Rund 200 Beschäftigte hat die Furtwanger Firma Ernst Reiner GmbH & Co. KG. Ihnen hat man zum Ende des Jahres den Anerkennungs-Tarifvertrag gekündigt. Foto: Liebau Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Flugblattaktion wegen Kündigung des Tarifvertrages / Unternehmen informiert Belegschaft

Beim Traditionsunternehmen Ernst Reiner GmbH & Co.KG mit seinen etwa 200 Beschäftigten brodelt es. Nachdem der Arbeitgeber den bestehenden Anerkennungs-Tarifvertrag gekündigt hat, fand am Freitagmorgen eine erste Flugblattaktion vor den Werkstoren statt. Mit dabei auch Betriebsratsvorsitzende aus umliegenden Betrieben.

Furtwangen. Die Firma Ernst Reiner GmbH & Co KG ist international tätig als Produzent von Bürogeräten. Im Juli 2013 feierte das Unternehmen seinen 100. Geburtstag. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise baute die Firma im Jahr 2010 etwa 31 Arbeitsplätze ab.

Vor Jahren hatte die Belegschaft einen Anerkennungs-Tarifvertrag erkämpft. Dieser Haustarifvertrag besagt, dass Löhne und Gehälter sich am bestehenden Tarifvertrag der IG Metall orientieren. Somit ist gewährleistet, dass die Gehaltserhöhungen, die regelmäßig bei den Tarifverhandlungen vereinbart werden, auch bei der Ernst Reiner GmbH gelten.

Doch damit scheint jetzt erst einmal Schluss zu sein. Die Firmenleitung hat diesen Vertrag zum Jahresende gekündigt. Wegen der gesetzlichen Nachwirkung bleibt zwar "alles beim Alten", aber gerade das bedeutet, dass die Beschäftigten von der künftigen Lohnentwicklung abgekoppelt sind – es sei denn, die Firmenleitung erhöht von sich aus die Löhne freiwillig.

Dazu macht sich allerdings Thomas Bleile, Pressesprecher der IG Metall, keine Hoffnungen. Auch nicht die rund 90 Prozent der Belegschaft, die nach Angaben der Gewerkschaft eine Petition mit unterschrieben haben. In dieser Petition fordern die Unterzeichner von der Geschäftsführung, Gespräche mit der IG Metall zur Anpassung des Anerkennungs-Tarifvertrages aufzunehmen.

Diese Petition, so Thomas Bleile, sei allerdings erfolglos geblieben. "Deswegen haben wir eine Flugblattaktion vor den Firmentoren durchgeführt", sagt er. Damit sollen die Beschäftigten über den aktuellen Stand informiert werden. Mittels einer schriftlichen Umfrage soll nun unter anderem die Streikbereitschaft sondiert werden.

Die Geschäftsleitung von Reiner weist darauf hin, dass der Belegschaft das Vorgehen des Unternehmens und die Notwendigkeit der Schritte "klar aufgezeigt" worden seien. Auch mit der Gewerkschaft seien hierüber "sehr offene Gespräche" geführt worden. Nach der Unterschriftensammlung durch die Belegschaft habe die Geschäftsführung in einer Betriebsversammlung erneut die Absichten und Hintergründe dargestellt.

Weiter ins Detail wollte die Geschäftsführung jedoch gegenüber unserer Redaktion am Dienstag nicht gehen, weil "eine öffentliche Diskussion" dazu zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt werde.