Das IP-Netz gilt als Netz der Zukunft. Foto: PJ_JoE – stock.adobe.com

Bei Wechsel von ISDN- auf IP-Anschluss befürchten Kunden aus dem Raum Furtwangen Nachteile.

Furtwangen - Bewohner Furtwangens und der Stadtteile, die in Gebieten ohne Glasfaser leben, haben jetzt schon Nachteile bei der Geschwindigkeit im Datennetz. Doch diese negativen Auswirkungen können sich für manche Telekom-Kunden noch verschlimmern.

Der Medien-Konzern stellt schon seit geraumer Zeit seine Anschlüsse auf Internet-basierte so genannte IP-Anschlüsse um. In Gebieten mit Breitband ist das mit Verbesserungen bei den Übertragungsraten verbunden. Doch ohne Glasfaser kann sich das ins Gegenteil verkehren.

Ein Betroffener ist beispielsweise Matthias Kaiser von der Firma Kaiser Heizung Sanitär in Rohrbach. Beim bisherigen ISDN-Anschluss könne man mit mehreren Telefonen raus- und reintelefonieren. Doch nach der Umstellung sei der Anschluss vergleichbar mit einer früheren Analog-Leitung, auf der lediglich ein Telefonat laufen könne, nicht mehr mehrere gleichzeitig.

Verbindung schwächelt oft

Um die ohnehin schon schlechten Übertragungsraten im Internet aufzupeppen, nutzt die Firma seines Vaters eine Alternative über Wlan, also über Funk. Doch auch hier schwächele die Verbindung, wenn viele im Netz seien oder bei Unwettern.

Vor einem Viertel Jahr sei die Telekom das erste mal auf die Firma zugekommen mit dem Hinweis, dass der Anschluss von ISDN auf IP umgestellt werde. Kaiser hat dann versucht, über die Hotline der Telekom eine Verlängerung der Frist zu erreichen. Dies sei ihm auch gelungen, nachdem er zwei Mal eine Stunde in der Warteschleife gehangen sei, bevor er mit einem Kundenberater sprechen konnte. Nun laufe die Frist bis Mitte Dezember. Doch dann sei die Umstellung auf IP nicht weiter zu verschieben, gibt Kaiser die Begründung der Telekom wieder.

Bürgermeister bewertet Vorgehen als "rigoros" und "unterirdisch"

Bürgermeister Josef Herdner empfindet das Vorgehen des Medienkonzerns als "rigoros" und "unterirdisch". Das Medienunternehmen habe aus wirtschaftlichen Gründen selbst keine Lust, auf dem Land mit dem Breitbandausbau tätig zu werden. "Aber man muss dann auch nicht anderen zu Leide leben", kritisiert Herdner die Umstellung auf IP in denjenigen Fällen, bei denen nachher weniger Leistung für die Telekom-Kunden herausschaut.

Flächen ohne Breitband gebe es in Rohrbach, Linach, den Außenbereichen von Neukirch und Schönenbach. Aber auch in der Kernstadt gebe es noch unterversorgte Flecken, weiß Herdner.

Einen konkreten Zeitplan zu nennen für den Ausbau des Breitbands durch den Zweckverband Breitbandversorgung, fällt dem Bürgermeister schwer. Denn das hänge von Fördermöglichkeiten und einem aufwendigen Antragsverfahren ab. In Linach werde geschaut, wie Leitungsverlegungen für Wasser und Abwasser mit Leitungen für Glasfaser koordiniert werden könnten. Die Breitbanderschließung in Rohrbach sei abhängig von Schönenbach, weil das Netz in Rohrbach an jenes in Schönenbach "angedockt" sei. In Furtwangen seien es beispielsweise noch die Schulen, die an die Glasfaser angeschlossen werden müssten, außerdem manche Wohngebiete wie der Kussenhof und der Ganterhof. Herdner schätzt, dass die Gesamtstadt noch vier bis fünf Jahre brauche, bis sie in der Fläche mit Breitband versorgt sei.

Die Kommunen im Kreis arbeiten beim Ausbau des Breitbands mit dem Zweckverband Breitbandversorgung zusammen. Der Zweckverband stellt das Glasfasernetz zur Verfügung, das wiederum von der Firma Stiegeler IT betrieben wird. Stiegeler IT hat als Konkurrenzunternehmen zur Telekom trotzdem Verständnis für deren Vorgehen. Irgendwann müsse die Telekom ja auf die neue Technologie umstellen, meint Marina Stiegeler, Marketingleiterin von Stiegeler IT. Sie rät Kunden, die durch die IP-Umstellung schlechter gestellt werden, aufmerksam den Breitbandausbau durch den Zweckverband zu verfolgen. Wenn es sich um ein Gebiet handle, das demnächst mit Glasfaser ausgebaut werde, dann sei es sinnvoll, keinen Neuvertrag mit der Telekom abzuschließen und sich so für zwei Jahre zu binden. Vielmehr könnten Betroffene mit Stiegeler IT Kontakt aufnehmen und in die Vorzüge des schnelleren Glasfasernetzes kommen, sobald dieses durch den Zweckverband vor Ort zur Verfügung gestellt werde.

