Die Stadt Furtwangen ist ein "Familienbewusstes Unternehmen", wie bei der Vergabe des entsprechenden Zertifikates bescheinigt wurde. Unser Bild zeigt bei der Übergabe des Untersuchungsberichtes Hauptamtsleiter Marcel Schneider (von links), die Personalratsvorsitzende Ayten Sancak, Silke Jäger vom Bildungswerk der Baden-württembergischen Wirtschaft und Bürgermeister Josef Herdner. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder Bote

Prädikat: Zertifizierung kann nach drei Jahren erneuert werden

Furtwangen (sh). "Die Stadt Furtwangen im Schwarzwald ist ein Arbeitgeber mit einer familienfreundlichen und mitarbeiterorientierten Personalpolitik", wurde die Kommune bei der Vergabe des Prädikats "Familienbewusstes Unternehmen" gelobt.

Rund eineinhalb Jahre lang wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Zum einen ist das Prädikat nun eine deutliche Beschreibung der Familienfreundlichkeit für die rund 100 Mitarbeiter. Gleichzeitig ist es aber auch Anlass und Motivation, sich hier noch weiter zu verbessern.

Silke Jäger vom Bildungswerk der Baden-württembergischen Wirtschaft, die die Stadt bei diesem Prozess begleitet hatte, war in den Schwarzwald gekommen, um den Schlussbericht zu überreichen. Für die Stadt, so Hauptamtsleiter Marcel Schneider, bedeute dies auch, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Dies sei nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil der Arbeitsmarkt immer enger werde.

Ganz wesentlich für die Beurteilung ist das Engagement der Verwaltung, aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem Personalrat. Dabei kann die Furtwangen schon länger auf verschiedene interessante Angebote verweisen. Im Zusammenhang mit dieser Zertifizierung wurden neue Angebote entwickelt und begonnen. Ganz wichtig ist der sogenannte Pflegelotse im Betrieb: Er ist ein Ansprechpartner für die Mitarbeiter, die Beruf und Pflege eines Angehörigen unter einen Hut bringen müssen. Hier versucht der Arbeitgeber, flexible und sinnvolle Lösungen zu finden. Und so werde man, so Marcel Schneider, Stück für Stück die verschiedenen Themen angehen und weiter optimieren.

Silke Jäger machte deutlich, dass das gute Miteinander mit den Mitarbeitern wichtig sei, die Stadt als Arbeitgeber deren Bedürfnisse ernstnehmen müsse. Ein gutes Beispiel sei hier die Offenheit der Stadtverwaltung für Teilzeitarbeit, was heute nicht selbstverständlich sei. Bürgermeister Josef Herdner zeigte sich zufrieden über dieses Zertifikat. Ihm sei es wichtig, dass Mitarbeiter und Arbeitgeber gemeinsam versuchen, Probleme im Betrieb oder auch im familiären Bereich entsprechend zu berücksichtigen.

Nur wenn das Umfeld stimme, so Herdner, arbeiteten die Mitarbeiter gern und effektiv. Als Beispiel nannte er eine private Belastung durch eine plötzlichen Pflegefall in der Familie. Wie kann der Mitarbeiter dies regeln? Wie flexibel kann seine Arbeitszeit gestaltet werden? Ein weiteres Thema sind junge Familien, wobei er die Angebote der Kinderbetreuung in der Stadt, auch mit flexiblen Zeitlösungen, hervorhob. Ohne weiteres könnten die Eltern auch kurzfristig einmal ihr Kind mitbringen, wenn dies nötig sein sollte. Man sucht bereits nach sinnvollen Lösungen wie beispielsweise einer Spielecke im Rathaus.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Kooperation mit der Luisenklinik in Bad Dürrheim, einer Klinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen. Hier können Mitarbeiter sich jederzeit komplett anonym Beratung und Hilfe holen, wenn sie in irgendeiner Form unter Druck geraten. Darüber hinaus sind sich alle Beteiligten einig, dass man sich nicht auf diesem Zertifikat ausruhen wird, sondern dies zum Anlass nimmt, die familienfreundliche Entwicklung im Betrieb weiterzuführen. Das Zertifikat wird zwar offiziell ohne Laufzeit übergeben, empfohlen wird aber eine neue Zertifizierung nach etwa drei Jahren.

Seit rund fünf Jahren wird das offizielle Prädikat "Familienbewusstes Unternehmen" vergeben. Bisher wurde es vor allem an Wirtschaftsunternehmen jeder Größenordnung vom Handwerksbetrieb bis zu großen Betrieben vergeben. Inzwischen haben aber auch Gemeinden erkannt, dass ein solches Prädikat und die damit verbundenen Untersuchungen und Weiterentwicklungen von großer Bedeutung für die Attraktivität von Stadt und Region sein können. Bisher sind es aber nur sehr wenige Kommunen, die sich hier tatsächlich zertifizieren ließen.

Furtwangen ist mit diesem Prädikat Vorreiter für viele andere Städte und Gemeinden. Eine familienbewusste Personalpolitik steigert die Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte und trägt zum Imagegewinn des Unternehmens bei. Bedarfsgerechte Angebote bei der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen leisten dabei einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Baden-Württemberg.

Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden- Württemberg, die Arbeitgeber und der Landesfamilienrat Baden-Württemberg möchten im Rahmen des Angebots familyNET engagierte Unternehmen mit dem Prädikat "Familienbewusstes Unternehmen" auszeichnen und so ein Zeichen für mehr Familienfreundlichkeit setzen. Das Prädikat bewertet und würdigt das Engagement kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie von Organisationen und Einrichtungen der Sozialwirtschaft zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Unternehmen und Organisationen können analysieren, wo sie selbst im Prozess stehen und das Prädikat für eine erfolgreiche Außenwerbung nutzen können.

Folgende Handlungsfelder werden bei der systematischen Bewertung und der Vergabe des Prädikats "Familienbewusstes Unternehmen" berücksichtigt: Führungskompetenz, geldwerte Leistungen, innerbetriebliche Kommunikation, angepasste Lösungen für die Arbeitszeit, Bürgerschaftliches Engagement, Arbeitsorganisation, Service für Familien und nicht zuletzt Gesundheit.