Politisch-unterhaltsames Kabarett bieten Onkel Fisch, als literarisches Duett besprechen sie das Brexit-Papier. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Ein Jahresrückblick der etwas anderen Art mit dem Duo Onkel Fisch

Furtwangen. Das ungleiche Kabarett-Duo Onkel Fisch bot am Freitag Abend in der ausverkauften Kulturfabrik politische Jahresanalyse gepaart mit unglaublicher Komik.

Monat für Monat arbeiten sie sich am politischen Wahnsinn ab. Die Jahresrückblickpolizei, wie sie sich selber nennen, lässt nichts aus und weist auf politischen Stillstand hin, und das in atemberaubendem Tempo.

Im Januar hatte Deutschland mit Nordirland eine Gemeinsamkeit: keine Regierung. Ob Flexi-Rente oder Groko, Olympische Spiele, Diesel-Fahrverbote oder die neue CDU-Generalsekretärin, die sie in einer Büttenrede mit saarländischem Akzent antreten ließen, stets legen sie den Finger in Unzulänglichkeiten oder Widersprüche. Ob Handelskrieg und Heimatminister Seehofer, ihre politischen Analysen paaren sie mit Humor und bester Schauspielkunst.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un stellten sie als Marionette "Kim roter Knopf", wohnhaft in Kummerland dar. Im Weltraumteleskop machten sie Markus Söder auf einem eigenen Planeten aus, Warnstreik im öffentlichen Dienst verglichen sie mit Zahnreinigung: sinnvoll – aber nervig.

Der April geriet besonders scherzhaft. Simultan übersetzt wurde die Rede des US-Botschafters Richard Grenell in Berlin, von Diplomatie ist dabei wenig zu spüren und auch die WM in Russland sorgte für Katerstimmung. Trump bot fast jeden Monat eine neue apokalyptische Ansage und der Hauptleidtragende der Hitzewelle im Sommer war natürlich die Deutsche Bahn.

Im literarischen Duett diskutierten sie das Brexit-Papier und machten darin keine hohe Fabulierkunst aus. Ob Brexit oder Mietspiegel, als Dauerfazit durch den Abend zog sich eines durch: Özil ist schuld. 100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs stellten sie in Kampf- und Fechtszenen dar.

Adrian Engels und Markus Riedinger, die beiden Herren im schwarzen Anzug arbeiten seit 1994 als Autoren, Regisseure, Sprecher und Schauspieler zusammen. Als Duo sind sie ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, die Pointen sind genauestens choreografiert und treffen zielsicher. Energiegeladen, selbstironisch und immer wieder überraschend stürmen sie durch alle Genres der Kleinkunst, charmant und durchaus böse, das Publikum kam aus dem Staunen und Lachen kaum heraus. Dass sie in Sachen Masken und Verkleidungen abgespeckt haben, fällt eher positiv aus, ihre darstellerischen Qualitäten kommen so eher zur Geltung.

Ein kurzen Blick in die Kristallkugel ließ sie schon vor Freude zittern. Der Jahresrückblick 2019 scheint schon wieder greifbar nahe. Mit ihrer extrem guten Laune, temporeichen Vorträgen, Einspielern sowie Gestik und Mimik boten sie dem Publikum einen sehr unterhaltsamen Abend.