Soziales: Spendenaktion im Oberen Bregtal ermöglicht frisches Trinkwasser für ein Dorf in Kamerun
Vor rund einem Jahr wurde für ein Brunnenprojekt in Kamerun ein Spendenaufruf gestartet. Seit gut einem Monat gibt es nun eine Trinkwasserversorgung in Ndonko. Der Initiator des Projekts sieht derweil weitere Möglichkeiten zu helfen.
Oberes Bregtal. Wenn sich Michel Alain Mvondo Ndi an seine Kindheit erinnert, verzieht er das Gesicht. Seine Hände wandern in Richtung Rumpf. "Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht", sagt er. "Immer hatte ich Bauchschmerzen." In seinem Heimatdorf Ndonko in Kamerun gab es damals keine Trinkwasserversorgung – die Menschen besorgten Wasser aus Tümpeln und Pfützen. Der darin enthaltene Schmutz führte zu Krankheiten und Bauchschmerzen. "Frisches Wasser war schon immer Luxus für uns", sagt der Pfarrer.
Immer wieder sehe er während seines Aufenthalts im Oberen Bregtal die großen Unterschiede zwischen Kamerun und Deutschland, Umstände wie die Infrastruktur oder Hygiene seien nicht zu vergleichen. Vergangenes Jahr kam Mvondo Ndi, der nun bereits zum vierten Mal die Urlaubsvertretung während der Sommerzeit im Oberen Bregtal übernimmt, daher auf die Idee, Spenden für einen Brunnen zu sammeln.
In Furtwangen nahm sich ein sechsköpfiges Organisationsteam der Spendensammlung an – darunter auch Josef Straub. "Was mich so überrascht hat, war die Spendenbereitschaft", sagt er rückblickend. Fünf Jahre habe man eingeplant, um die benötigten 12 000 Euro zusammen zu bekommen. Doch bereits nach drei Monaten hatte man das Ziel erreicht.
Anfangs traf sich das Organisationsteam einmal im Monat, parallel zur Spendenaktion habe man bereits mit einigen Organisationen Kontakt aufgenommen und sich schlussendlich für die in der Schweiz ansässige St. Martinsstiftung entschieden. Zuerst habe die Stiftung zwar im falschen Gebiet gesucht, da mehrere Dörfer in Kamerun den Namen Ndonko tragen, dann sei allerdings fast alles reibungslos gelaufen.
Laut der Stiftung sollten die Dorfbewohner in den Brunnenbau einbezogen werden, damit sie den Wert der Anlage schätzen lernen. "Denn was in Afrika nichts kostet, ist nichts wert", so der Mitorganisator. Es gab daher von der Stiftung genaue Vorschriften: Die Dorfbewohner mussten das dreiköpfige Brunnenteam vor Ort mit Unterkünften und Essen versorgen, fünf von ihnen darüber hinaus am Projekt mitarbeiten.
Beim sogenannten Sensibilisierungs- und Animationstermin sollten die Dorfbewohner zudem ein sechsköpfiges Brunnenkomitee wählen. Zudem standen die Erläuterung bezüglich des Unterhalts des Brunnens, dessen Handhabung und die Darlegung des Bauablaufs auf dem Plan. Da allerdings weniger als 15 Dorfbewohner an diesem Termin anwesend waren, zog das Stiftungsteam wieder ab und der Bau verzögerte sich.
Nach einem weiteren, erfolgreicheren Treffen konnte dann Anfang Juni der Startschuss für den Bau des Brunnens fallen, seit dem 11. Juli ist er voll funktionstüchtig. "Im großen und ganzen ist das Projekt wirklich sehr gut gelaufen", bilanziert Straub.
Und auch Pfarrer Mvondo Ndi freut sich, dass die Dorfbewohner nun endlich frisches Wasser zur Verfügung haben. "Die Leute sind wirklich sehr zufrieden und vor allem dankbar", beschreibt er die Stimmung in seinem Heimatdorf. Er selbst wohnt mittlerweile nicht mehr in Ndonko, hat die Arbeiten vor Ort aber begleitet und betreut.
Ob er bereits ein weiteres Projekt im Sinn hat? Mvondo Ndi blickt an die Decke und überlegt. "Es gibt viel zu tun", sagt er nach einiger Zeit – beispielsweise im Bereich Bildung. "Ich denke an die Kinder, die keine Möglichkeit haben, in die Schule zu gehen", meint der Pfarrer. Doch das sei noch alles Zukunftsmusik. Denn zuerst zähle nun einmal der Erfolg: "Ich selbst bin wirklich sehr stolz, dass das Projekt gelungen ist."