Diese galvanoplastische Kopie einer Tischuhr von Jeremias Metzker (Augsburg 1564) aus dem 19. Jahrhundert ist Objekt des Monats April im Deutsche Uhrenmuseum. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Uhrenmuseum: Objekt des Monats April holt Zeit des Renaissance ins 19. Jahrhundert

Furtwangen. Das Deutsche Uhrenmuseum hebt seit geraumer Zeit allmonatlich Exponate hervor, die im Depot schlummern. Geistig anregend wirkt jetzt das Objekt des Monats April mit dem Titel "Renaissance 2.0".

Das Themenfeld spricht nicht nur die technische Seite, die Originalzeit und nachahmenden Modegeschmack an, sondern greift auch Wirtschaftswachstum, Börsencrashs, Fortschrittsglaube und Traditionsbewusstsein auf.

Beim Gegenstand handelt sich um die "galvanoplastische" Kopie einer Tischuhr von Jeremias Metzker aus Augsburg, der 1564 die exzellente Vorlage schuf. Die Uhr ist ein Schmuckstück, das nicht nur Zeit, Sternbilder oder Tierkreiszeichen zeigt, sondern mit mythischen Figuren, Jagdszenen und reichhaltiger Ornamentik verziert ist. In einer Glasvitrine wird neben dem Gehäuse der mit einer engelsgleichen Figur gekrönte Aufsatz sowie das Werk dargestellt.

Das Ausstellungsstück wurde in Galvanotechnik fabriziert, eine Methode, die in Furtwangen nicht unbekannt ist. Die Kopievorlage wurde in Wachs geformt und danach in mehreren Metallschichten mittels Elektrizität überzogen. Das Wachs wurde entfernt, und fertig war die Reproduktion, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Geschmack des deutschen Bürgertums traf und preislich erschwinglich war.

Die Renaissance des 15./16. Jahrhunderts wurde kopiert, der Historismus fand seine Fortsetzung bis in heutige Tage. Gedacht wird an alte oder lieb gewonnene Zeiten. Daran erinnert die mit ausgestellte "The Retro Design Toolbox". Im Gedächtnis bleiben beispielsweise Sideboards mit nostalgischem Charme oder Ohrensessel der 50er-Jahre.

Vieles wird derzeit von der Möbelbranche aufgegriffen, auch mancher Künstler erinnert sich an das Schaffen des vergangenen Jahrhunderts. Gefragt wird auch: "Ist nicht der aktuelle Retro- oder Heimattrend auch ein Rückbezug auf vergangene Zeiten und Suche nach Identität?"