Event für experimentelle Musik und Medienkunst. Besucher "pilgern" zur Linachtalsperre.
Furtwangen/Vöhrenbach - Der Mond war am Samstagabend vom Fuße der Linachtalsperre aus leider nicht zu sehen. Jede Menge Mond gab es dafür auf dem Gelände. Die Landung auf jenem vor 50 Jahren stand im Mittelpunkt des "Reservoir Festivals for Electric Arts".
So wie Neil Armstrong damals den ersten ungewissen Schritt auf den Mond wagte, starteten Studierende und Dozenten der Hochschule Furtwangen und Mitglieder des gemeinnützigen Vereins Global Forest den Versuch für dieses Festival der etwas anderen Art. Nicht nur die Mondlandung, auch die Premiere an der Linachtalsperre war von Erfolg gekrönt. Kurz nach 15 Uhr: Es wuselt schon auf dem Gelände. Im runden Zelt präsentieren Studenten der Musikhochschule Trossingen elektronische Kompositionen. Wer hier genießen will, muss vorher seine Schuhe ausziehen. Viele Neugierige hören und schauen sich die audiovisuellen Installationen und Performances in den verschiedenen Nischen der Linachtalsperre an.
Kinder krabbeln in die Apollo 11
In einer davon können Kinder in die Apollo 11 klettern, bestehend aus vielen silber und golden schimmernden Notfall-Thermodecken. In der Nachbarnische ist ein Wohnzimmer im Stil der 1960er-Jahre eingerichtet. Hier lassen sich die Gäste im Ohrensessel von den damaligen Schwarzweiß-Fernsehbildern berieseln. Im nächsten Raum sorgen Performer dafür, dass über ein WLan-Netz die Klänge der Besucher-Smartphones Teil der Darbietung sind. Wenige Meter daneben produzieren Elektro-Künstler Sounds, die im Nischenraum der Staumauer eindrucksvoll widerhallen. Staunen bei den Besuchern, die auf dem Boden sitzen oder liegen, teils mit geschlossenen Augen und dabei die Klänge auf sich wirken lassen.
Wohlklingend, spielerisch, dann wieder fremdartig - diese Abwechslung kommt bei den Gästen an und wird mit viel Applaus und Lob belohnt. Fast immer belegt ist die große Schaukel, je nach Richtung erzeugt diese unterschiedliche Musik. Der Künstler Smaely P mischt dazu Klänge, die er für das Festival – unter anderem im Umkreis der Linachtalsperre – aufgenommen hat. "Das ist schaukeln der anderen Art", meint Student Joscha Lohmann aus Furtwangen mit einem Grinsen. Er ist begeistert vom Festival.
Für Stärkung zwischendurch ist gesorgt
Für die Stärkung zwischendurch ist ausreichend gesorgt und das gute Wetter sorgt für eine entspannte Stimmung bei den Gästen. Gegen Abend füllt sich das Festivalgelände weiter.
Gespannt warten die Besucher auf die Projektionen. Begleitet von live-produzierten Klängen der Künstler lassen die vier Projektoren bei Anbruch der Dunkelheit die Staumauer erleuchten, mal knallbunt, dann in unendlich unterschiedlichen Formen mit Filmsequenzen oder als schnelle Bilderfolgen. Die Menge auf dem Festgelände und dem Hügel vor der Staumauer zückt verzückt die Smartphones und hält die eindrucksvollen Szenen fest. Die auditiven und visuellen Projektionen greifen immer wieder das Thema der Mondlandung auf, untermalt mit wummernden Bässen, sphärischen Klängen und einer roboterartigen Sprache ähnelnd.
Dass es an der Staumauer kein Handynetz gibt, hat durchaus sein Gutes. Die Gäste können sich so ganz auf die Kunst konzentrieren. Wahrlich ein "lost in space"-Gefühl, ganz so musste damals Neil Armstrong zumute gewesen sein. Bis spät in die Nacht drehen weitere Künstler an Knöpfen und schieben Regler hin und hier. Viele Gäste wollen gar nicht mehr gehen. "Man könnte ja etwas verpassen". Kein Wunder also, dass es bei den Veranstaltern zufriedene Gesichter gibt. Hört man sich um, hofft so mancher Zuschauer hofft auf eine Wiederholung im nächsten Jahr, dann aber an zwei Tagen und vielleicht mit der Möglichkeit zum zelten.