Beim Kussenhof-Kreisel sollen ab heutigen Montag die Arbeiten nach der Ferienpause wieder weitergehen. Foto: Reutter

Kreuzungsbereich am Kussenhof wird umgestaltet. Umleitungsstrecke durch Carl-Diem-Straße.

Furtwangen - Der Kussenhof-Kreisel nimmt Formen an. Währenddessen schlängelt sich der Verkehr entlang der Umleitungsstrecke in der vergleichsweise schmalen Carl-Diem-Straße.

Die Anwohner in der Carl-Diem-Straße müssen nun deutlich mehr Verkehr in Kauf nehmen. Das wird wohl noch eine ganze Weile andauern.

Wie das Regierungspräsidium informiert, dauern die Bauarbeiten am Kreisel voraussichtlich noch bis Anfang oder Mitte Oktober. Wobei die Arbeiten in drei Phasen unterteilt werden. Der erste Bauabschnitt, der unter Vollsperrung der bestehenden Kreuzung den Verkehr in beiden Fahrtrichtungen über die Carl-Diem-Straße lenkte, ist mittlerweile abgeschlossen.

Im zweiten Bauabschnitt werden die Verkehrsteilnehmer nun, von Linach kommend, weiterhin über die Carl-Diem-Straße umgeleitet. Die restlichen Verkehrsteilnehmer umfahren die Kreuzung über die beiden Parkplätze entlang der B 500/Bregstraße.

Stillstand auf der Baustelle

In den vergangenen Tagen herrschte wegen der Handwerkerferien Stillstand auf der Baustelle. Doch ab Montag soll es mit den Arbeiten am zweiten Bauabschnitt weitergehen, so Verena Heizler, Projektleiterin im Regierungspräsidium für den Kussenhof-Kreisel.

Im dritten Bauabschnitt werden dann nur noch Restarbeiten ausgeführt, die unter Verengung der Bregstraße ohne Sperrung erfolgen können. Dann dürfen die Anwohner der Carl-Diem-Straße wieder aufatmen.

Letztlich soll der neue Kreisverkehr für mehr Sicherheit sorgen, gab es doch in dem Kreuzungsbereich in den vergangenen Jahren mehrfach schwere Unfälle, darunter auch zwei tödliche. Der Kussenhof-Kreisel ist ein lang gehegter Wunsch der Stadt. Die Kosten belaufen sich auf 1,15 Millionen Euro, informiert das Regierungspräsidium. Da hier Bund-, Kreis- und städtische Straßen aufeinandertreffen, werden die Kosten verteilt. Laut Heizler übernimmt die Stadt 24,7 Prozent der Kosten, 23,1 Prozent der Kreis und den Rest der Bund.

Im Zuge der Umgestaltung der Kreuzung hat sich die Stadt Furtwangen dazu entschlossen, eine neue Wasserleitung sowie einen neuen Regenwasserkanal mitzuverlegen. Außerdem werden in diesem Zuge auch Stromleitungen des Stromversorgers EGT verlegt, weiß Markus Adler, Pressesprecher des Regierungspräsidiums.

Die Arbeiten lägen im Zeitplan, meint Adler. Der größte Teil der Leitungsarbeiten sei bereits ausgeführt. Weiterhin sei der Unterbau der Fahrbahn und des Kreisels hergestellt und der Fahrbahnast B 500 in Richtung Stadt bereits teilweise asphaltiert.

Timeline: Die Vorgeschichte

Der derzeit errichtete Kussenhof-Kreisel hat eine lange Vorgeschichte. Die Stadtverwaltung Furtwangen beschreibt das Prozedere mit folgenden markanten Daten:

März 1993: Straßenverkehrsamt befürwortet Kreisverkehrsplatz.

Mai 1994: Gemeinderat schließt sich dem an, will aber selbst nicht planen.

Juni 1994: Straßenbauamt sieht einen Kreisverkehrsplatz nicht für zweckmäßig an. Es habe nur ein äußerst geringes Unfallgeschehen in den letzten fünf Jahren gegeben.

Oktober 1994: Mehrere Unterschriftenlisten (über 250 Personen) werden der Stadtverwaltung übergeben, die einen Fußgängerüberweg für die Kinder fordern.

März 1995: Straßenverkehrsamt befürwortet weiterhin einen Kreisverkehrsplatz gegenüber dem Straßenbauamt. Straßenbauamt widerspricht. Man solle aber über eine Querungshilfe vor Ort beraten.

Juli 1995: Der Fußgängerweg (bergab rechte Seite) soll im unteren Bereich vollendet werden.

Dezember 1995: Erneuter Antrag auf Kreisverkehrsplatz.

Januar 1996: Erneute Ablehnung durchs Straßenbauamt.

Januar 1997: Verkehrsminister Schaufler schließt sich dem Votum des Straßenbauamts an.

In den folgenden Jahren wird die Kohlheppstraße mit weiteren Häusern bebaut und die Josef-Dorer-Straße neu erstellt. Dadurch ergibt sich eine höhere Zahl von Verkehrsteilnehmern in Richtung Kussenhofstraße.

Dezember 2000: Einstellung einer Planungsrate für den Kreisel in den städtischen Haushalt.

Januar 2005: Polizeiposten Furtwangen fordert Prüfung der Einrichtung eines Kreisverkehrs im Zuge der Fahrbahnsanierung B500. Die Polizei sieht die Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu reduzieren.

April 2005: Der Technische und Umweltausschuss präferiert Kreisverkehrslösung.

September 2005: Besprechung des Bürgermeisters mit dem Straßenbauamt Donaueschingen. Kreisverkehr sei eine sinnvolle Sache. Eine Finanzierung in Richtung Bund 50 Prozent, Kreis und Stadt je 25 Prozent sei denkbar. Währenddessen stagniert die Belagssanierung der B500, einzelne Knotenpunkte müssten zuvor noch festgelegt werden, beziehungsweise Kanalsanierungen müssten vorausgehen.

November 2008: Auf Nachfrage erklärt das Straßenbauamt, dass das Amt die Maßnahme planerisch weiterentwickle, man leide aber unter fehlenden Haushaltsmitteln und personeller Unterbesetzung.

September 2009: Das Regierungspräsidium betont, dass der Kreuzungsbereich nicht als besonderer Unfallschwerpunkt aufgefallen sei.

Ende 2015: Zählung durch ein Ingenieurbüro. Es ergeben sich an der B 500 10 290 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden, an der K 5732 sind es 2724 Fahrzeuge und an der Kussenhofstraße 3961.

April 2016: Der Landrat unterstützt die Initiative der Stadt. Der Umbau sei bislang an der Finanzierbarkeit gescheitert, weil es sich bei der Kreuzung bisher nicht um einen Unfallschwerpunkt gehandelt habe. Nun habe man wegen der beiden Todesfälle (2012 und 2015) eine andere Einschätzung.

Mai 2016: Das Regierungspräsidium informiert den Landrat: Dabei weist die Behörde auf die beiden Todesfälle hin und erklärt, dass die Planung vom Baureferat Ost in Donaueschingen betrieben werde.

November 2016: Entwurfsplanung an die Träger öffentlicher Belange. Beginn der Baumaßnahme für 2018 geplant.

Juni 2018: Baubeginn für den Kussenhof-Kreisverkehr.

Oktober 2018: Geplante Fertigstellung des Kreisverkehrs.