Das Objekt des Monats Mai im Uhrenmuseum: Die um 1890 in Furtwangen entstandene Uhr zeigt eine Strohflechterin in Tracht und ist mit Stroharbeiten dekoriert. Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Deutsches Uhrenmuseum: Objekt des Monats heißt "Stroh zu Gold flechten?"

Furtwangen (kou). Das Objekt des Monats Mai 2018 im Deutschen Uhrenmuseum wird unter der Überschrift "Stroh zu Gold flechten?" vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Uhr, die um 1890 in Furtwangen hergestellt wurde. Das Holzschild wird gekrönt von einer Strohflechterin. Ziffernblatt, Pendel und Pendellinse sind reich mit verschiedenen Strohflechtereien dekoriert – ein Dokument des Zeitgeschmacks.

Frau mit Strohhut

Der Blog des Deutschen Uhrenmuseums gibt Auskunft: "Schon um 1900 war das ein nostalgisches Erinnerungsstück an die gute alte Zeit. Doch was hatte es mit der Strohflechterei im Schwarzwald auf sich? Und war die alte Zeit wirklich so gut? Die Lackschilduhr zeigt eine Frau mit Strohhut (Nussbach, etwa 1840). Bereits im 18. Jahrhundert wurden im Schwarzwald Strohgeflechte in Heimarbeit gefertigt, doch diese waren noch recht grob.

Feine Strohflechterei

Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich das mit dem neu eingesetzten kaiserlich-königlichen Obervogt der vorderösterreichischen Herrschaft Triberg. Obervogt Karl Theodor Huber verbreitete das Wissen über die sogenannte feine Strohflechterei im Herrschaftsbereich. Besonders zwischen 1810 und 1880 blühte der Handel mit Stroherzeugnissen im damaligen Schwarzwälder Uhrmachergebiet. Hergestellt wurden vor allem Strohhüte, die zu den Schwarzwälder Trachten getragen wurden, oder Alltagsgegenstände wie Schuhe und Taschen.

Robert Gerwig bemühte sich nicht nur um die Professionalisierung der Uhrmacherei, sondern auch der Strohflechterei rund um Furtwangen. Im Rahmen der Gewerbeförderung trieb Gerwig auch die Ausbildung von Geflechtlehrerinnen für die Gründung neuer Strohflechtschulen voran. Die Strohflechterei erreichte um 1860 ihren Höhepunkt. Bereits um 1880 befand sich das Strohgewerbe schon wieder auf einem absteigenden Ast. Billigere und trotzdem hochwertige Produkte aus Asien sowie die besonders feinen Geflechte aus der Region Wohlen im Aargau oder aus Venetien waren eine zu große Konkurrenz. Die Idee Gerwigs ging unter, und viel Zubrot ging verloren – von wegen Gold.