Marie Duffner (Mitte) ist die erste kaufmännische Auszubildende bei der Furtwanger Firma Wehrle, die Studium und Lehre parallel betreibt. Sylke Hör (rechts) und Ralph Wehrle koordinieren die Ausbildung.Foto: Firma Wehrle Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildung: Studium plus jetzt auch für Industrie-Kaufleute / Enge Verknüpfung von Theorie und Praxis

Der Mess- und Kunstofftechnikspezialist Wehrle beschreitet in der beruflichen Ausbildung neue Wege. Erstmals wird mit Marie Duffner eine Mitarbeiterin ein Studium und eine Lehre gleichzeitig absolvieren.

Furtwangen. Die Unterkirnacherin nutzt das Studium plus für Industriekaufleute – ein neues Angebot der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg und der Hochschule Furtwangen.

Beim Studium plus, das 4,5 Jahre dauert, sind die jungen Leute Azubi und Studierende zugleich. Die neue Ausbildung gibt es schon seit längerer Zeit – allerdings bislang nicht für angehende Industriekaufleute. Das hat sich jetzt geändert.

Die 18-jährige Abiturientin fiel ihre Entscheidung nicht schwer, wie das Unternehmen Wehrle mitteilt. Die Firma hatte ihr das Studium plus vorgeschlagen. Der Mittelständler zählte zu den ersten Betrieben in der Region, die den neuen Ansatz positiv aufnahmen. Marie Duffner sagte zu: "Am Ende meiner Ausbildung habe ich den Bachelor-Abschluss International Engineering und bin Industriekauffrau. So etwas gibt es sonst nirgendwo. Zudem bekomme ich ein festes Gehalt."

Gereizt hat sich auch die Möglichkeit, im Studium ihre Fremdsprachenkenntnisse auszubauen. An der Hochschule erwartet sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Fächern. Wer International Engineering studiert, bekommt unter anderem Einblicke in die Managementlehre, in die Betriebswirtschaft, aber auch in die Konstruktion und in die Elektrotechnik.

Die junge Frau ist sich sicher, dass sie mit der Doppelbelastung aus Studium und Lehre zurechtkommt: "Ich kann gut einteilen." Einen Tag pro Woche wird sie in den nächsten Monaten an der Hochschule verbringen, einen in der Berufsschule, den Rest der Woche arbeitet sie im Unternehmen. An Wehrle gefalle ihr, dass der mittelständische Betrieb über eine lange Geschichte verfügt, fest in Familienhand ist und für hochwertige Produkte stehe.

Sylke Hör und Ralph Wehrle koordinieren bei Wehrle die Ausbildung. Ralph Wehrle sagt: "Das Unternehmen steht schon immer für eine sehr gute Ausbildung. Das bedeutet aber auch, dass man gegenüber neuen Möglichkeiten offen sein muss. Wir wollen nicht stehen bleiben." Deshalb habe man sich schnell entschlossen, die neue Studium-plus-Kombination in das Wehrle-Ausbildungsprogramm aufzunehmen.

Sylke Hör gefällt an dem Ausbildungsweg die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. "Wer beides erlebt hat und miteinander verbinden kann, ist sehr wertvoll für den Betrieb." Wichtig sei auch die internationale Ausrichtung. "Wehrle liefert für den Weltmarkt. Der Umgang mit ausländische Kunden hat deshalb für uns eine große Bedeutung", sagt die Ausbildungskoordinatorin.

Weil hoch qualifizierte Fachkräfte der Schlüssel zum zukünftigen geschäftlichen Erfolg sind, wolle Wehrle trotz des schwierigen allgemeinen wirtschaftlichen Umfelds nicht an der Ausbildung rütteln. Acht junge Leute werden Anfang September im Unternehmen ins Berufsleben einsteigen.