Im Bild zu sehen sind (von links) Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Bürgermeister Josef Herdner, Landtagsabgeordneter Karl Rombach, der Assistent der Geschäftsleitung, Joachim Kieninger, und Geschäftsführer Andreas Müller. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder Bote

Besichtigung: Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch informiert sich bei Unternehmen in Rohrbach

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch aus dem Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart verschaffte sich bei tw-elektric einen Einblick in den Betrieb und die wirtschaftlichen Bedingungen für ein Unternehmen im ländlichen Raum.

Furtwangen-Rohrbach. Andreas Müller, der vor fünf Jahren von seinem Vater und Firmengründer Horst Müller die Leitung des Betriebes übernommen hatte, stellte das Unternehmen ausführlich vor. Seit mehr als 40 Jahren produziert tw-elektric Leiterplatten für die Hersteller elektronischer Geräte und Schaltungen.

Aktuell hat das Unternehmen 93 Mitarbeiter. Nachdem es infolge der Wirtschaftskrise 2009 für das Unternehmen nicht gerade leicht war, sei seit dem vergangenen Jahr wieder ein richtiger Aufschwung spürbar, so Müller. Für das laufende Jahr erwartet man einen Umsatz von 14,1 Millionen Euro. 58 Prozent der Kunden kommen aus Baden-Württemberg. Ein wichtiger Markt wären auch die neuen Bundesländer, wo aber nur drei Prozent des Umsatzes getätigt werden.

Friedlinde Gurr-Hirsch fragte, ob der Bodenpreis im ländlichen Raum nicht günstiger sei als in den großen Zentren. Auch hier machte Andreas Müller deutlich, dass im Gegenzug durch die Lage im Schwarzwald die Energiekosten sehr hoch sind. Es sei auch schwierig, Mitarbeiter zu finden. Hier ergänzte Bürgermeister Josef Herdner, dass trotz einer guten Infrastruktur auch mit einem breiten Schulangebot viele Arbeitnehmer nicht hier wohnen wollen, sondern lieber nach Furtwangen einpendeln. Ganz wesentlich für das Unternehmen sei aber die Verbundenheit des Unternehmens mit den Mitarbeitern, die direkt aus der Umgebung kommen.

Eine gewisse Chance sehe man in der aktuell einsetzenden Stadtflucht aus den großen Zentren, hier müsse man aber den Interessenten dann auch etwas bieten. Dazu gehört, so Herdner weiter, auch ein entsprechend guter Nahverkehr. Gerade der Anschluss an die Schwarzwaldbahn über St. Georgen werde bisher vom Kreis aber verhindert. Joachim Kieninger, Assistent der Geschäftsleitung, machte deutlich, dass hier kaum Personal zu finden sei, man befände sich offensichtlich in der tiefsten Provinz. Beispielsweise müsste man, so Andreas Müller, bis nach Ungarn gehen, um einen gelernten Lackierer für den Betrieb zu finden.

Bei den an sich schon hohen Stromkosten sei ein weiteres großes Problem für das Unternehmen die laufende Kostensteigerung in diesem Bereich. Der Strompreis für Gewerbebetriebe ist in Deutschland nach Italien der zweitteuerste. Auch auf dem Weltmarkt sei man noch gut vertreten, doch die Konkurrenz aus Asien wachse ständig. Allerdings habe man inzwischen, so Joachim Kieninger, auch schon wieder Kunden zurückgewinnen können, die den "Schrott" aus Asien nicht verwenden konnten.

Hier machte Friedlinde Gurr-Hirsch deutlich, dass gerade für solche Unternehmen im ländlichen Raum entsprechende Fördermöglichkeiten existieren, wenn es gilt, Arbeitsplätze zu halten oder noch besser zu erweitern. Und hier will tw-elektric, so Andreas Müller, bald die Betriebsfläche um 700 Quadratmeter erweitern, mit Baukosten von 1,2 Millionen Euro. Dabei werde dem Betrieb eine Erweiterung gerade durch das Regierungspräsidium immer wieder erschwert, was auch Bürgermeister Josef Herdner bestätigen konnte. Auf jeden Fall solle Müller versuchen, so Friedlinde Gurr-Hirsch, für seine Erweiterung entsprechende Mittel aus dem ELR (Entwicklungsprogramm ländlicher Raum) einzufordern. Dabei seien die Regularien zu beachten, ein Baubeginn erst nach einem Zuschussbescheid möglich.