Schule und Alltag in Togo unterscheiden sich deutlich von gewohnten Standards. Fotos: Janke/Patan Foto: Schwarzwälder Bote

Freiwilligendienst: Judith Patan schildert Schülern ihre Erlebnisse vom einjährigen Aufenthalt in Togo

In den Wochen vor den Weihnachtsferien erhielten über 200 Mädchen und Jungen aus den Klassen sieben bis zwölf des OHG mit Realschule Besuch von Judith Patan, 27, die vor kurzem von ihrem Freiwilligendienst aus Togo zurückgekehrt ist.

Furtwangen. Die Tochter des Musik- und Geschichtslehrers Hartmut Janke war nach Abschluss ihres Studiums in Öffentlicher Verwaltung ein Jahr lang in einem Waisenhaus, einem Kindergarten und einer weiterführenden Schule tätig. Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Politik, Erdkunde und Deutsch nutzten ihr großzügiges Angebot, um ihren Unterricht durch professionell aufbereitete Reportagen aus erster Hand zu bereichern.

Dabei kamen Fragen der Kolonialgeschichte, der Entwicklungspolitik sowie der globalen wirtschaftlichen Verflechtungen ebenso zur Sprache wie zum Beispiel das schmackhafte einheimische Essen, das meist aus regionalen Produkten mit viel Handarbeit zubereitet wird.

Die junge Villingerin hatte das östliche Nachbarland von Ghana erkennbar in ihr Herz geschlossen und räumte mit so manchem Vorurteil gegenüber dem Leben in Afrika auf. Besonders die überschwängliche Lebensfreude, Herzlichkeit und Zuversicht vieler togoischer Freunde hat es ihr angetan. Togo liegt in den fruchtbaren Tropen und gehört mit seinen acht Millionen Einwohnern zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa 50 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten, die meisten davon Mädchen und Frauen.

Selbstverständliches wird hinterfragt

Die Landessprache, die Währung und das Schulsystem der französischen Kolonialherren wurde auch nach der Unabhängigkeit 1960 beibehalten. Mit viel Interesse hörten und sahen die OHG-Schüler, dass sich der Schulalltag in Lomé, der Hauptstadt von Togo, dennoch grundlegend von europäischen Selbstverständlichkeiten unterscheidet.

In den Pausen braucht man auch für ältere Schüler keine "Bewegungsprogramme", um die sportlichen und temperamentvollen Jugendlichen für körperliche Aktivitäten zu motivieren.

Der Unterricht wird erschwert durch Klassenstärken von 50 bis 100 Schülern, veraltete Schulbücher und dem Schulgeld. Dies können sich nicht alle Eltern leisten, so dass vor allem Mädchen zum Teil nur unregelmäßig die Schule besuchen, weil sie in der Landwirtschaft oder beim Straßenhandel helfen müssen. Aber auch in Togo ist die Freizeit der meisten Jugendlichen vom Smartphone und vom Chatten auf WhatsApp geprägt.

Das Funknetz ist in den größeren Ortschaften recht gut ausgebaut. Ähnlich wie die alten Autos aus Europa erhalten auch PCs, Laptops, Fernseher und Handys in Afrika ein ressourcenschonendes zweites Leben und werden mit handwerklichem Geschick aufbereitet. So konnte Judith Patan mit älteren Schülern den Umgang mit Word, Excel und PowerPoint üben.

Die Klassen 9 a und 9 b mussten eine Erörterung über die Frage verfassen, ob sie selbst einen Freiwilligendienst in einem sogenannten Entwicklungsland absolvieren möchten. Judith Patan jedenfalls hat das Jahr zwischen ihrem Studium und der Laufbahn als Verwaltungsfachkraft als persönlich ausgesprochen gewinnbringend erlebt.

Leben fernab der Komfortzone

Das Leben fernab der gewohnten Komfortzone hat ihr vor allem gezeigt, wie sehr die sozialen und familiären Bindungen dort wertgeschätzt werden, zumal staatliche Leistungen, Arbeitsstelle, Bildungs- und Gesundheitswesen nicht gewährleistet sind. So manche Anspruchshaltung, beispielsweise an die lückenlose Reparatur und den Ausbau von Straßen, erscheint in anderem Licht, wenn man eine Regenzeit lang auf Sandpisten auf dem Moped umherfuhr.

Dennoch ist es für Patan, die ein Jahr in Brüssel im Bereich der Bildungspolitik gearbeitet hat, ein großer Ansporn, an der Qualität der hiesigen Bildung professionell zu arbeiten. Derzeit bewirbt sie sich auf verschiedene Stellen im Verwaltungssektor des Bildungswesens und sagte den Schülern zum Abschied: "Für mich persönlich war das Jahr in Togo eine super erlebnisreiche Zeit, die mein Leben enorm bereichert hat."