Einen Einblick in Persönliches, soziale Verhältnisse und Entstehung von Orden vermittelt Literaturhistoriker Johannes Werner in der "Krone". Im Mittelpunkt steht der Geistliche Heinrich Bliestle aus Langenbach. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Johannes Werner spricht über den Geistlichen Heinrich Bliestle

Oberes Bregtal. Der Geistliche Heinrich Bliestle war ein Langenbacher Kind. Seinen Aufstieg vom Schreiner zum Ordensoberen schilderte Johannes Werner in einem Vortrag im Pfarrzentrum "Krone" in Vöhrenbach.

Der Literaturhistoriker betrachtet gerne außergewöhnliche Menschen, die aber sympathisch sein und eine besondere Biografie haben müssen. Genau das faszinierte ihn an Bliestle, den viele Vöhrenbacher aus persönlichen Begegnungen kannten, großenteils verwandtschaftliche Verbindungen haben und manche Anekdote damit verbinden. So schilderte Theo Kern eine lustige Geschichte, als er abenteuerlich Wurst und Schinken über die Schweizer Grenze schmuggelte, um sie bei einem Besuch des Ordensvertreters zu überbringen.

Zahlreiche Gäste kamen auf Einladung des Baar-Vereins und des Katholischen Bildungswerkes, um die Ausführungen des Referenten über den "Konzilsvater aus Vöhrenbach" zu hören, herzlich begrüßt durch Programmkoordinator Harald Ketterer. Johannes Werner sah nicht nur die Person des Paters, sondern dessen Elternhaus, dessen Umfeld und besonders die sozialen Verhältnisse. Letztere wollte die Mutter Kirche verbessern: Begabungen einen Chance geben. Aus dem Volke kamen Menschen wie Kurienkardinal Augustin Bea.

Bliestle wurde am 25. Juli 1896 in Langenbach geboren und starb am 20. Februar 1987. Schon als Junge aus dem "Zimmermannhäusle" schwebte ihm vor, Missionar zu werden – ein Wunsch, der unerfüllt blieb.

Stationen waren die Hirtenschule, die Ausbildung zum Möbelschreiner, der erste Weltkrieg, Verwundung, Rückkehr zur Familie und Eintritt zu den "Missionaren von der Heiligen Familie" (MFS). Er studierte Philosophie und Theologie, feierte 1933 Primiz und wurde Präfekt, Lehrer und Rektor in Nuolen/Schweiz. Er nahm als Notar bei vier Seligsprechungen teil, wurde Generaloberer und konnte unter anderem Nord- und Südamerika, Ägypten oder Madagaskar besuchen, wo er "die schönste Eucharistiefeier" erlebte.

Die Zeit zur Erneuerung der Kirche war reif und als Leiter des Ordens konnte er am Zweiten Vatikanum von 1962 bis 1965 teilnehmen. Er beobachtete alles aufmerksam, aber still und trug die Entscheidungen mit.

Für ihn war "jeder Konzilstag ein Fest". 1971 endete seine Amtszeit und er zog sich nach Werthenstein in der Schweiz als Bibliothekar zurück, wurde in 34 Pfarreien Aushilfspriester und hielt seine diesbezüglichen heiteren Notizen fest, die Johannes Werner "exklusiv" in Vöhrenbach präsentieren konnte: vom miserablen Mittagessen bis zur überlangen Predigt.