Ein Investor aus Nagold hat ein Konzept entwickelt, wie das Kulturdenkmal Alte Post zumindest optisch der Nachwelt erhalten bleiben kann.

Furtwangen. Seit Jahren ist die Zukunft des 130 Jahre alten Hauses ungewiss. Nachdem es 2007 die Stadt Furtwangen erwarb, wurde über die künftige Nutzung diskutiert. Pläne wurden gemacht und wieder verworfen. Die Hoffnung auf ein Ärztezentrum zerschlug sich.

Mit den Jahren machte sich im Keller des unbewohnten Hauses der gefürchtete Hausschwamm breit. Das ist ein holzzerstörender Pilz, der ein ganzes Gebäude unbewohnbar machen kann. Der Abriss wurde diskutiert.

Neue Hoffnung gab es im April 2017. Siedle-Pressesprecher Clemens Jesenitschnig bestätigte damals auf Anfrage unserer Zeitung, dass das Unternehmen mit der Stadt in Verhandlungen stehe. Siedle will vor allem in der angrenzenden Baumannstraße einen Neubau für eine Kunstsammlung erstellen. Die Alte Post hätte ein Verwaltungsgebäude werden können.

Schließlich hatte sich Siedle gegen den Kauf entschieden. Man habe ein Gutachten zur Bausubstanz erstellt, sagte Jesenitschnig auf Anfrage Ende Oktober. Demnach sei das Gebäude so renovierungsbedürftig, dass sich ein Erwerb und eine Sanierung nicht lohnen würden. "Wir sprechen von einem Kostenrahmen, den wir realistisch und seriöserweise nach oben hin nicht beziffern können. Das könnte im schlimmsten Falle ein Fass ohne Boden sein", so der Unternehmenssprecher. Das Gutachten sage aus, dass der Hauschwamm zwar nur im Keller zu finden sei. Man könne allerdings nicht ausschließen könne, dass dieser irgendwann an anderer Stelle auftauche.

Diese Bedenken hat auch der jetzige Interessent, Christian Schmid von Schmid Immobilien GmbH aus Nagold. "Auf Grund der aktuellen Substanz ist eine Erhaltung von unsere Seite nicht umsetzbar", sagte er gegenüber unserer Zeitung. Deswegen ist ein Neubau konzipiert, der nach der uns vorliegenden Zeichnung dem jetzigen Bau sehr ähnlich sieht.

"Auf dem Grundstück des ehemaligen Postamtes und dem Nachbargrundstück mit Abbruchhaus wird ein Neubauprojekt entwickelt, das sich bestehend aus drei Baukörpern um einen kleineren Innenhof gruppiert", stellt Schmid das Projekt vor. Der heute bestehende Weg soll dabei an die Grundstücksgrenze Richtung Rabenstraße versetzt werden, um so Raum zu schaffen für eine neue Gesamtkonzeption. "Das Postamt wird dabei in seinem heutigen Ausdruck erhalten bleiben, dazu ergänzen zwei Baukörper in moderner Formensprache das Ensemble", so Schmid.

Geplant sind 2- bis 4-Zimmerwohnungen, "in einem hochwertigen Standard mit attraktiven Raumhöhen und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten", so der Investor.

Am Freitag, 2. März, von 15.30 bis 17.30 Uhr und von Samstag, 3. März, 10 bis 12 Uhr finden zwei Infoveranstaltungen der Firma Schmid statt. Dabei gibt es die Möglichkeit gibt, sich direkt beim Alten Postamt über das geplante Projekt und die neu entstehenden Wohnungen zu informieren.

Kommentar: Geht doch!

Von Jürgen Liebau

Na, geht doch! Ein Investor hat konkrete Vorschläge unterbreitet, wie man das altehrwürdige ehemalige kaiserliche Postamt in der Furtwanger Wilhelmstraße – zumindest optisch – erhalten kann. Ein Nachbau zwar, aber die Ähnlichkeit ist sehr hoch. Ein Konzept ist erstellt, jetzt sucht er auf dem Markt Interessenten für die Wohnungen. Ob das Projekt realisiert werden kann, ist noch ungewiss. Vom Gemeinderat sollte er aber Unterstützung bekommen. Denn mit den Wohneinheiten mit Größen von zwei bis vier Zimmern bedient der Investor eher den allgemeinen Wohnungsmarkt für Familien und Paare. Die gefürchteten Massensilos für Studenten sehen anders aus. Wichtig ist vor allem, dass sich an der Ecke Wilhelmstraße/Baumannstraße etwas tut. Mehrere Häuser verfallen zusehends und machen aus einer belebten Straßenzeile einen Schandfleck.

Info: Alte Post

Als die Post-Räume im Furtwanger Rathaus nicht mehr ausreichten, ließ die Oberpostdirektion Konstanz in den Jahren 1878/88 ein stattliches zweigeschossiges Gebäudes mit Satteldach im Stil des Historismus bauen, in dem die Kaiserliche Post untergebracht wurde. 1929 wurde es von einer Erbengemeinschaft erworben. 1931/32 wurde ein drittes Stockwerk mit hohem Walmdach aufgesetzt, in dem Wohnungen untergebracht waren, später dann ein großer Sortierraum für den Postbetrieb. Mitte der 2000er-Jahre wurde der Postbetrieb geschlossen. Anstelle des Postamtes wurde andernorts eine Postfiliale eingerichtet. 2014 wurde die Alte Post in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen.