Uhrenmuseum: Dorer-Uhr aus Gütenbach Objekt des Monats

Furtwangen. Eine Lackschilduhr, die um 1860 durch den Gütenbacher Uhrmacher Raimund Dorer gefertigt wurde, ist Objekt des Monats Februar. Offenbar viel akribische Arbeit hat der Direktor des Deutschen Uhrenmuseums in Furtwangen, Eduard Saluz, aufgewendet, um Genaueres über Hintergründe zu erfahren.

Das Interessante ist eine Jagdszene im Tympanon des Lackschildes. Gezeigt werden ein Elefantenführer auf dem Rücken seines Tieres, ein bedrängter Jäger, ein Löwe und ein Baum. Das Bild war wiederzufinden in der französischen Zeitung "Le Magasin Pittoresque", die 1833 schreibt: "Ein junger Jäger hatte auf einen Löwen geschossen und bereitete einen zweiten Schuss vor, um ihn zu erledigen, doch durch eine Bewegung seines Elefanten fiel er herunter auf den Boden. Der Löwe, obwohl bereits geschwächt, fasste den unglücklichen Jäger zwischen seinen Krallen, keine Möglichkeit zur Rettung schien möglich. Doch der Elefant, zuerst erschrocken, dann angespornt von seinem Führer, wickelte seinen Rüssel um einen jungen Baum und zerriss dem Löwen, indem er ihn zwischen dem Stamm und dem Boden einklemmte, die Lenden. Man zog den Jäger halb tot hervor, sein linker Arm war zweifach gebrochen, sein Bauch und seine Seite schrecklich aufgerissen. Nichtsdestotrotz konnte er gerettet werden. Sein Heil wird hiermit allen Jägern als ein wunderbares Ereignis mitgeteilt."

Malerei stammt von Abziehbild

Die Gütenbacher Holzuhr wird von dieser Jagdszene geschmückt. Die Malerei stammt von einem Abziehbild, das aufgetragen wurde, eine im 19. Jahrhundert gebräuchliche Technik.

Professor Saluz ging auf Spurensuche und fand heraus, das Abziehbilder zumeist Kopien vorgefertigter Malereien waren. Wenige Exemplare schien es noch vor Jahren zu geben. Jetzt kann man auf einen großen Bestand an Literatur blicken und moderne Medien befragen. Saluz stellte fest, dass bei Gettyimages das exotische Bild auf 1832 datiert wird, was zum "Penny Magazine" führte, wo es die Bildbeschreibung gab. Ursprung war danach das Buch "Pen and Pencil Scetches" von Captain Mundy. Das Buch ist als Scan im Internet anzuschauen. Auch die Bilddatenbank Alamy gibt etwas her. Trotz aller Quellen bleibt offen, warum erst rund 30 Jahre später die Uhr mit dem Jagdmotiv entstand. Nicht ohne Grund stellt das Museum die Frage "Happy End?" als Überschrift des dreisprachigen Flyers.