Ein interaktives Memory-Spiel für Senioren haben Studenten der Hochschule entwickelt. Foto: HFU Foto: Schwarzwälder-Bote

Innovation: Studierende der HFU entwerfen interaktive Systeme / Heimbewohner in Entwicklung einbezogen

Wie können interaktive digitale Medien genutzt werden, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern?

Furtwangen. In einer besonderen Lehrveranstaltung der Hochschule Furtwangen (HFU) entwickeln und testen Studierende gemeinsam mit Menschen mit Demenz und Betreuungskräften im Pflegeheim St. Cyriak in Furtwangen innovative Ideen.

Die Studierenden kommen aus zwei unterschiedlichen Fachrichtungen: Zum einen dem Bereich "Digitale Medien", zum anderen dem Studiengang "Angewandte Gesundheitswissenschaften". Gemeinsam haben sie nun Prototypen entwickelt und diese im Pflegeheim St. Cyriak vorgestellt. Entstanden ist unter anderem ein interaktives Memory-Spiel. Die Symbole auf den hölzernen Karten sind eingraviert, so dass sie nicht nur angeschaut, sondern auch gefühlt werden können. Über Marker auf der Rückseite erkennt die Ablage-Box die Karten und erzeugt je nach Kombination verschiedene Geräusche und Lieder.

Auch wurde ein System entwickelt, mit dem Menschen mit Demenz beim Sturzprophylaxetraining gemeinsam musizieren können, indem sie mit den Bewegungen ihrer Hände und Füße Instrumente steuern und so ein bekanntes Lied spielen. Das Besondere an der von Christophe Kunze (Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft) und Mathias Wölfel (Fakultät Digitale Medien) gemeinsam geleiteten Lehrveranstaltung: Die Ansätze dazu entstehen nicht in einem Forschungslabor, sondern werden mit Hilfe der sensiblen Einbindung der zukünftigen Nutzergruppen entwickelt. Dazu kooperiert die HFU mit dem Pflegeheim St. Cyriak in Furtwangen.

"Ein zentrales Element dabei ist, dass die Studierenden selbst regelmäßig gemeinsam mit den Bewohnern Zeit verbringen, gemeinsame Aktivitäten durchführen und so individuelle Ideen entwickeln, umsetzen und erproben", sagt Christophe Kunze. Denn jeder Mensch mit Demenz ist anders und hat individuelle Bedürfnisse. Erfahrung, Wissen und Know-how der Pflegenden und Angehörigen dienen dabei genauso als Wissengrundlage wie die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz.

Auch für das Pflegeheim ist die Zusammenarbeit etwas Besonderes: "Die gemeinsame Zeit und die ihnen geschenkte Aufmerksamkeit sorgten bei den Bewohnern für strahlende Gesichter. Und das macht auch uns glücklich. Außerdem war es interessant zu sehen, mit welchen Themen sich die Studierenden befassen", sagt Ramona Kienzler, Qualitätsbeauftragte am Pflegeheim St. Cyriak. Für die Mitarbeiter im Pflegeheim besonders schön ist, dass die entwickelten Prototypen überwiegend im Heim verbleiben und weiter genutzt werden können. Einige Systeme, wie ein interaktives Buch, sind bereits regelmäßig im Einsatz. Die Idee stammt von Andrea Wilkinson und Niels Hendriks von der Luca School of Arts in Belgien, die die Lehrveranstaltung über eine Förderung durch die Robert-Bosch-Stiftung an verschiedenen Hochschulen in Deutschland begleiten.