Diese, nach seinen Worten äußerst hochwertige Lupenbrille hat Philipp Nitzsche auf der Antik-Uhrenbörse in Furtwangen erworben. Foto: Nitzsche Foto: Schwarzwälder Bote

Antik-Uhrenbörse: Philipp Nitzsche ist auch Betreiber des Uhrenwerkstattforums / Tolle Freundschaften

Furtwangen/Berlin. Eigentlich hätte in diesen Tagen die Antik-Uhrenbörse mit Trödlermarkt stattfinden sollen. Doch da es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich geworden wäre, die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und durchzusetzen, wurde beides abgesagt. Wie sehr so manchem Freund der Antik-Uhrenbörse (AUB) die Veranstaltet fehlt, beweist der Podcast eines jungen Uhrmachermeisters aus Berlin. Philipp Nitzsche wurde im Juli 1989 geboren, erlernte den Beruf des Uhrmachers von 2006 bis 2009 an der staatlichen Uhrmacherschule in Glashütte - seit Juni 2018 ist er Uhrmachermeister.

Wer Glashütte in Sachsen kennt, der weiß, dass es dort neben der Uhrmacherschule eine weltbekannte Uhrenmanufaktur für hochwertigste Armbanduhren gibt. Und genau auf diese Uhren bis hin zu den teuersten Luxusuhren wie A. Lange und Söhne oder auch Rolex ist Nitzsche spezialisiert. Sein Arbeitsplatz ist der Uhrenhandel "Watchmakers", bei der er in der Hauptsache sündhaft teure Luxus-Armbanduhren wartet und repariert. Dabei arbeitet er mit vielen Dingen, die er auf der AUB erworben hat – unter anderem eine hochwertige Stereo-Lupenbrille und eine Uhrmacher-Drehbank, auf der er winzige Zubehörteile nachfertige kann."Ich komme seit 2010 jedes Jahr zur Börse, zunächst um Kontakte zu knüpfen und historische Werkzeuge für die eigene Werkstatt zu beschaffen. Seit 2014 betreibe ich einen eigenen Stand auf der Uhrenbörse, gemeinsam mit Severin Rikl (Lehrer erstes Lehrjahr an der Uhrmacherschule Furtwangen) und Matthias Beck (Uhrmachermeister im Uhrenmuseum Furtwangen). Heute arbeite ich bei einem Startup in Berlin, das mit Luxusuhren handelt - da fahre ich zusätzlich auch zur Ersatzteilbeschaffung für meinen Arbeitgeber nach Furtwangen", erzählte der junge Uhrmachermeister dem Schwarzwälder Boten.

Daneben ist Nitzsche Betreiber des Uhrenwerkstattforums, so dass der Stand auch Treffpunkt für mit die Mitglieder dieses Forums. Im letzten Jahr hatte das so großes Ausmaße angenommen, "dass wir sogar hinter dem Stand eine blaue Couch aufgestellt hatten. Ich kam mir manchmal vor wie Loriot in der Anmoderation seiner Sendungen", schilderte er stolz seine Eindrücke. Ein echtes Highlight sei stets der Stammtisch im Gasthaus Bad am Samstag gewesen, "wo oft über 50 Uhrmacher und Uhrenfreunde bei sehr gutem Essen und geistigen Getränken zusammenkamen und wo dann nach Herzenslust gefachsimpelt wurde", schilderte er ein beliebtes Zusatzangebot. Auf der Börse treffe man tatsächlich Kollegen aus der ganzen Welt, es sei Jahr für Jahr ein Riesen Fest für die Uhrmacher, wo Nitzsche wie viele andere tolle Freundschaften geschlossen hatte. "Besonders wichtig und schön ist es für mich, auch mit den Auszubildenden der Uhrmacherschule an der Robert Gerwig Schule in Furtwangen ins Gespräch zu kommen und für das Interesse für diverse Themengebiete zu werben", so Nitzsche. Weil er aber nicht nur einen Beruf mit historisch herausragender Bedeutung ausübt, sondern zugleich jung genug ist, um sich mit modernen digitalen Medien zu befassen, hat er einen Podcast gegründet, den er ausgiebig bearbeitet – unter https://watchmakerslife.podcaster.de/ kann man seine gelebte Berufsehre erleben.

Und rund zwölf Stunden hat er allein mit der Erstellung einer sehr eigenen Dokumentation über die Uhrenbörse verbracht. Am Ende steht ein YouTube-Film mit einer Dauer von rund 91 Minuten. Dieser ist neben dem Youtube-Kanal auf nahezu allen Medien wie Spotify, Deezer, Podcast.de und weiteren zu finden. Zu Wort kommen dabei auch per Telefon-Interview Gaby Zähringer, Lukas Plattner (Uhrmacher aus Bozen), Großuhrmacher Manfred Eichler aus Paderborn. Auch Jacques Barthillat, lange Jahre Gesicht der Börse, oder Berufsschullehrer Severin Rikl kommen zu Wort.

Dazu gibt es eigene Erinnerungen und natürlich einen ausgiebigen Blick in die Vergangenheit – mithin eine echte Fundgrube für alle Fans der Antik-Uhrenbörse. Zumindest geplant ist die Börse 2021 schon mal – sie soll vom 27. bis zum 29. August wieder einmal rund 3000 Besucher aus nahezu aller Welt nach Furtwangen locken.