Hinter dieser Unterführung, einst Bestandteil des Schienenwegs von Wellendingen Richtung Südwesten, direkt an der Kreisstraße nach Neufra gelegen, ist die "Sandgrube". Und dort in nicht allzu ferner Zukunft der Standort eines Telekommunikationsfunkmasts auf Gemeindegrund. Foto: Pfannes

Wenn ein Funkmast einen Gemeinderat beschäftigen muss, wird es anspruchsvoll. Da macht Wellendingen keine Ausnahme. Wie dieses heikle Thema schließlich ein akzeptables Ende findet, verdient Anerkennung.

Wellendingen - Verdient gemacht haben sich die Bürger und Gemeinderäte, die einen besonnenen Weg und ihre Worte sachlich gewählt haben. Hinzu kommt die Kulanz des Gremiums mit Bürgermeister Thomas Albrecht an der Spitze, die Stellungnahmen und Anmerkungen von Bürgern beim Tagesordnungspunkt "Bürgerfragen" erlaubt.

Wie berichtet, lehnt eine gewisse Gruppe, im Bereich der Stauferstraße beheimatet, den Bau eines Telekommunikationsfunkmasts im Bereich Winterhalde ab. Trotz eines Gemeinderatsbeschlusses im September entschließen sich die Entscheidungsträger im Oktober, als Bürger mobil machten, einen alternativen Standort zu suchen, der für den Funkmastbetreiber akzeptabel ist.

Die Alternative

Jener befindet sich im Bereich "Sandgrube", unweit der ehemaligen Eisenbahnunterführung an der Kreisstraße, die von Wellendingen nach Neufra führt. Er ist somit nicht nur etwa 500 Meter von der Wohnbebauung entfernt, sondern weitere 1000 Meter mehr.

Beide Örtlichkeiten seien zwar nicht ideal, aber im Sinne der ursprünglichen Sache denkbar, lässt sich sinngemäß feststellen beim Betrachten von Versorgungsplots, die handelnden Personen zur Verfügung gestellt wurden.

Die Historie

Um jenseits der Emotionen, die seit Ende September ins Spiel gekommen sind, wieder einen klaren Blick auf die Sache zu gewinnen, ist es hilfreich, den Ausführungen von Thomas Schauber zu folgen. Der erfahrene Gemeinderat erinnert an den Hergang dieser Angelegenheit.

Besagter Funkmastbetreiber, so Schauber, sei auf die Gemeinde zugekommen. Hintergrund: das Tilgen von Funklöchern auf Straßen. Ein Ziel, welches die hohe Politik ausgerufen habe. Es gehe also in diesem Fall vor allem um die Kreisstraße von Wellendingen nach Neufra. Da habe sich die Gemeinde, haben sich die Gemeinderäte, Gedanken gemacht, nicht nur Einnahmen für den Gemeindesäckel im Blick zu behalten – wenn der 50 Meter hohen Mast auf Gemeindegrund gebaut werde –, sondern auch Gewerbe und Bürgern einen besseren Mobilfunkempfang zu ermöglichen.

"Null erweitert"

Mit Blick auf mögliche Vorbehalte, die ein solcher Mast hervorrufe, sei schließlich kein Standort in einem Vorgarten angeboten, sondern schließlich die "Winterhalde" gefunden worden.

Nach dem Bürgerprotest mit einem speziellen Flugblatt dieser Gruppe um Sprecher Uwe Krüger sei der Alternativstandort "Sandgrube" ins Spiel gekommen. Dieser erfülle den politischen Willen und decke die Kreisstraße Richtung Neufra ab, doch die Infrastruktur in Wellendingen werde "Null erweitert". Deshalb könne er, Schauber, der "Winterhalde" zustimmen, der "Sandgrube" nicht.

Eine Konsequenz

Konsequenz aus allen Überlegungen sei für ihn, auf diesen Mast für Wellendingen zu verzichten. Stattdessen solle Neufra oder Rottweil gefragt werden, ob sie nicht einen Standort hätten. Denn dann wäre der Frieden in der Gemeinde gewahrt.

Was schlüssig klingt, hat jedoch einen Haken. Bürgermeister Albrecht: "Es sei denn, ein privater Grundbesitzer kommt. Zum Beispiel fünf Meter neben der ›Winterhalde‹." Der Schultes spricht sich für die "Sandgrube" aus. Nicht nur, aber auch um das Heft des Handelns in der Hand zu behalten.

Bevor es zu drei Abstimmungen kommt, bietet es sich an, Bürger und Ratsmitglieder zu Wort kommen zu lassen. Um einen Ausschnitt der Gedankenvielfalt festzuhalten.

Vier Knackpunkte

Uwe Krüger nennt im Namen der Interessensgemeinschaft vier Knackpunkte für diese Bürger: Strahlung, Wertminderung der Grundstücke, Netzabdeckung und Höhe des Masts. Das Anliegen laute, eine einvernehmliche Lösung mit dem Gemeinderat zu finden, also zum Beispiel "Sandgrube".

Während es Anwesenden klar ist, dass eine Diskussion zu "Strahlung" und "Wertminderung" sehr schnell die sachliche Ebene verlassen kann, wie ja zum Teil durch das Flugblatt bereits geschehen und an diesem Abend jederzeit möglich ist – Ansätze dazu gibt es –, zeigt sich beim Thema Höhe im Prinzip ebenso, dass auch hier Wahrnehmungen und entsprechende Schlussfolgerungen sehr unterschiedlich sind.

Blick nach Wilflingen

Zwischen "furchtbares Ding", das jeder beim Reinfahren nach Wellendingen sehe (Uwe Krüger zum "Winterhalde"-Standort und zu diversen Höhenmessungen, was wo zu sehen sei), plus der Größe des Sockels von zehn auf zehn Meter, wovon er beim Bau dieses Masts ausgehe, und der lebenslangen Realität der Wilflinger Ratsmitglieder, die seit Geburt neben den Hochspannungsleitungen leben – laut Andreas Muschal sei kein Haus weiter als 300, 400 Meter entfernt –, liegt ein weites Feld.

Eine Anmerkung

Interessant ist die Anmerkung von Matthias Zimmerer, dem zu Ohren gekommen sei, dass sich bereits Privatleute für den Funkmast beworben hätten. Hilfreich ebenso die Klarstellung, dass der Funkmastbetreiber nicht Netzbetreiber sei, er aber den Mast an diverse Netzbetreiber vermieten werde, so die Logik dieses Vorgangs, die der Bürgermeister in Erinnerung ruft.

Die Abstimmung

Spannend dann die Abstimmung: Die "Winterhalde" erhält sieben Ja- und acht Nein-Stimmen, die "Sandgrube" sieben Ja- und sechs Nein-Stimmen, der Rest sind jeweils Stimmenthaltungen. Der Verzicht auf einen Mast in Wellendingen; also Thomas Schaubers Schlussfolgerung, die Armin Klaiber als Antrag formuliert, komplettiert mit lediglich drei Ja-Stimmen das Prozedere.

Somit wird nach dem Umsetzen dieses Bauvorhabens der weißer Mobilfunkfleck im Bereich der Kreisstraße von Wellendinden nach Neufra verschwinden. Und unweit der ehemaligen Eisenbahnunterführung ein Bauwerk entstehen, das etwa 50 Prozent höher ist als der Lembergturm (33 Meter).