Die dänische Organistin Sanne Behrends-Lorenzen musizierte in der evangelischen Kirche. Foto: Ciubotaru Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Dänische Organistin greift in der evangelischen Kirche in die Tasten

Furtwangen. In der dunklen, bittern Kälte des vergangenen Samstags auszugehen, verlangte den Musikliebhabern wirklich Mut ab. Ein Dutzend waren es, die sich in der evangelischen Kirche um 19 Uhr trafen, um sich das kurzfristig angekündigte Orgelkonzert anzuhören.

Der Pfarrer der Gemeinde, Lutz Bauer, begrüßte das Publikum und stellte die Organistin vor, die sich hilfsbereit und spontan angeboten hatte, für die Reparatur der Orgel ohne Honorar zu spielen. Die Dänin Sanne Behrends-Lorenzen, ist eine sehr junge Musikerin. Sie studiert zur Zeit Orgel in Basel, an der Schola Cantorum Basiliensis. Im Anfang ihres Konzertes präsentierte sie kurz die Komponisten, welche auf ihrem Programm standen.

Als erster wurde Nicholaus Bruhns (1665 bis 1697), bekannt als Orgel- und Geigenvirtuose der Norddeutschen Orgelschule, mit dem Präludium in e-moll aufgeführt. Es folgte "Ich ruf zu Dir, Herr Jesus Christ" von Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707). Der brillante Organist war das musikalische Vorbild von Johann Sebastian Bach.

Das dritte Stück im Programm war "Balleth del Granduca" des heutzutage nicht sehr bekannten Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621). Seinerzeit war jedoch der niederländische Organist und Komponist als Virtuose und Pädagoge international geschätzt und übte maßgeblichen Einfluss auf die Norddeutsche Orgelschule aus.

Auf dem ambitionierten Programm des Abends stand noch Heinrich Scheidemann (1595 bis 1663) mit "Dic Nobis Maria, Quid vidisti in via". Scheidemann war ein Schüler von Sweelinck. Er erlangte durch sein Wirken und seinen Einfluss auf andere Organisten und Kantoren ein hohes Ansehen im Musikleben Hamburgs und galt als herausragender Orgelmeister und ebenfalls bedeutender Vertreter der Norddeutschen Schule.

Danach wurde "In Dich habe ich gehoffet, Herr" von Franz Tunder (1614 bis 1667) gespielt, dem Vorgänger von Buxtehude. Er führte in Lübeck die bis heute andauernde Tradition der Abendmusiken ein.

Es folgte Johann Jakob Froberger (1616 bis 1667) mit "Canzona VI". Der in Stuttgart geborene Organist verbrachte viel Zeit in Italien und war ein Schüler von Girolamo Frescobaldi. In dem anspruchsvollen Programm durfte selbstverständlich Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) nicht fehlen. Von ihm erklang "Herr Jesu Christ, Dich zu uns wend". Nach dem umfassenden Angebot an Kompositionen aus der Barockzeit wurde noch das Meisterwerk "Sonata No.2, Op. 65" des Romantikers Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) gespielt.

In der Geborgenheit der kleinen Kirche und im Lichtschein der Kerzen verfolgte das Publikum konzentriert die musikalische Darbietung des jungen Gastes an der Orgel. Es war ein anspruchsvolles Programm, und die Schwierigkeiten, die der Künstlerin eine stark renovierungbedürftige Orgel bereitete, waren im Bereich der Klangfarbe nicht zu überhören. Auch die Tempi waren, wie bei den meisten jungen Künstlern heutzutage, oft viel zu schnell. Sie schaffte es jedoch über langen Strecken, die Feierlichkeit, oder auch das Höfisch-Tänzerische der barocken Musik gut zur Geltung kommen zu lassen. Die Romantik scheint ihr noch mehr zu liegen.

Desto löblicher sind aber ihr Mut und ihr soziales Engagement. Dementsprechend war die Dankbarkeit des Publikums, das nicht mit Applaus geizte.