Im wahrsten Sinne des Wortes lässt Pastor Kevin Hintzen von der City Church ein Licht aufgehen und vermittelt die befreiende Kraft Gottes. Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Ökumenische Bibelwochen durch Coronavirus gekappt / Lehrreicher Zugang zum Alten Testament

Furtwangen/Oberes Bregtal. Seit geraumer Zeit werden alljährlich ökumenische Bibelwochen durchgeführt. Ideengeber sind die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der evangelischen Kirchen Deutschlands, die Deutsche Bibelgesellschaft und das Katholische Bibelwerk.

Dieses Jahr lautete das Thema "Vergesst nicht", wobei der Mensch vor die Wahl gestellt wird, welchen Weg er beschreiten will. Im Oberen Bregtal wurde die Veranstaltungsreihe durch die Evangelischen Kirchengemeinde, die City Church, die Freie evangelische Gemeinde, die Neuapostolische Kirche, die römisch-katholische und die alt-katholische Pfarrgemeinde getragen. Aus Erfahrung wurde die siebenteilige Veranstaltungsserie gestreckt, die letzten zwei Abende fielen jedoch dem Coronavirus zum Opfer. Gleichwohl – die Menschen, die mitmachten, erlebten einen lehrreichen Zugang zum Alten Testament. Eine bayerische pastorale Gemeinde umschrieb den Sinn des 5. Buch Mose (oder Deuteronomium) als frohe Botschaft, die die leidenschaftliche Beziehung von Gott und Mensch schildert, ein Geschichtswerk darstelle, das Identität für die Zukunft formuliere und Antworten auf Fragen in einer schnelllebigen und technologisierten Welt gebe.

In Furtwangen ging man teils dozierend, aber immer im Gespräch bleibend und persönliche Meinungen zulassend an die komplexen Texte heran. Man ergründete die Mosaischen Aussagen, stellte Bezug zum Neuen Testament her und erkannte, dass Jesus Christus im Zentrum steht. Zunächst widmete sich der evangelische Pfarrer Lutz Bauer dem Thema "Gott zieht voran" (wir berichteten). Den zweiten Abend gestaltete die City Church. Ihr Pastor Kevin Hintzen vermittelte mit Leidenschaft die befreiende Kraft, die die Flucht der Israeliten aus ägyptischer Gefangenschaft ermöglicht habe und zu individueller Freiheit führe, wobei der Bund mit Gott Identität garantiere.

Viel Arbeit hatte sich der Mediziner Hans Joachim Schlayer von der Freien Evangelischen Gemeinde gemacht, um mit alt- und neutestamentlichen Texten auf die Spur Jesu Christi mit dem Thema "Treue zu Gott" zu kommen, der Sicherheit garantiere und Identität stifte.

Das Thema "Segen und Fluch" behandelte Hans-Dieter Zöphel von der Neuapostolischen Kirche, der sofort in eine Diskussionsrunde einstieg mit dem Fazit "allen Widerwärtigkeiten in der Welt kann man nur mit Glaube und Gottvertrauen begegnen".

Keine Fragen blieben bei Michael Schlegel offen, der sich mit "Dankbarkeit" beschäftigte. Der Hochschulseelsorger und Alttestamentler wies auf das bereichernde Moment der alten Texte mit eigener Programmatik hin. Einheit werde geschaffen: ein Volk, ein Heiligtum, ein Gott. Wer sich an Gottes Gesetze hält, kann in mitmenschlicher Liebe Krisen auch in jetziger Zeit überwinden, so die Botschaft. Die Besinnung auf Vergangenheit und Gegenwart könne Zukunft schaffen und der Blick auf Christus gebe Kraft, Gottes Gebote zu erfüllen.

Im aktuellen gesellschaftlichen Spannungsverhältnis sieht Dekan Joachim Sohn von der alt-katholischen Gemeinde den Text der Mosebücher zur Mitmenschlichkeit und meinte: "Ohne unsere menschliche Liebe zu den anderen, den Nächsten, wird unsere Welt kalt und sozial dunkel werden." Gott verlange, Menschen in Not, Witwen und Waisen, Fremden und Flüchtlingen zu helfen. Grund zum Handeln sei, dass Gott aus der Sklaverei befreite und zuerst etwas für die Menschen getan habe, was nicht vergessen werden solle.