Zum Gedankenaustausch treffen sich Vertreter der IHK, der Industrie und der Kommunen in Furtwangen: Manfred Scherer, Thomas Albiez, Sven Hinterseh, Christian Wörpel, Thomas Burger, Richard Rutschmann, Philipp Hilsenbek und Josef Herdner. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Meinungsaustausch: IHK lädt zu Unternehmensbefragung "Industriestandort Schwarzwald 2030" ins Furtwanger Rathaus

Zu einem Gespräch über die Unternehmensbefragung "Industriestandort Schwarzwald 2030" hatte die IHK ins Furtwanger Rathaus eingeladen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Fazit: der ländliche Raum gehört gestärkt, die Politik muss wachsam sein, das Schwarzwaldbild muss positiv dargestellt und infrastrukturelle Möglichkeiten müssen ausgeschöpft werden.

Zum Gespräch traf IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez und sein Mitarbeiter (Standortpolitik) Philipp Hilsenbek auf die Bürgermeister Josef Herdner (Furtwangen) und Christian Wörpel (Schönwald), Manfred Scherer als Vertreter der Stadt St. Georgen, Richard Rutschmann (Geschäftsführer SSS Siedle), Landrat Sven Hinterseh und Thomas Burger von der Schonacher Burger Group. Die IHK schafft eine Plattform, um die politische Aufmerksamkeit auf die Region zu lenken mit Slogan: "Der Schwarzwald ist ein Industriestandort".

In schwachen Infrastrukturen schwächele Industrie, hier aber habe man es mit einer starken Industrie zu tun. Neben der zentralen Rolle als Tourismusdestination sei der Schwarzwald Geburtsstätte gefestigter Industriebetriebe mit starken Arbeitgebern, guten Ausbildungsplätzen und ständiger Innovation. Mit "Attacke Schwarzwald" geht die IHK in einen kämpferischen Modus mit zielgerichteten Veranstaltungen über. Philipp Hilsenbek beleuchtete bisherige Untersuchungen. Wichtig zur Orientierung sind neben anderen demografischer Wandel, Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle oder steigende Mobilitätsbedürfnisse. Handlungsfelder seien Fachkräftewerbung, Nahversorgung, Kultur- und Freizeitangebote oder Wohnraumbeschaffung unter modernen Gesichtspunkten.

Wichtig sei vor allem der Ausbau des schnellen Internets und Beachtung der unterschiedlichen Standortbedingungen. Ein gemeinsames Standortmarketing soll den Schwarzwald innovativ und attraktiv machen.

Das traditionelle Schwarzwaldbild soll um wirtschaftsbezogene Botschaften ergänzt werden. Infrastruktur, Nahversorgung, Gesundheitswesen, bürgerschaftliches Engagement und Zusammenarbeit der Gemeinden sollen gebündelt werden. Eine wichtige Rolle spiele der berufliche Nachwuchs.

Als Entwicklungsmodell wird die Verknüpfung von Tourismus, Wohnen und Industrie gesehen. Richard Rutschmann stellte die Firma Siedle als historisch gewachsenes Unternehmen mit einer Fertigungstiefe von 80 Prozent und hoher Wertschöpfung dar.

Die digitale Vernetzung im Betrieb wurde durchgeführt, um den Fluss von Kundenbestellung bis Auslieferung zu optimieren. Die Formel "wohnen wo man arbeitet" habe sich wohl überlebt, denn viele Arbeitnehmer reisen aus fernen Orten an.

Mitarbeiter kommen von der HFU, IT-Mitarbeiter jedoch haben besondere Lebensgewohnheiten. Aktuellen Wohnformen und attraktivem Bauen sei die Firma aufgeschlossen.

Thomas Burger wehrt sich gegen provinzielle Herabwürdigung. Die Stärken der Region müssten hervorgehoben und Schwächen korrigiert werden. Probleme würden schon Funklöcher bereiten. Burger schwört auf das duale Bildungssystem und hofft, dass Auszubildende bei der Stange bleiben und mehrere Tätigkeiten ausüben können. Landrat Hinterseh möchte die Leistungsfähigkeit sichern, die Wirtschaftskraft stärken und die Kommunen handlungsfähig erhalten. Die Breitband- und Mobilfunkversorgung werde voran getrieben und das Internet der Dinge sei im Kommen.

Manfred Scherer möchte Industrie und Tourismus zusammen führen und konnte einige positive Wohnprojekte in St. Georgen vorweisen. ÖPNV und Ringzug müssten her. Christian Wörpel freut sich, dass man etwas für die Region tut. Auch er möchte das Image stärken, denn man "darf zeigen, was wir können". Von guter regionaler Industrie profitiere auch Schönwald.

Sein Kollege Herdner forderte den Schulterschluss aller Beteiligten, um Rahmenbedingungen zu schaffen. Man müsse verwirklichen, was politisch gewollt ist und es müssten auch entfernt liegende Gebiete digital bedient werden. Er hofft auf gute ärztliche Versorgung, sieht neue Tendenzen hin zum genossenschaftlichen Bauen, weist auf autonomes Fahren im ÖPNV hin und möchte das Thema künstliche Intelligenz im Ort verankert sehen.