Etwa 3000 Meter Landstraße sind es zwischen Schönenbach und Rohrbach. Ein Radweg soll für mehr Sicherheit sorgen – und gleichzeitig Platz für das Glasfaserkabel bieten. Doch die Verwirklichung scheint in weite Ferne gerückt. Foto: Liebau Foto: Schwarzwälder Bote

Breitband: Land hält Radweg für nicht so wichtig / Bürgermeister Herdner verspricht "Plan B"

Bis Rohrbach den Anschluss an das schnelle Internet bekommt, kann es noch einige Jahre dauern. Das Regierungspräsidium sieht derzeit keine Notwendigkeit, den Radweg von Schönenbach nach Rohrbach zu bauen. Darin soll eigentlich das Glasfaser verlegt werden.

Furtwangen-Rohrbach. Ohne Glasfaser hat Furtwangens zweitgrößter Ortsteil keine Chance, an das schnelle Internet angeschlossen zu werden. Das gilt im Prinzip für jede Stadt und jedes Dorf, die von den privaten Internetanbietern nicht ausreichend versorgt werden können oder wollen.

Das hat auch vor Jahren der Landkreis Schwarzwald-Baar erkannt und 2014 den "Zweckverband Breitband" gegründet. Erklärtes Ziel war es damals, bis zum Jahr 2025 fast alle 210 000 Einwohner im Kreis und möglichst alle geschlossenen Siedlungsbereiche anzuschließen. Der Zweckverband baut die Ringleitung, den so genannten Backbone, während die Kommunen die jeweiligen Ortsnetze finanzieren.

Weißer Fleck auf der Ausbau-Karte

Der Backbone hat inzwischen Furtwangen erreicht und wird Gütenbach, Vöhrenbach, Schönwald und Neukirch verbinden. Bis Ende diesen Jahres sollen die ersten Haushalte in Furtwangen und Neukirch einen Hausanschluss erhalten, es wurde im Gemeinderat auch schon der Anschluss einzelner verstreuter Gehöfte bei Neukirch diskutiert. "Derzeit laufen die Planungsvorbereitungen für das Ausbaugebiet "Am Sommerberg" und Schönenbach. Der Baubeginn dürfte 2019 erfolgen, mit ersten Hausanschlüssen kann im Jahr 2020 gerechnet werden", teilt Hauptamtsleiter Marcel Schneider auf Anfrage mit.

Eine grafische Übersicht über den Ausbaustand gibt es auf der Homepage des Zweckverbandes Breitband. Während im westlichen Teil des Kreises zahlreiche Dörfer schon versorgt sind oder die Leitungen in Bau sind, ist dort, wo Rohrbach liegt, ein weißer Fleck auf der Karte.

Das heißt aber nicht, dass sich die Furtwanger Stadtverwaltung noch keine Gedanken gemacht hat, wie man das Glasfaser – möglichst günstig – in den Ortskern legen kann. Ein Radweg soll es richten, darunter sollen im Kabel die Daten gen Rohrbach fließen. 2020/21, so Marcel Schneider, sei es Absicht, den Bau des Radweges zu beginnen. Zwei Fliegen kostengünstig mit einer Klappe geschlagen? Doch es gibt massive Hindernisse.

Radweg seit Jahrzehnten ein Thema

Schon seit Jahrzehnten ist ein drei Kilometer langer Radweg zwischen Rohrbachs Ortsmitte und Schönenbach angedacht, doch verwirklicht wurde er nie. Lediglich die Landesstraße 175 verbindet die beiden Dörfer miteinander. Auch ein Fußweg fehlt.

Dass es Bedarf gibt, zeigt ein Blick in den Radverkehrsplan des Schwarzwald-Baar-Kreises. Dort wurde das Projekt im Jahr 2014 mit der Priorität "Hoch" eingestuft und das Kosten/Nutzen-Verhältnis als "sehr gut". Beste Voraussetzungen, so scheint es. So weit, so gut. Aber weder der Kreis und auch nicht die Stadt Furtwangen sind Eigentümer der Landesstraße. Einen Bau kann nur das Land und damit das zuständige Regierungspräsidium Freiburg anordnen.

Dort dort winkt man ab. Im Vergleich zum Landkreis sieht das Land aktuell keinen Bedarf, zwischen Rohrbach und Schönenbach eine Radverbindung zu bauen. Wie Markus Adler, Pressesprecher des Regierungspräsidium auf Anfrage bestätigt, habe die Stadt zwar darum gebeten, die Notwendigkeit des Radweges zu prüfen und die Planung einzuleiten. Doch seine Behörde sei angehalten, vorrangig diejenigen Radverbindungen zu bauen oder auszubauen, die im Radwegeplan des Landes verzeichnet sind.

Der Blick auf die entsprechende Homepage der Landesregierung zeigt: Von Rohrbach ist in diesem im Jahr 2016 erstellten Verzeichnis mit Namen "RadNETZ" nirgendwo die Rede. Und weiter heißt es dort, dass dieser Radwegeplan "alle Handlungsfelder und Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre zusammenfasst". Das heißt im Klartext: Vor 2026 wird das Land von sich aus den Radweg Rohrbach-Schönenbach überhaupt gar nicht in Erwägung ziehen.

Stadt will erst mal am Radweg festhalten

Furtwangens Bürgermeister Josef Herdner will sich davon nicht beirren lassen und hält weiter an der Radweg-Lösung fest. Wie er im Telefonat mit dem Schwarzwälder Bote erklärt, wolle er und Ortsvorsteher Karl Wehrle nach der Sommerpause die Trasse besichtigen und Gespräche mit Grundstückseigentümern führen. Damit wolle man auch eine Planung durch das Regierungspräsidium anstoßen.

Und wenn es trotzdem eine Planung ablehnt? Herdner spricht von einem "Plan B", einer Verlegung des Kabels auf eigene Faust, eventuell auf der kürzesten Trasse. Auf das Wohlwollen von Grundstückseigentümern sei man dann nicht angewiesen, denn das Legen von Telekommunikationsleiten habe Vorrang. "Wenn wir 2019 mit den Planungen für den Radweg nicht weiterkommen, dann werden wir das wohl 2020 durchziehen", erklärt Herdner.

Weitere Informationen: www.radverkehrsplan-sbk.de www.fahrradland-bw.de/radverkehr-in-bw/radnetz www.breitband-sbk.de/zweckverband