Professor Jirka Dell’Oro-Friedl (von links) und seine drei ehemaligen Studenten Kevin Scherer, Vanessa Riess und Jan Ewald standen vor einigen Hürden. Foto: Eich

Von ehemaligen Studenten entwickelt. Erstes Projekt als Start-Up-Unternehmen.

Furtwangen - Mit einem revolutionären Spielerlebnis sorgen ehemalige Studenten der Hochschule Furtwangen derzeit für Aufsehen. Sie haben eine App entwickelt, die ohne Grafik auskommt.

Nicht nur die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, die das Projekt mit 45. 000 Euro unterstützte, konnten die Studenten überzeugen, auch die User sind begeistert: Mit "Sound of Magic" haben drei (ehemalige) Furtwanger Studenten mit Unterstützung ihres Professors für Aufsehen gesorgt. Sie konzipierten eine rein auditive Spieleapp, in der Benutzer eine Fantasiewelt wie in einem interaktiven Hörspiel erleben und dort in die Rolle eine Zauberers schlüpfen. Eine Grafik gibt es nicht, die Spielwelt und die Geschichte entsteht alleine im Kopf.

"Ohr ist empfindlicher als das Auge"

"Im Mittelpunkt stand eigentlich zunächst das wissenschaftliche Interesse", berichtet Jirka Dell’Oro-Friedl, Professor für Gamedesign. Denn: Die Idee eines soundbasierten Spiels für Normalsehende war bislang neu. Die drei Studierenden Kevin Scherer (27), Vanessa Riess (31) und Jan Ewald (29) ließen die visuellen Möglichkeiten deshalb außen vor und konzentrierten sich voll und ganz auf das Gehör und den dazugehörigen Darstellungsmöglichkeiten. "Das Ohr ist empfindlicher als das Auge", so Dell’Oro-Friedl.

Die Idee des Projekts entstand anfangs für eine Forschungs- und Abschlussarbeit der Master an der Fakultät "Digitale Medien" der Hochschule Furtwangen. Sieben Monate lang wurden erste Grundlagen erschaffen und Konzeptionen entwickelt, die in der Thesis mundeten. "Bis zur fertigen App hat es aber weitere zwei Jahre gedauert", berichtet Ewald. Die Ausarbeitung sei dabei das erste Vollzeitprojekt der Firma "Everbyte" gewesen, zu der sich die drei Studenten im Jahr 2016 zusammengeschlossen hatten.

Dabei waren unzähligen Probanden beteiligt, denen das Spiel, das lediglich mit Wischen über den Bildschirm gesteuert wird, näher gebracht wurde. "Die Fragen war zunächst, wie man sich quasi blind orientieren kann – das hat aber erstaunlich gut funktioniert", berichtet der 54-jährige Professor. So hätten die Tester nach dem Spielen Karten der Szenerie in der magischen Fantasiewelt des entmachteten Zauberers gezeichnet, die zur Vorlage der Studenten gepasst hätten.

Es gab jedoch auch einige Hürden, die das Team bewältigen musste. Da wäre beispielsweise die Vertonung der insgesamt 56 Figuren. "Wir haben dafür Synchronschauspieler gebraucht", erklären die drei. Dabei sei die Qualitätsbandbreite weit auseinandergegangen, "zwischendurch war es sehr frustrierend, die passenden Sprecher zu finden", erinnert sich Ewald. Denn das entscheidend hierbei: Da die Spieler kein Bild der Fantasy-Figur vor Augen haben, müssen die Stimmen besonders eindrucksvoll wirken.

Spieleapp spricht Leute jeden Alters an

Doch nicht nur das. Im Zuge der Entwicklung galt es immer darauf zu achten, den quasi blinden Spieler unterschwellig zu führen, damit die Schwierigkeit nicht zu hoch geschraubt wird und anschließend in einem Spielefrust endet. "Die Rätsel durften nicht zu kompliziert sein", betont Riess. Schließlich richtet sich "Sound of Magic" nicht ausschließlich an klassische Gamer, sondern an Leute jeden Alters, die Freude an guten Geschichten haben.

Mit viel Liebe zum Detail, die jedoch auch notwendig war (Scherer: "Fehler fallen in einer solchen auditiven App sofort auf"), erschufen sie schließlich einen runden Plot mit neun Stunden Spielzeit. Dies soll jedoch erst der Anfang gewesen sein. Als Furtwanger Firma "Everbyte" wollen die drei das Spielsystem auch für andere Genre nutzen und weitere Spiele entwickeln.

Gleichzeitig soll das Projekt noch stärker vermarktet werden. Doch erste Erfolge zeichnen sich schon jetzt ab: Das Spiel wurde in den App-Stores bereits mehrere tausend Male heruntergeladen und erhält quasi durchgängig die höchste Bewertung.

Das macht deutlich: Die Innovation der drei Studenten aus Furtwangen begeistert Menschen in ganz Deutschland und hat das Zeug dazu, zur ganz großen Erfolgsstory zu werden.