Volker Schwer ist begeisterter Musiker, unterhaltsamer Moderator und umsichtiger Vorsitzender der Furtwanger Stadtkapelle. Sein Leitspruch: "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" (Gustav Mahler). Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtkapelle: Musiker freuen sich über Wiedersehen / Neues Format statt Jahreskonzert

Corona hin oder her: Die Stadtkapelle Furtwangen marschiert frohgemut in die Zukunft. Wer ihren Vorsitzenden Volker Schwer mit seiner heiteren und verbindlichen Art kennt, kann nur Positives erwarten, auch wenn es statt des großen Jahreskonzertes dieses Jahr wohl eher einen Spontanauftritt geben wird.

Furtwangen. Mit rund 50 Aktiven stellt der Verein eine große Gruppierung dar, ergänzt durch die 18-köpfige Jugendkapelle. Neuen Schwung gab es, als Timo Hieske im vergangenen Jahr den Taktstock übernahm. Eingängige Stücke wie "Les Misérables" oder "Der Zigeunerbaron" erklangen beispielsweise am Neujahrskonzert, das gute Stimmung verbreitete und bestens beim Publikum ankam. Die Fasnet wurde noch gefeiert und eine Woche danach war Probe angesagt. Eine gemeinsame Entscheidung wurde schnell getroffen, und die Welt sah plötzlich anders aus.

Termine mit den "Innsbrucker Böhmische" oder das Festkonzert in Simonswald wurden abgesagt. Die musikalische Umrahmung der 100-Jahr-Feier der Firma Hermann und der Auftritt beim Gütenbacher Scherensägefest mussten entfallen. Auch die Nachwuchsausbildung ruhte, bis Präsenzunterricht wieder möglich wurde. Man glaubte zunächst nicht, dass sich das Virus so extrem auswirken würde. Vom Dachverband habe es nur spärliche Nachrichten gegeben, so der Vorsitzende, der das Verständnis der Mitglieder lobt. Über WhatsApp-Gruppen lief die Kommunikation, und um die Musiker bei Laune zu halten, bekam jeder ein Fläschchen Sekt mit Grußkarte der Vorstandschaft.

Jeder fieberte der ersten Probe entgegen, die nun endlich im Saal der Festhalle möglich wurde. Stühle wurden mit Namensschildern versehen und mit Abstand aufgestellt, Desinfektionsmittel stand zur Verfügung, Kondensat wurde entsorgt. Die erste Probe verlief äußerst emotional, schilderte Volker Schwer. Die Wiedersehensfreude nach viereinhalb Monaten war groß. Man sorgte für tollen Klang und sah frohe Gesichter einer "großen Familie". Ein Magnet war das Konzert auf dem Marktplatz, wo man die Schwierigkeiten des Zusammenspiels auf Abstand spürte, was aber bestens gemeistert wurde.

Finanziell kam man mit einem blauen Auge davon, denn das Jahreskonzert und die Fasnet waren schon passé, als der Lockdown kam.

"Gottseidank konnte noch vorher das 150. Jubiläum gefeiert werden", so Schwer. Doch der große Posten Trödlermarkt ging verloren. Im zweiten Halbjahr konzentriert man sich auf die Vorbereitung des Jahreskonzerts, doch mit dem großen Orchester ist mit genügend Abstand kein Platz auf der Festhallenbühne.

Intensive Überlegungen des Vorstands sind im Gange, und man kann sich eher ein spontanes Konzert vorstellen. Zu bedenken ist auch die kälter werdende Jahreszeit. Das Programm 2020 wurde kopiert, und es wird beispielsweise der Auftritt beim Aachdorfer Hopfenfest auf 2022 verschoben. Volker Schwer wünscht sich baldige Normalität und hofft auf veränderte Platzregeln, um problemlos etwas für die Allgemeinheit zu tun.

Der Vorsitzende stößt auf Verständnis bei allen Mitstreitern, dass nicht der Vorstand die Regeln festlege, sondern versuche, das Nötige zweckmäßig zu behandeln. Er setzt weiter auf Kameradschaft, persönliche Begegnungen und Freude an der Musik. Harmonie sei weiterhin gefragt. "Das prägt auch das Bild nach außen", sagt Volker Schwer, und bringe Achtung und Wertschätzung ein. Das Publikum solle von dem, was man könne und besser als andere beherrsche, begeistert werden. Schließlich soll der Applaus beweisen: "Es war schee." Im Bezug auf Covid19 hofft Schwer, dass die Forschung fortschreitet und Impfstoffe und Medikamente gefunden werden, damit Blasmusik keine Gefahr mehr mit sich bringt.