Thomas und Sabine Messerer sind ziemlich frustriert wegen der Entwicklung in der Furtwanger Gastronomie. Foto: Heimpel

Ehepaar über die Situation in Furtwangen frustriert. "Ein Grab für die Gastronomie".

Furtwangen - Von einem Auf und Ab geprägt ist die Furtwanger Gastronomie, zuletzt spürbar an der Geschäftsaufgabe im Gasthaus Rößle. Nachdem dies kürzlich publik wurde, meldete sich Thomas Messerer vom Hotel Ochsen zu Wort.

Er könne die Probleme von Christof Winker sehr gut verstehen, denn auch er habe kräftig zu kämpfen. Aktuell überlege er sogar, das Restaurant zu schließen und die Küche nur noch für Hotelgäste zu öffnen.

Im Sommer des vergangenen Jahres kamen Sabine und Thomas Messerer neu nach Furtwangen, um das Hotel Ochsen zu übernehmen. Zuvor hatten sie die Cafeteria im bayerischen Wirtschaftsministerium bewirtschaftet, außerdem viele Jahre in der Gastronomie im Ausland verbracht und bereits von 1994 bis 2004 die Bundeswehr-Kantine in Immendingen betrieben.

Mit einem entsprechenden beruflichen Hintergrund mit verschiedenen Ausbildungen bis zum Koch suchten Sabine und Thomas Messerer im vergangenen Jahr eine neue Wirkungsstätte. Sie hatten schon konkret ein Hotel am Feldberg in Aussicht, doch die Übergabe funktionierte dann doch nicht. Und so kamen sie dann nach Furtwangen in den Ochsen. Natürlich hatten sie sich vorher Furtwangen genau angesehen und hier sehr viele touristische Möglichkeiten entdeckt.

"Hier ist ein Grab für die Gastronomie"

Gleichzeitig bietet aber auch die Industriestadt Furtwangen viele Möglichkeiten und ist, so damals die Auskunft von Bürgermeister Herdner, in verschiedenen Bereichen im Wachstum begriffen. Auch die Mitbewerber haben sich die beiden natürlich angesehen, doch in der Stadt Furtwangen sei für alle genügend Platz.

Im Lauf der Monate habe er nun aber feststellen müssen: "Hier ist ein Grab für die Gastronomie". Die Bewohner der Stadt, eigentlich die wichtigsten Gäste und Kunden, begruben die Gastronomie selbst. Sie hätten Ansprüche an die Gastronomie, die man mit Personal weder gastronomisch noch betriebswirtschaftlich erfüllen könne.

So habe er auch Gewerbetreibende in der Stadt erlebt, die selbst ihre Öffnungszeiten immer weiter reduzieren, das gleiche dann aber bei den anderen reklamieren. Auch die entsprechenden Angebote werden kaum genutzt, so Thomas Messerer. So habe er ähnlich wie das Gasthaus Rößle einen Mittagstisch angeboten und auch mit mehreren tausend Flyern dafür geworben. Am Ende waren es rund zehn Gäste, die hier regelmäßig kamen. Das Restaurant selbst lebte zumeist von den Gästen von außerhalb.

Sommersaison abwarten

Auf keinen Fall könne man heute ein Restaurant noch so betreiben wie in den 1980er-Jahren. Einer von vielen Gründen sei beispielsweise der Mindestlohn, der für jeden Mitarbeiter, angefangen von der Putzfrau, zu bezahlen ist. Da auch er nicht die entsprechende Resonanz habe, um den Gastronomiebetrieb wirtschaftlich führen zu können, überlegen Sabine und Thomas Messerer, nur noch den Hotelbetrieb weiterzuführen. Sie wollen jetzt noch einmal die Sommersaison abwarten und sich dann endgültig entscheiden, ob das Restaurant für die Öffentlichkeit geschlossen wird.

Dabei werde es dem Betrieb auch von anderen Seiten nicht einfach gemacht. So sei es kaum möglich, notwendige Dispo-Kredite zu erhalten, obwohl der Betrieb im Wachsen sei. Die einzigen treuen Gäste kämen von der Hochschule, weshalb er den Studenten bei Vorlage des Ausweises künftig auch einen Rabatt einräumen möchte. Es gebe aber genauso auch Unternehmen, die ihre Geschäftsreisenden lieber außerhalb unterbringen, während die Handlungsreisenden selbst gerne bei ihm zu Gast wären.

Massive Angriffe und Gerüchte

Und schließlich gebe es noch massive Angriffe und Gerüchte. Sogar einen anonymen Brief habe er erhalten: Hier wurde ihm in aggressiver Weise nahegelegt, Furtwangen zu verlassen. Gleichzeitig wurde der Verdacht geäußert, dass er selbst der Stadtkapelle beim letzten Trödlermarkt das Geld gestohlen habe. Dabei habe er der Kapelle lediglich kostenfrei einen Raum für ihre Instrumente zur Verfügung gestellt, am Ende hatte er hier noch den Schaden durch die zerstörte Tür. So frustriert werde er künftig weder die Freifläche vor dem Hotel noch die Außenbereich wie den Garten für Veranstaltungen wie den Trödlermarkt zur Verfügung stellen.

Nicht zuletzt kritisiert Thomas Messerer, dass der Stadt ein touristisches Konzept fehle, wie es Titisee, Schluchsee oder Feldberg haben. Es gebe genügend Highlights wie Trödlermarkt, Bike Marathon, Barbara- und Christkindlmarkt und die Fasnet. Aber es werde nichts dafür getan, dass die Gäste dieser Veranstaltungen auch in Furtwangen bleiben. Zum Glück laufe sein Hotel gut, bis 2020 sei er bereits mit verschiedenen Reiseunternehmen und Busreisen gut ausgebucht.