Kabarett: Eva Eiselt vollführt wilden Tanz der Verwandlungen / Kölsches Energiebündel macht "Schpässle"
Furtwangen. Grandios präsent auf der Bühne, charismatisch, laut und leise und mit Tiefgang, so präsentierte sich das kölsche Energiebündel Eva Eiselt dem Publikum der Kulturfabrik und bot eine fundierte Analyse von zu viel von allem.
Sie suchte und fand Furtwangen mit dem Navi, denn ein Autoatlas ist Globus in Origami und so gar nicht mehr aktuell. Schnell beim Publikum, speziell bei Rainer, wurde die moderne Frau von heute gleich mit den familiären Katastrophen zuhause überrollt, nicht mehr gewillt, den überzogenen Ansprüchen gerecht zu werden von Kind und Karriere. Von slow food wird sie nur langsam krank, ist tiefenverspannt und möchte dennoch die Welt retten. Es gibt viel zu viel von den Dingen, die das Leben leichter machen sollten, ihr Fazit: "zu viel von leicht wird auch schwer". Auf der Bühne vollführte sie ihre Verwandlungen in einem wilden Tanz und schlüpfte mit wenigen Requisiten in die verschiedensten Rollen. Als Martina, machte sie in der Sauna ihre "Schpässle" und mischte etwas Verstand, Systemkritik, auch einen Tropfen German Angst, Koalitionsbeschleuniger und Zauderholz aus der Uckermark in den Saunaaufguss und sprühte dieses Gemisch übers Publikum. Auf der Grillparty im Shabby-Chic-Ambiente machte sie sich über Retro und auf alt getrimmte neu hergestellte Jeans lustig. Auch an ihrem Publikum arbeitete sie hart und optimierte das Lachmanagement, in Macho-Manier laberte sie über Workflow bis zur Output-Optimierung, wo es um Effizienz und nicht um Humor geht. Das Publikum machte gerne beim Schenkelklopfer, beim intellektuellen Betroffenheitslachen und dem Schwarzwälder Tantenschrei, spitz und schrill, mit.
Sehr eindringlich geriet Eiselts Persiflage auf den Bestseller "Das geheime Leben der Bäume". Als deutsche Eiche wetterte sie auf den Mischwald und die anderen "Flachwurzler", die es nicht wert sind, ihr das Grundwasser abzugraben. Rassismus macht auch im Wald nicht halt.
Als Opa Udo Fröhliche wird sie auf dem pädagogischen Todesstreifen Spielplatz von Helikopter-Müttern überrollt und lässt mithilfe von Siri ihren Mann defragmentieren und digitalisieren, somit hat sie mehr Optionen und die Sprachsteuerung und träumt vom reduzierten Leben in der Cloud. Auf der Suche nach einer weiblichen Religion fand sie sich unter einer Patchwork-Burka wieder und saugt den Planeten von all dem unnützen Zeug einfach leer. "Vielleicht ist das Leben dann vielleichter", so der Titel ihres Programms. Mit intelligentem Witz, gutem Humor und klugen Gedankenkonstellationen bot die lustige Powerfrau einen besonderen Kabarettabend mit Tiefgang.