Geschäftsführer Günther Möckesch (Mitte) und seine Mitarbeiter Admira Tatarevic und Benjamin Sippel im AI4BD-Firmensitz in der Gerwigstraße 6 in Furtwangen. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Unternehmen jetzt in Furtwangen / Geschäftsführer Günther Möckesch

Furtwangen. Als neuer Geschäftsführer des Informatik-Unternehmens AI4BD schätzt Günther Möckesch das Know-how der Hochschule, aber auch die breit aufgestellte Industrie Furtwangens.

Der bisherige deutsche Firmensitz von AI4BD in Leipzig wurde nun in die Furtwanger Gerwigstraße 6 verlegt. Möckesch, der seit Mai Geschäftsführer des deutschen Unternehmenszweigs ist, sieht gute Wachstumschancen für den Betrieb, gehe es doch in Zeiten von Facharbeitermangel darum, Mitarbeiter effizient einzusetzen. Und genau dabei möchte AI4BD helfen.

Der wenig sagende Firmenname AI4BD steht für "Artificial Intelligence 4 Big Data", was schon andeutet, dass hier mit Hilfe künstlicher Intelligenz große Datenmengen ausgewertet werden. Das wiederum soll Betriebsabläufe in Firmen erleichtern und vor allem Tätigkeiten automatisieren, die durch sich wiederholende Arbeitsschritte gekennzeichnet sind. Möckesch gibt Beispiele aus der Praxis: Die Automaten seiner Firma könnten unter anderem Marktanalysen machen, Sekretariatsaufgaben übernehmen, E-Mails sortieren, an die zuständigen Abteilungen weiterleiten und Auftragseingänge abwickeln. In der Lohnabrechnung und Personalbeschaffung sei ebenfalls vieles über künstliche Intelligenz machbar. Es handle sich um Arbeiten, die bislang von Menschenhand erledigt wurden. Dadurch f rei werdende Arbeitskräfte könnten für die mehr kreativen Aufgaben eingesetzt werden, so Möckesch. Potenzielle Kunden könnten aus ganz unterschiedlichen Branchen kommen, vom Steuerberater über den Mediziner bis hin zum Industrieunternehmen.

Er erinnert an die Automatisierung in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die notwendig gewesen sei, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibe. Ähnlich verhalte es sich mit den neuen Anwendungen künstlicher Intelligenz. Europa sei da eher Schlusslicht, die USA und China hingegen spielten an vorderster Stelle.

Aussagen von Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner gehen in eine ähnliche Richtung: "Wir arbeiten auf Hochtouren und könnten noch mehr tun, wenn wir mehr Hände hätten", beschreibt er die Konjunktur im Handwerk. "Aber personelle Verstärkung ist nicht in Sicht." Betriebe sollten in ihre Ausstattung investieren und beispielsweise digitale Möglichkeiten zur Arbeitserleichterung nutzen: "Wo Personal fehlt, sind effizienzsteigernde Maßnahmen unumgänglich", so Reiner.

Kreative Köpfe sammelt AI4BD um sich. So sind im Büro in der Gerwigstraße neben Möckesch (62 Jahre) auch noch Benjamin Sippel (30), der aus dem Telekommunikationsbereich kommt, und die Informatikerin Admira Tatarevic (27) tätig.

Möckesch möchte im nächsten Jahr außerdem eine "KI-Akademie" der AI4BD in der Hauptstraße in Triberg eröffnen. Dort sollen Interessierte erfahren, wie KI-Technologie funktioniert und wo diese einsetzbar ist.

An der Hochschule Furtwangen möchte er ab Oktober spezielle Vorlesungen als Lehrbeauftragter halten, in denen es um praktische Anwendungen der Informatik geht. Seine erste Vorlesung hält er am Montag, 22. Oktober.

Möckesch kann auf ein Maschinenbaustudium verweisen. Bei seiner Promotion habe Informatik eine Rolle gespielt.

Um sich verstärkt auf seine Aufgaben als AI4BD-Geschäftsführer konzentrieren zu können, gab er den Betrieb des Hotels Wehrle im Oktober an die Moon New Era Hotelgruppe ab.

Die Schweizer Firma AI4BD GmbH gibt es seit 2016. Sie hat auch Standorte in Deutschland, nämlich in Furtwangen, Dresden und nächstes Jahr in Triberg. Geschäftsführer des deutschen Firmenzweigs ist Günther Möckesch. Das Unternehmen sei aus der russischen Ontos AG hervorgegangen. Im Zuge der Krim-Krise sei es in den Jahren 2014 und 2015 zu Handelsbeschränkungen gekommen zwischen Russland und anderen Staaten. Rechte und Patente seien deshalb von einem Schweizer aufgekauft worden. Außer in der Schweiz und in Deutschland hat das Unternehmen auch noch einen Entwicklungsstandort im türkischen Konya, deren Universität sich im Bereich Informatik einen Namen gemacht hat. Insgesamt beschäftigt AI4BD laut Möckesch rund 20 Mitarbeiter.