Martin Frank tritt in der Kulturfabrik auf. Der Rhetorik-Akrobat beleuchtet zwei Stunden den Unterschied zwischen Land und Stadt auf humoristisch-bayerischer Ebene. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturfabrik: Martin Frank begeistert mit bayerischem Charme

Furtwangen. Aus dem bayerischen "Nahkasterl" plauderte Martin Frank in der Kulturfabrik. Mit "Alles ein bißchen anders – vom Land in d’Stadt" hielt er dem Publikum den Spiegel vor. Das Kind aus niedriger Bildungsschicht meinte: "Mist reden kann jeder, aber ich fahre ihn aus." Der Landwirtssohn hätte auch Opernsänger werden können, angesiedelt zwischen Händel und Leoncavallo. Jacques Barthillat begrüßte die Gäste, darunter Rudolf Kastner von der EGT, die seit 20 Jahren ein treuer Begleiter der Veranstaltungsserie sei. Frank teilte aus, aber mit liebevollem Charme, um zu erheitern. Sein "Boarisch" kam bestens an und Kontakt suchte er beim Bad in der Menge, um eine humortechnische Ebene zu finden.

Es gehe nicht um Fernsehen, denn "ich sehe Sie auch!" Da bekamen die "Schnorrer der ersten Reihe" eins ab, genauso wie die katholische Kirche, die den Warm-up mit Rosenkranz zelebriert. In seiner Heimat kam es zum Hörfehler: Das Mädchen Estella wurde zum "Essteller" und musste leiden: "Hoast a B’steck dabei?". Schicksalshaft wurde für ihn das grausig spuilende Flötenkind Lilli Litschi, die den Provinz-Nikolaus und seinen künstlerischen Stellenwert infrage stellte. Auch Monika forderte ihn heraus. Sie ist bei jeder Vorstellung dabei – "Stalking auf hohem Niveau". Frankino Martinotti beschäftigte sich mit psychischen Problemen, sorgte mit Mozartarien für mächtigen Milcheinschuss bei Rindviehchern, musste die Oma im Mozarteum ertragen, holte ihre Lebensweisheiten aus der Wald-Mottenkiste, sprach "Me too" an, piekste gegen den Smalltalk mit "öha", beklagte seine Sinnkrise (manche nennen es Ehe) und wunderte sich über die große Geschlechterauswahl bis hin zum Wolpertinger. Elterliche Prioritäten wurden beleuchtet und "baise moi le cul" wurde als sexuelle Einladung empfunden. Einem Brunch setzte er ein analoges Frühstück mit Marmeladebrot entgegen und sah den "Filter" bei Fotos oder Mamas "greißligem Essen".

Obwohl man in Bayern nicht über die Liebe spricht, forderte ihn Oma zu mehr Aktivität auf: "Sei grantig – das ist männlich." Zum Albtraum wurde die Tattoo-Philosophie "oazapft is", genauso wie die Begegnung mit älteren Herrschaften im Strömungskanal. Frei bekannte er, keinen Bachelor zu haben und klar sah er die bestialischen Mietverhältnisse in München. Der Unterschied von Land und Stadt: "Wenn ein Stadtkind einen Regenwurm sucht, haben wir den schon gefressen." Zum Schluss gab’s no a Hendl vom Händel.