Einen besonderen Buß- und Bettagsgottesdienst gab es in der evangelischen Melanchtonkirche. Professor Stefan Selke (links) beleuchtete dabei die Position der Menschheit unter der Fragestellung: "Wo sind wir, wohin gehören wir?" Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Buß- und Bettagsgottesdienst: Stefan Selke spricht über Leben "außerhalb unseres Planeten"

Ein Buß- und Bettagsgottesdienst fand mit Gastprediger Stefan Selke in der evangelischen Melanchton-Kirche statt. Der Professor an der HFU beschäftigte sich mit der Frage: "Wo sind wir, wohin gehören wir?"

Furtwangen. Verschiedene Konfessionen waren versammelt, und ökumenischen Charakter verliehen die Liturgen: der altkatholische Dekan Joachim Sohn, der evangelische Pfarrer Lutz Bauer, Gemeindereferentin Thea Nopper von der römisch-katholischen Pfarrgemeinde, die Kirchenälteste Hannelore Frank, Krankenhausseelsorgerin Elke Schott und Prädikantin Gabriele Sander-Bauer. Musik bot der Kirchenchor unter Dirigentin und Organistin Ilse Stöckl.

Stefan Selke tauschte Katheder mit der Kanzel. Aus wissenschaftlicher, soziologisch-philosophischer Sicht ging er das Thema an und öffnete die Augen für eine utopische Welt, eventuell außerhalb unseres Planeten, die in bisherigen Experimenten allerdings scheiterte. Sein Fazit: "Wenn Menschen eines Tages tatsächlich zum Mars reisen, wird dies Teil einer kosmischen und hoffentlich friedlichen Missionierung sein. Der Astronaut Michael Collins, Pilot des Mutterschiffes der Apollo-Mission 11, weist auf einen interessanten Umstand hin: Die Apollo-Mission war die größte menschliche Expedition, bei der keine Waffen mitgeführt wurden. Die Menschen werden friedliche Missionare sein, die das Universum gut durchlüften. Sie werden dabei aber auch zur Erde zurückblicken. Wenn Mars die Antwort ist, dann sollten wir vielleicht Rückspiegel in die schönen, neuen Raumfahrzeuge einbauen. Dann wären die neuen Entdecker nicht verloren, sondern hier."

Der Furtwanger Professor wurde durch einen Vortrag bei Mission Control in Darmstadt inspiriert, wo der Referent ein neues Zeitalter prophezeite und den Nutzen der Weltraumfahrt propagierte, unterstützt durch eine westliche Anschauung, bei der die Sowjetunion zurückhaltender war.

Kritisch sah Selke "kontrollierte Labore" und fragte, welchen Wert für die Menschheit eine neue Welt in Orbit und Galaxien hat. Auf der Suche nach idealen Welten sah er nur gescheiterte Projekte, wie das "Biosphere 2" in der Wüste Arizonas, die Enklave "Monte Veritá" am Lago Maggiore oder die Idee des Großindustriellen Henry Ford, der ein "Meta-Labor der Menschheit" kreierte und das perfekte Entenhausen "Celebration" Walt Disneys. Selke forderte daher: "Wir brauchen mehr echte Utopien".

Er bedauerte, dass der Mensch an einem Verlust von Vertrauen in die Veränderbarkeit der Zustände in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kranke.

Overview-Effekte und Kosmotheologie, wie sie der Kosmonaut Alexei Leonow erkannte, seien nötig, und nur "eine Welt" gelte nicht. Außerirdische seien denkbar. Schon der Jesuitenpater Celestino Testore interpretierte Johannes den Täufer um, dass "...Gott noch andere Schafe hätte, die nicht aus diesem Stall wären".