Info: Das sagt die Telekom

Wie vom Pressesprecher der Telekom, Niels Hafenrichter, zu erfahren ist, habe das Unternehmen bereits 2015 begonnen, ihr Netz auf die sogenannte IP-Technologie umzustellen. "Die neue Technologie basiert auf dem Internet-Protokoll (IP) und ist die technische Voraussetzung für alle schnellen Internetverbindungen und modernen Telefonanschlüsse."

Bereits 95 Prozent der Telekom-Kunden seien auf die IP-Plattform umgestellt worden. Für Privatkunden solle die Umstellung Ende diesen Jahres abgeschlossen sein, für Geschäftskunden im Jahr 2020, informiert Hafenrichter.

In einigen Fällen sei der von der Telekom betriebene Glasfaserausbau "beim besten Willen nicht wirtschaftlich zu stemmen". Allein die Verlegung des Glasfaserkabels koste, durch den erforderlichen Tiefbau, im Schnitt zwischen 50 000 und 70 000 Euro pro Kilometer.

"Bei einer sehr geringen Anzahl von Kunden können wir daher aus technischen Gründen nach dem Wechsel auf die IP-Plattform nicht mehr dieselbe Leistung anbieten wie auf der alten ISDN-Plattform", räumt Hafenrichter ein.

Die am Anschluss vorhandene Bandbreite sei in diesen Fällen leider zu gering.

"Fakt bleibt: Das IP-Netz ist das Netz der Zukunft, denn es ist die technische Voraussetzung für alle schnellen Internetverbindungen und modernen Telefonanschlüsse", betont der Pressesprecher. Für das alte ISDN-Netz werde es zudem immer schwieriger, Ersatzteile zu beschaffen. "Ein zuverlässiger Betrieb der alten ISDN-Plattform ist in der Zukunft nicht mehr möglich", wirbt Hafenrichter um Verständnis, dass die Umstellung auf IP-Anschlüsse auch in den mit Breitband unterversorgten Gebieten in Furtwangen erfolgt.

"Unser Kundenservice berät die jeweiligen Kunden zu Alternativen"

"Unser Kundenservice berät die jeweiligen Kunden daher ausführlich zu Alternativen und hilft, eine möglichst passende Kommunikationslösung zu finden. In Furtwangen suchen wir derzeit noch für drei bis vier Kunden nach einer Lösung", so Hafenrichter.

"Uns ist daran gelegen, alle Kunden auf das Netz der Zukunft mitzunehmen. Deshalb bedauern wir es sehr, wenn wir einigen wenigen Kunden an ihrem Anschluss nicht dieselbe Leistung anbieten können wie gewohnt. Wir haben für diese Kunden Alternativen entwickelt, die neben der Telefonie auch einige der von den Kunden gewünschten ISDN-Leistungsmerkmale nachbilden können", erklärt Hafenrichter.

Eine der Möglichkeiten bestehe in einem IP-basierten Sprachanschluss, der einen bisherigen analogen Anschluss simuliere.

Bei diesem sogenannten "MSAN-POTS-Anschluss" seien zumindest Telefonate möglich. "Leider kann einer Leitung hierbei nur eine einzelne Rufnummer zugeordnet werden", beschreibt Hafenrichter den Nachteil. Wenn im Kabel entsprechende Reserven frei seien, könnten natürlich mehrere dieser MSAN-POTS-Anschlüsse gebucht werden.

Häufig könnten auch Mobilfunklösungen eine passende Ersatzlösung sein, sowohl für den Internetzugang, als auch für die Sprachtelefonie.

"Parallel sind wir in Gesprächen mit einem Satellitenbetreiber, da mit der Satellitentechnologie auch in unterversorgten Gebieten Zugang zum Internet und Fernsehempfang ermöglicht werden kann."

Hafenrichter betont: "Es gibt in vielen Fällen eine technische Alternative, die sich jedoch häufig von der bisherigen Lösung unterscheidet. Ob diese Lösungen für die Kunden in Furtwangen passen und von ihnen akzeptiert werden, kann ich heute leider nicht sagen."