Das Objekt des Monats Juli ist ein Uhrwerk der Villinger Firma Kaiser mit der Bezeichnung "motolectric W16B", das um 1970 entstand. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Museum: Uhrenantrieb führt Herstellerfirma in die Pleite

Furtwangen (kou). Ein kleines Stück Uhrengeschichte wird im Deutschen Uhrenmuseum mit dem Objekt des Monats Juli unter dem Titel "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" präsentiert. Zu sehen ist wird das Uhrwerk "W16 B" der Firma J. Kaiser in Villingen.

Kreativ, aber kurzlebig war dieser Uhrantrieb, der vom Museum als "Sackgasse" gesehen wird. Mechanische Uhren mit elektrischem Aufzug waren seit Ende der 1950er-Jahre keine Seltenheit. Die Qualität von Batterien stieg, und ein Uhrwerk lief rund ein Jahr – man musste nicht mehr aufziehen.

Das Unternehmen wollte Schritt halten. Die Frage war, welche Technik verwendet werden soll. Man erwarb das Patent des Erfinders Joseph Krischker und entwickelte daraus "motolectric". Die Patentschrift ist in Kopie nachzulesen und Flyer in drei Sprachen geben nötige Informationen.

Üblich war seinerzeit, dass der Motor eine Feder aufzog, doch das Novum ersetzte sie und wurde gleichzeitig Antrieb und Aufzug. Der Elektromotor dient als Energiespeicher. Der Stromkreis wird geschlossen, der Aufzugsvorgang startet. Die Spule schraubt sich aus dem ringförmigen Magneten heraus. Schließlich wird der Stromkreis wieder geöffnet und treibt das Uhrwerk an.

Bei der Hannover-Messe 1963 wurde die Motolectric einem breiten Publikum vorgestellt. Größere Mengen wurden aber erst später fabriziert. Mittlerweile wurde die Uhrenherstellung durch elektronische Uhren aus Kunststoff revolutioniert. Alles wurde billiger, die Firma Kaiser konnte nicht Schritt halten und meldete 1972 Insolvenz an.

Aber nicht nur Kaiser traf die sich ändernde Entwicklung. Allgemein setzte ein Niedergang der Uhrenindustrie im Schwarzwald ein. Ausländische Firmen drängten auf den Markt, die Quarzuhr kam auf, die Elektronik war auf dem Vormarsch, die Ölkrise setzte der Wirtschaft zu und die Politik war teils ratlos. Die heimischen Fabrikanten landeten in der Pleite, und im Schwarzwald gingen 13 Prozent der Arbeitsplätze verloren.