Auf dem oberen Bühl über Furtwangen thront die Fatimakapelle. Vor ziemlich genau 75 Jahren wurde der Grundstein für das Gotteshaus gelegt. Foto: Heimpel

Ein weithin sichtbares Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass Furtwangen die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstanden hat, ist die Fatimakapelle. 2022 jährt sich die Grundsteinlegung zum 75. Mal.

Furtwangen - Weithin sichtbar thront auf dem oberen Bühl über Furtwangen die Fatimakapelle. Sie ist ein Zeichen des Dankes der Furtwanger Bürger dafür, dass entgegen jeder Erwartung die Stadt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges verschont wurde. Denn in einem Gelübde hatten sich die Bürger dazu verpflichtet, diese Kapelle bei Verschonung der Stadt zu errichten.

 

Vor fast genau 75 Jahren, am 20. Juli 1947, wurde der Bau der Kapelle mit der Grundsteinlegung begonnen. Die Vorgeschichte begann im Kriegsjahr 1944: Hier betete die Gemeinde in "gedrängt vollem Gotteshaus" um Frieden und den Erhalt der Heimat.

"Urkunde für die Nachwelt" erzählt Geschichte

In der "Urkunde an die Nachwelt", die anlässlich der Errichtung der Kapelle 1947 zur Grundsteinlegung verfasst wurde, wird die Situation kurz vor Ende des Krieges geschildert: "Unheildrohend zogen die Bombengeschwader über unseren Ort — und Pfarrer Simon betete um Hilfe zur heiligen Gertrud. Von Westen her dröhnte der Kanonendonner immer lauter, die Gefahr rückte unerbittlich näher… Da gab Pfarrer Simon den Gedanken aus, der Gottesmutter von Fatima ein Heiligtum zu versprechen, wenn sie uns vor den Verwüstungen des Krieges bewahre."

Dies wurde dokumentiert und von 15 Bürgern unterschrieben. "Am Feste der Ewigen Anbetung (24. September 1944) nun wurde abschließend in gedrängt vollem Gotteshaus in feierlicher Weihe der ganzen Gemeinde an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter von Fatima diese angerufen, dass sie ›uns der Heimat und die Heimat uns erhalte‹ und wir zum Danke ein Heiligtum errichten wollen."

Plötzlich werden alle Truppen abgezogen

Es war ein sehr mutiger Schritt von Pfarrer Simon und der Gemeinde, wenige Wochen nach dem Attentat auf Hitler öffentlich ein solches Gelöbnis abzulegen. Im April 1945, wenige Wochen vor dem Ende des Krieges, wurde die Situation immer bedrohlicher: Rund 30 000 Mann waren in Furtwangen zum letzten Kampf versammelt. Die Lage war beinahe aussichtslos – und Furtwangen betete.

Plötzlich, in der Nacht von 24. auf 25. April 1945 zogen sämtliche Truppen ab. Am 25. April wurde der Ort den schon einrückenden Franzosen kampflos übergeben. Furtwangen war gerettet, kein Haus vernichtet, kein Furtwanger verlor das Leben. 1947, als in Deutschland überall noch die Folgen des Krieges deutlich spürbar waren, wurde dann die Initiative unternommen, dieses Gelübde auch zu realisieren und der Grundstein für die Kapelle gelegt.

Ort der Ruhe und Dankbarkeit

"Nun, Gottesmutter, wollen wir mit dieser Kapelle, deren Grundstein wir heute legen, den versprochenen Dank abstatten und bitten Dich, lass sie eine Gnadenstätte werden!", so die Formulierung der Furtwanger Bürger auf dem Dokument im Grundstein der Kapelle. Viele freiwillige Spenden und Arbeitsleistung in dieser schweren Zeit und Not nach dem Krieg ermöglichten den Bau.

Am 15. August 1948 wurde die nun fertig gestellte Kapelle der Gottesmutter von Fatima geweiht. Seither ist die Fatimakapelle ein Ort der Ruhe, aber auch ein Mahnmal als Erinnerung an das Ende des Kriegs in Furtwangen.

Info: Festgottesdienst an der Fatimakapelle

Zu Mariä Himmelfahrt findet an diesem Montag, 15. August, wieder ein Festgottesdienst bei der Fatimakapelle statt. Beginn ist um 10 Uhr. Bereits zum zweiten Mal wird Pfarrer Harald Bethäuser diesen traditionsreichen Gottesdienst feiern. Auch in diesem Jahr können wieder Blumen und Kräuter, gebunden zu einem "Kräuterbüschel", zum Gottesdienst mitgebracht werden. Sie werden dann gesegnet. In diesem Jahr ist nach dem Gottesdienst kein Verkauf von Speisen oder Getränken geplant. Pfarrer Bethäuser lädt aber alle Besucher ein, nach der Messe rund um die Fatimakapelle Picknick zu halten und sich dafür alles Notwendige mitzubringen. Bei schlechtem Wetter wird der Gottesdienst von der Fatimakapelle in die Pfarrkirche St. Cyriak verlegt.