Die Vorstellung der Erfolgsgeschichte des Bürgerbusses Furtwangen sorgte auch für volle Zuschauerränge im Gemeinderat. Vor allem viele Fahrer des Bürgerbusses waren anwesend. Fotos: Heimpel Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Verein zieht Bilanz der vergangenen vier Jahre / Zweites Fahrzeug wird benötigt

Der zentrale Punkt in der jüngsten Gemeinderatssitzung war ein Bericht über die Erfolgsgeschichte des Furtwanger Bürgerbusses.

Furtwangen. Gleichzeitig machte der Vorsitzende Rainer Engel den Gemeinderäten deutlich, dass dringend ein Zweitfahrzeug beschafft werden muss. Hier hofft der Bürgerbus-Verein wieder auf die Unterstützung durch die Stadt. Nicht zuletzt aufgrund dieses Tagesordnungspunktes war auch die Sitzung sehr gut besucht. Bürgermeister Josef Herdner nutzte die Gelegenheit, den zahlreich anwesenden Fahrern für ihr ehrenamtliches Engagement zu danken.

Rainer Engel schilderte eine vierjährige Erfolgsgeschichte. Auch das sei nicht selbstverständlich, aktuell gebe es eine andere Gemeinde, in der der Fortbestand des Bürgerbusses auf der Kippe steht. Initiiert durch einen Arbeitskreis im VdU, konnte im Mai 2014 der Furtwanger Bürgerbus in Betrieb genommen werden, auch mit kräftiger Unterstützung durch die Kommune. Die 26 Fahrer legten in diesen knapp vier Jahren etwa 170 000 Kilometer zurück. Pro Jahr sind die Fahrer 2500 bis 3000 Stunden unterwegs. 2016 wurden 18 500 Fahrgäste gezählt.

Diese Zahlen seien relativ konstant, die größte Steigerung verzeichnete man von 2015 auf 2016 mit 20 Prozent. Seit 2016 trägt sich der Bürgerbus selbst, lediglich die Versicherung wird noch von der Stadt finanziert. Neben den Einnahmen von den Fahrkarten und den Mitgliedsbeiträgen spielt die Werbung auf dem Fahrzeug eine wichtige Rolle, die aktuell bis Juli 2019 läuft. Danach hofft Rainer Engel, die "fahrende Litfaßsäule" wiederum gut vermarkten zu können.

Auch der Fahrplan wurde in dieser Zeit verbessert. Seit 2016 gibt es einen Einheitsfahrplan für Sommer und Winter. Mit dem Anschluss des alten Krankenhauses, O-Bau der Hochschule Furtwangen, versuche man, Studenten zum Mitfahren anzuregen, was aber kaum Resonanz finde, so Engel. Auch die Haltestellen bei Rewe, Aldi und Lidl werden nicht so stark frequentiert, wie erwartet. Zunehmend an Bedeutung gewinnt der Transport von schwerbehinderten Mitbürgern. Für sie ist die Beförderung kostenfrei, der Bürgerbus-Verein erhält eine Erstattung vom Regierungspräsidium. Der Anteil der Schwerbehinderten an den Fahrgastzahlen stieg von 18 Prozent 2015 auf 31 Prozent 2017.

Unmöglich wäre der Bürgerbus-Betrieb ohne die Unterstützung der zahlreichen ehrenamtlichen Fahrer. Selbst bei einer geringfügigen Entlohnung wären das Zehntausende von Euro jedes Jahr. Dringend gesucht seien weitere Fahrer. Die Belastung halte sich in Grenzen, im Schnitt sind es zwei Einsätze im Monat. Rentner wie Berufstätige seien mit von der Partie.

Das zweite Problem für den Bürgerbus-Verein sind die steigenden Ausfallzahlen beim Bürgerbus mit seiner Laufleistung von 170 000 Kilometern. Immer wieder seien ein Service oder Reparaturen notwendig, wobei das Autohaus Siedle sein Möglichstes tut, diese Arbeiten vor dem Dienstbeginn um 8.30 Uhr oder nach der letzten Fahrt um 18 Uhr vorzunehmen. Dies Instandsetzung dauere jedoch immer länger, was dann zum Ausfall des Fahrzeugs führe, sehr zur Enttäuschung der Fahrgäste.

Die Verlässlichkeit sei ein wichtiger Faktor. Deshalb benötige man ein zweites Fahrzeug, um bei Bedarf jederzeit wechseln zu können. Leihfahrzeuge dieser Art gibt es nicht, es bleibe also nur der Kauf für rund 103 000 Euro. Es soll wieder ein Bus auf der Basis des VW T6 werden, ebenso wie das erste Fahrzeug Allrad, Niederflur und damit behindertengerecht.

Im kommenden Jahr könnte der Verein voraussichtlich für dieses behindertengerechte Fahrzeug einen Zuschuss von 35 000 Euro erhalten. Daher bittet der Verein die Stadt um eine Unterstützung in Höhe von etwa 58 000 Euro, der Verein würde die restlichen 10 000 Euro übernehmen.

Die Sprecher der vier Fraktionen im Gemeinderat dankten dem Bürgerbus-Verein und besonders den ehrenamtlichen Fahrern. Der Bus sei ein enormer Mehrwert für die Stadt, so Thomas Riesle. Rainer Jung würdigte das ehrenamtliche Engagement der Bürger in einer kleinen Stadt, und Ulrich Mescheder hob die Zuverlässigkeit des Bürgerbusses hervor.

Ulrich Hättich schließlich berichtete, er sei selbst schon mitgefahren, die Stadt könne stolz sein auf diesen Verein. Unverständnis zeigt er allerdings dafür, dass ein solcher, komplett auf Ehrenamt basierender Verein, nicht von der Steuer befreit werde.