Das Gasthaus Rössle ist jetzt geschlossen. Christof Winker hat den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben müssen. Foto: Liebau

Wirt Christof Winker zieht nach 20 Monaten Reißleine. "Furtwanger sind schwieriges Publikum."

Furtwangen - "Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen", dieser Hinweis hängt nun, sicherlich für viele überraschend, am Eingang zum Furtwanger Gasthaus Rössle.

Rössle-Wirt Christof Winker ist sehr enttäuscht, dass er diese Entscheidung fällen musste. Doch in den 20 Monaten seines Bestehens sei das Lokal nicht richtig angenommen worden, in den letzten Monaten habe er sogar einen Umsatzrückgang verzeichnen müssen. Nach Abschluss der Bilanz für den Monat März sei ihm keine andere Wahl geblieben, sagt Christof Winker. Er musste das Lokal schließen.

In den 20 Monaten habe er eine sechsstellige Summe investiert, die mit der Schließung nun verloren sei. Nicht mitgerechnet sei die viele Zeit, die er im und für das Rössle aufgewendet habe. Doch jeder weitere Öffnungstag hätte diese Verluste noch deutlich vergrößert. Allein im März habe er im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Umsatzrückgang von 35 Prozent verzeichnen müssen.

In den knapp zwei Jahren sei die Auslastung zumeist viel zu gering gewesen. Bei 95 Sitzplätzen im Lokal und weiteren 38 auf der Terrasse kam er auf einen durchschnittlichen Besuch von 20 Gästen pro Abend. Das sei keinesfalls ausreichend für einen wirtschaftlichen Betrieb. Negativ bemerkbar habe sich auch gemacht, dass das Lokal keine Nebenzimmer habe, beispielsweise für Vereinsversammlungen. Den vorhandenen Kellerraum ohne Fenster wollte er seinen Gästen für solche Zwecke nicht zumuten.

Er hätte es anfangs selbst nicht für möglich gehalten, dass er einmal eine solche Entscheidung fällen müsse. "Die Furtwanger sind ein schwieriges Publikum", meint Winker. Auch seine Mitarbeiter seien der Meinung, dass das gleiche Lokal mit diesem Ambiente und Angebot in Villingen sehr gut angekommen wäre.

Positive Resonanz habe es vor allem von den Besuchern von außerhalb gegeben. Es gab aber auch eine kleine Zahl von Furtwanger Stammgästen, die regelmäßig kamen. Denen sei er ebenso dankbar wie den regelmäßigen Gästen beim Mittagstisch unter der Woche.

Ein ganz besonderes Problem sei gewesen, dass bereits seit dem vergangenen Herbst hartnäckig das Gerücht die Runde gemacht habe, das Gasthaus Rössle wolle schließen. Dies habe unter anderem dazu geführt, dass für den diesjährigen Weißen Sonntag keine einzige Anmeldung vorliege. Auch für andere Veranstaltungen gebe es keine Anmeldungen, lediglich zwei eigene Termine mit der Gruppe Wombats und dem Bier-Pong im April müssen entfallen.

Dabei habe er mit seinen Mitarbeitern alles versucht, um den Gästen etwas zu bieten: zum einen günstige Preise und zum anderen qualitativ hochwertige Nahrungsmittel ohne Fertigprodukte. Frustrierend sei diese Erfahrung nicht zuletzt für die drei Fachkräfte in Service und Küche, die mit dieser Schließung ihren Arbeitsplatz verlieren und nach diesen Erfahrungen künftig auch nicht mehr in der Gastronomie arbeiten möchten, ebenso wie zwei Minijobber.

Vor 20 Monaten habe er begonnen unter dem Motto "Von Furtwangern für Furtwanger", doch diese Rechnung ging nicht auf. Große Enttäuschung auch bei den ersten Reaktionen der Stammgäste, die er am Montagabend per E-Mail über seine Entscheidung informierte. Anfangs hatten diese die Ankündigung sogar für einen Aprilscherz gehalten. Er sei sich bewusst, dass auch er sicher den einen oder anderen Fehler gemacht habe, doch dafür habe er buchstäblich teuer bezahlt.