Die "Rasselbande" ist unterwegs. Hier sind der wissenschaftliche Mitarbeiter Johannes Graf (links) mit einem Radio mit Wecker aus dem Jahr 1955 und Restaurator Matthias Hüttlin mit einem Wecker-Teekocher aus England (1960) zu sehen.Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Uhrenmuseum: 2017 wurde eine Weckersammlung ausgestellt, die nun das Offenburger Rittermuseum zeigt

Eine Weckersammlung wurde in einem literarisch-historischen Kontext 2017 im Uhrenmuseum ausgestellt. Nun gehen die rund 90 Objekte der "Rasselbande" zu einer Exposition ins Offenburger Museum im Ritterhaus, wo sie vom 21. März bis zum Herbst zu sehen sind.

Furtwangen. Die Offenburger Verantwortlichen waren seinerzeit dermaßen von "Die Wecker kommen!" angetan, dass sie dieses Jahr in ihren Räumen die Ausstellung der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen hatte sich bislang nicht auf eine Wanderausstellung verlegt, ist aber erfreut, dass die Arbeit in dieser Weise honoriert wird. Am Projekt sind der Museumsleiter Eduard C. Saluz, sein Vertreter Johannes Graf, die Volontärin Claire Hölig (Master of Arts), Uhrmachermeister Matthias Beck und der diplomierte Restaurator Matthias Hüttlin beteiligt. Für die Illustration des Begleitbuchs und der Ausstellung "Rasselbande – Die Wecker kommen" sorgte Luca Bartulovic.

In Etappen wird der Glockenruf des 14. Jahrhunderts bis zum Smartphone unserer Tage dokumentiert. Wie der wissenschaftliche Mitarbeiter Johannes Graf bekundete, gilt es, nicht nur alte Uhren zu zeigen, sondern wie sich die Wecker entwickelten. Auch der soziale Hintergrund wird beleuchtet, denn anfangs konnten sich nur reiche Leute ein derartiges Stück leisten. Doch in der Industrialisierung musste nach altem Tagesrhythmus der Arbeit, die stündliche Einsatzfähigkeit berücksichtigt werden – das Wirken von "innerer Uhr", Tageshelle oder Nachtwächter wurde abgelöst.

Schon Casanova bedient sich einer Uhr mit Wecker

Schon der berühmte Casanova bediente sich einer Uhr mit Wecker, um das Schäferstündchen mit einer Nonne und deren Anonymität zu garantieren. Da war ein Wecker Luxus, verbunden mit sexuellem Abenteuer. Eine weitere Station war Émile Zolas Roman "Die Bestie im Menschen", wobei es um einen Bahnhofsvorsteher geht, der sich nach seinen Rundgängen in seinen Sessel setzt, "wo er in einen bleiernen Schlaf fiel, bis ihn sein Wecker verstört auf die Beine brachte".

Alle Angestellten mit ohrenbetäubendem Lärm aufgeschreckt

Die weitere Etappe führte ins Chicago um 1920. Richard Wright beschreibt in seinem Roman "Native Son" einen jungen schwarzen Mann, der in einer heruntergekommenen Umgebung lebt und der schrill durch den Wecker aufgeschreckt wird. Die Ärmlichkeit wird durch das Auftauchen einer Ratte unterstrichen, aber ein erschwinglicher Wecker war notwendig.

Ein Jahrhundert später schrieb Agatha Christie den Krimi "Der Joker". Geheimagent Wade ist Langschläfer und verärgert seine Freunde. Die verstecken in seiner Kammer acht Wecker. Doch am nächsten Tag ist der Kumpel tot; nur noch sieben Wecker sind vorhanden, die auf dem Kaminsims aufgereiht stehen.

"1984" begegnete die Welt aufgeregt George Orwell. In seinem Roman lässt er einen Angestellten des Wahrheitsministeriums aufschrecken, denn der "Televisor" weckt alle Behördenangestellten mit ohrenbetäubendem Lärm auf. Die spannenden Histörchen sind eng mit "Pariser Wecker", der "John Bull", dem "Kottätschle", Reiseweckern bis hin zum "Jubilate" der Telefunken und einem Smartphone verbunden.

Viel Arbeit hat Restaurator Matthias Hüttlin. Erhaltung und Konservierung der Objekte sind Hauptaufgabe, um die Substanz der Zeitdokumente zu erhalten. Behutsam muss vorgegangen werden und die Reinigung erfolgt oft nur mit einem Pinsel. Hüttlin beobachtet genau, und die meisten ausgestellten und asservierten Stücke gingen durch seine Hände. Vorsichtig werden Festigungsmittel aufgebracht und mit Aquarellfarben Lackschäden ausgebessert, die später auch abgenommen werden können. "Nicht Nachhaltigkeit ist gefragt, sondern die Wiederholbarkeit", meint Hüttlin in diesem Zusammenhang. "Ideal ist, wenn man Ausbesserungen nicht sieht, obwohl viel Arbeit dahinter steckt." Wichtig ist die Dokumentation durch Fotografien, dann kommt die Trockenreinigung mit Pinsel, Schwämmchen oder Radiergummi. Mikroskopische Genauigkeit ist gefragt. Matthias Hüttlin absolvierte in Erfurt ein vierjähriges Studium und konnte in den rund 15 Jahren im Uhrenmuseum genügend Erfahrungen sammeln, wobei er nicht "bei Adam und Eva" anfing. Der Restaurator findet es "toll, hier zu arbeiten". Er ist achtsam, denn Fehler anderer dürften sich nicht wiederholen. Daher kommen Lacke, Wachs, Farben oder Hausenblase (Fischleim) in wohlüberlegten Dosen zum Einsatz.