhang". Eingebettet zwischen Bäumen haben die Helfer mit Steckelementen (entworfen von Bauplanern oder Grafikern) und viel Kreativität eine Tanzfläche mit Barbetrieb errichtet, alles aus Holz. Hier wird unter anderem DJ Chewpaqua mit Funky und House die Nachtschwärmer beglücken. "Das ist schon eine außergewöhnliche Location", freut sich der Discjockey über die Tanzfläche, die mitten im Wald steht.

Zurück auf dem Zeltplatz laufen in den Bars die Vorbereitungen für den Ansturm am Abend, während eine andere Gruppe sich die Zeit mit Jonglage vertreibt. Und dort, wo am Abend Bands wie "Deutsche Laichen" oder "Vlaar" einheizen wollen, im "Punxpalast", wird am Nachmittag auf Bierbänken noch gemeinsam mit Lötkolben hantiert. Spätestens jetzt ist klar: Um ein gewöhnliches Camp handelt es sich hier nicht, das ist aber auch gar nicht das Ziel der Organisatoren, die eine Ort schaffen wollen, an dem sich (fast) alle wohlfühlen können.

Und wenn sich der Nachmittag zu Ende neigt, die Sonne unter geht und die Dämmerung einbricht, wird das Camp auch seinem Namen gerecht. Denn dann gibt es Action, Mond und Sterne – und das alles mitten im beschaulichen Stöcklewald.