Andreas Müller, Geschäftsführer der Firma tw-elektric. Foto: Liebau Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Firma tw-elektric investiert am Standort Rohrbach 1,6 Millionen / Ärger mit Telekom

High-Tech-Industrie auf dem Dorf? Ja, das geht. Doch die Rahmenbedingungen werden dafür immer schlechter, wie die Rohrbacher Firma tw-elektric feststellen muss. Dennoch investiert die Firma kräftig.

Furtwangen-Rohrbach. Man schrieb das Jahr 1974, als Horst Müller im Furtwanger Ortsteil Rohrbach die Firma tw-elektric gründete. Sie spezialisierte auf die Herstellung von Leiterplatten, fertigt diese nach Kundenwünsche an und exportiert in alle Welt. Was einst in einer Garage begann, hat sich zum Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern entwickelt und Sohn Andreas Müller wurde Geschäftsführer.

Nach vorne schauen ist die Devise des Familienunternehmens. Trotz konjunktureller Eintrübung und wachsender Konkurrenz aus Fernost hält Müller am Standort Rohrbach fest. In den vergangenen Monaten wurden 1,6 Millionen Euro in neue Anlagen investiert, wie der Fabrikant im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilt. Zudem wurde eine neue Produktionshalle mit 700 Quadratmetern Fläche errichtet, die noch in diesem Monat mit einem vollautomatischen Röntgensystem zum Herstellen und Prüfen von Leiterplatten ausgerüstet wird. Damit können die Leiterplatten noch präziser und schneller gefertigt werden.

Abnehmer der in Rohrbach hergestellten Leiterplatten sind europaweit Firmen aus den Bereichen Maschinenbau, Medizin und Anlagentechnik. Der Trend zur Miniaturisierung verlangt, dass Leiterplatten immer kleiner werden und deshalb mehrschichtig aufgebaut werden. "Darauf hat sich tw-elektric spezialisiert", so Andreas Müller.

Trotz soviel Investitionsfreude ist die Stimmung beim Firmenchef getrübt. Ärger bereitet ihm derzeit die Telekom. Die will der Firma die bestehenden ISDN-Telefonanschlüsse kappen.

Für ein leistungsfähiges Unternehmen sind Internet und Telefon unverzichtbar. Da in Rohrbach nur ein störanfälliges Funksystem vorhanden ist, um ins Internet zu kommen, hat sich Müller bereits vor Jahren von der Telekom eine eigene Standleitung aus Kupfer reservieren lassen. Zehn Mbit pro Sekunde leistet dieser Anschluss im Download. "Kein Breitband, aber immerhin stabil", erklärt Müller. Rund 600 Euro lässt sich das Unternehmen diese Leitung kosten – im Monat! Wer in Furtwangen wohnt, zahlt für ein Mehrfaches an Leistung 34,95 Euro inklusive Telefonflatrate pro Monat.

Doch während die Städte in der Region seit vielen Jahren mit DSL versorgt sind, wurden Dörfer wie Rohrbach von der Telekom vernachlässigt. Zu unrentabel erschien dem privatisierten ehemaligen Staatsbetrieb der Ausbau auf dem Land. Lediglich digitale ISDN-Anschlüsse, die in den 80er-Jahren den neuesten Stand der Kommunikationstechnik symbolisierten, spendierte man Rohrbach und damit der tw-elektric. Für deren 100 Mitarbeiter stehen immerhin bislang drei ISDN-Anschlüsse mit sechs Leitungen und theoretisch bis zu 30 Rufnummern zur Verfügung.

"Doch die hat man uns jetzt gekündigt", teilt Müller mit, Telefongespräche sollen künftig nur noch über die bestehende Standleitung erfolgen. Anderen Rohrbachern wurden analoge Grundanschlüsse wie in der 1970erJahren angeboten. Die Telekom argumentiert, dass die ISDN-Technik veraltet sei, ja man sogar kaum noch Ersatzteile bekommen könne. Die Telekom verkauft die Kündigung gar als Fortschritt und wirbt mit "Voice over IP", also Telefonieren über das Internet. Im Prinzip sicher eine feine Sache – sofern man denn über einen leistungsstarken Internetanschluss verfügt. Und genau der fehlt in Rohrbach.

Glasfaseranschluss für 70 000 Euro angeboten

"Damit sind wir hier im Außenbezirk von Furtwangen noch weiter ins ›Mittelalter‹ zurück geworfen worden", klagt Andreas Müller. Denn nun muss man die ohnehin bescheidene Leistung der Standleitung noch mit Telefongesprächen teilen.

Doch die Telekom hält für die Firma Müller immerhin ein Angebot bereit. "Man hat uns angeboten, von Schönenbach aus ein Glasfaserkabel zu mir nach Rohrbach zu legen – zum Preis von 70 000 Euro." Für Müller keine Alternative.

Der Firmenchef hofft nun, dass er die Abschaltung seiner bewährten Telefonleitungen noch etwas hinauszögern kann. Wie viele andere Rohrbacher baut er darauf, dass der kommunale Breitbandausbau bald in die Gänge kommt. "Überall hört man von Industrie 4.0. Davon kann man hier nur träumen", so Müller. Digitalisierung ist das Zauberwort dieser Zeit. Doch Rohrbach rutscht, was Telekommunikation angeht, erst einmal zurück in die analoge Welt der 70er-Jahre.