Uhrenmuseum: Legendärer "Crystal Chronometer" ist Objekt des Monats
Furtwangen. Das Deutsche Uhrenmuseum präsentiert einen um 1965 entstandenen "Crystal Chronometer QC 951" der japanischen Firma Seiko als Objekt des Monats Juli.
Die Konzeption war eine der letzten Amtshandlungen des ausgeschiedenen Museumsleiters Professor Eduard Saluz. Er berichtet von den Olympischen Sommerspielen 1964, die in Tokio stattfanden. Neben dem sportlichen Großereignis wollte Japan auch zeigen, dass es nach den niederschmetternden Kriegsereignissen den Wiederaufbau schaffte. Daher wurde die Firma Seiko zum offiziellen Zeitmesser der Olympiade bestimmt. Neben traditionellen Stoppuhren entwickelte die Firma eine batteriebetriebene Quarzuhr. Seiko konnten den Stromverbrauch drastisch senken, damit die Uhr mit handelsüblichen Batterien ein Jahr lang lief und dies mit nur 0,2 Sekunden Abweichungen pro Tag, bei Temperaturen zwischen Null und 40 Grad Celsius.
Für den "Crystal Chronometer" musste man tief in die Tasche greifen. 1964 kostete ein derartiges Objekt 1500 Mark, was einem mehr als zweimonatigem Gehalt entsprach. Gleichwohl wurde die "Kristalluhr" ein Verkaufsschlager.
Die Vokabel lässt aufhorchen, denn schon der Schweizer Uhrmacher Jobst Bürgi (1552-1632) schuf eine Uhr gleicher Bezeichnung, deren Gehäuse zum Großteil aus geschliffenem Bergkristall bestand. Im "Crystal Chronometer" allerdings besteht das Herzstück des Werkes aus Quarz. Quarzuhren kannte man schon seit den 1920er Jahren. Sie besaßen riesige Ausmaße. Mit der Erfindung des Transistors in den 1950er Jahren kam die Wende und es war möglich, handliche Quarzuhren zu bauen. So bot die Firma Patek Philippe einen "Chronotome" an, der allerdings viele Akkus verbrauchte und äußerst teuer war. Schon der Selbstkostenpreis betrug 8800 Schweizer Franken.
Die Japaner wollten ihre Wirtschaftskraft und ihr technisches Können beweisen und so wurde der "Crystal Chronometer" entwickelt, der neben anderen Uhren, namentlich Stoppuhren, internationale Bedeutung errang und europäische Firmen im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aussehen ließ. Auch heimische Uhrenfabriken konnten nicht mithalten. Sie hatten offenbar den Trend verpasst und manche Firma ging zugrunde oder musste starke Einschränkungen hinnehmen. Mittlerweile sind Quarzuhren gang und gäbe und sind zu Billigstpreisen zu erwerben.
Weitere Informationen: Das Museum ist außer montags täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Neben dem Objekt des Monats sind eine Vielzahl an Uhren und Materialien zur Uhrengeschichte zu sehen.