Die Wahlbeteiligung zur Landtagswahl lag in Furtwangen (67,9 Prozent), in Vöhrenbach (66,7 Prozent) und in Gütenbach (70,7 Prozent) über den Werten von 2011. Unser Bild entstand im Wahllokal Hauptschule Furtwangen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagswahl: Bundesthemen überlagern Landespolitik / Bürgermeister beeindruckt von Wahlbeteiligung

Von Stefan Limberger-Andris

Kein Stein bleibt auf dem anderen – die Landtagswahl hat auch in Furtwangen, Vöhrenbach und Gütenbach gezeigt, dass politische Erbhöfe passé sind.

Furtwangen/Vöhrenbach/Gütenbach. Die etablierten Parteien CDU und SPD verlieren in den drei Kommunen deutlich an Rückhalt. Stark legen die Grünen zu. Auch die AfD schafft beachtliche Ergebnisse, auch wenn sie deutlich unter dem Landesergebnis liegt.

Positiv werten die drei Bürgermeister Josef Herdner (Furtwangen), Rolf Breisacher (Gütenbach) und Robert Strumberger (Vöhrenbach) die gestiegene Wahlbeteiligung, die in Furtwangen 67,9 Prozent) (plus 1,8 Prozent) und in Gütenbach knapp 71 Prozent (plus zwei Prozent) erreichte sowie in Vöhrenbach auf 66,7 Prozent (plus 5,1 Prozent) gestiegen war. Die Bürger meldeten sich zu Wort, so die Bürgermeister unisono.

Aus dem Wählervotum müsse die Landespolitik das Beste machen, brachte es Robert Strumberger auf den Punkt. Für ihn zeigt sich, dass bundespolitische Themen die landespolitischen überlagerten, vor allem die Flüchtlingsfrage. Die politische Landesarbeit, die sich in Sachthemen auf kommunaler Ebene ablesen lasse, hätte wohl kaum eine Rolle gespielt.

Schmerzlich sei für ihn persönlich das schlechte Abschneiden der Christdemokraten (30,6 Prozent; minus 11,5 Prozent) und der Sozialdemokraten (10,1 Prozent; minus 10,7 Prozent) in Vöhrenbach. Er richte einen Glückwunsch an Martina Braun (Grüne), die um nahezu zehn Prozent auf 36,2 Prozent zulegen konnte. Er hoffe, dass die Politik aus dem starken Abschneiden der AfD (11,1 Prozent) die Lehre ziehe, mehr auf die Bevölkerung einzugehen.

Für Rolf Breisacher liegt der Zuspruch für die AfD im Kern an der bundespolitischen Flüchtlingsfrage, die Stimmen von den etablierten Parteien abgezogen habe. Landespolitisch hätten wohl viele den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) bestätigt wissen wollen. Und natürlich sei die bodenständig auftretende Kandidatin Martina Braun gut angekommen.

Auch Josef Herder sieht die Flüchtlingsfrage als Kernelement der Entscheidung vieler Wähler in Furtwangen. Es sei dies das überragende Thema gewesen. Und natürlich sei die Person Winfried Kretschmann bedeutend gewesen, ganz abgesehen vom guten Wahlkampf von Martina Braun. Letztlich habe die CDU irgendwie für die anderen Parteien thematisch den Wahlkampf gestaltet. Froh zeigte sich Josef Herdner über das unterdurchschnittliche Abschneiden der AfD in Furtwangen.

Die Christdemokraten schrammen in Vöhrenbach mit 30,6 Prozent knapp an der 30-Prozent-Marke vorbei, rutschen in Furtwangen mit 29,2 Prozent sogar darunter. In Gütenbach holt die Partei vergleichsweise gute 36,3 Prozent. Überhaupt verliert die CDU in den meisten Furtwanger Wahllokalen um die zehn Prozent. In Vöhrenbach ergibt sich in den Wahllokalen ein ähnliches Bild mit Verlusten leicht über zehn Prozent. In Gütenbach fallen die Christdemokraten um etwa sechs Prozent ab.

Die SPD ist in allen drei Kommunen ein Schatten ihrer selbst: Furtwangen 9,3 Prozent, Vöhrenbach 10,1 Prozent und Gütenbach 9,7 Prozent. Die Partei fährt in beinahe allen Wahllokalen der drei Kommunen Verluste von rund zehn Prozent ein.

Die Grünen holen mit 39,8 Prozent (plus 10,7 Prozent) in Furtwangen am meisten Stimmen. Es folgen Vöhrenbach (36,2 Prozent) und Gütenbach (34,9 Prozent). Besonders stark ist ihr Auftritt in Furtwangen-Neukirch (plus 17,5 Prozent) und in der Hauptschule I (plus 19 Prozent). In Vöhrenbach fallen die Gewinne moderater aus, jedoch liegen sie immer noch bei acht bis zehn Prozent je Wahllokal, in Gütenbach bei knapp acht Prozent.

Die AfD bleibt in Gütenbach und Furtwangen (jeweils 9,5 Prozent) unter der zehn Prozent-Marke, schafft in Vöhrenbach allerdings 11,1 Prozent. Besonders stark ist sie im Furtwanger Altenheim St. Cyriak (12,1 Prozent) sowie in Hammereisenbach (13,2 Prozent) und Langenbach (16,6 Prozent).

Die FDP schafft in Furtwangen sechs Prozent, in Vöhrenbach 6,6 Prozent. In Gütenbach bleibt sie mit 4,3 Prozent deutlich zurück. Legen die Freien Demokraten in Furtwangen und Vöhrenbach meist zwei bis drei Prozent zu, zeigen sie einen besonders starken Zuwachs von 6,4 Prozent in Vöhrenbach-Urach.