Gebrauchte Kleidung spricht immer mehr Menschen an: Im „Fundus“ in der Lahrer Tramplerstraße und in der „Schublade 10“ in Friesenheim freuen sich die Betreiber über die hohe Nachfrage. Als einen Grund sehen sie das wachsende Umweltbewusstsein, der Einkauf werde zu einer „Werteentscheidung“.
Bereits getragene Kleidung, „Secondhand“ und „Vintage“ liegen voll im Trend:
Laut einer Umfrage von Statista aus dem vergangenen Jahr haben rund 55 Prozent der Befragten in Deutschland an, in den vergangenen zwölf Monaten Secondhand-Produkte gekauft.
Unsere Redaktion hat bei zwei Anbietern nachgefragt, wie gut gebrauchte Kleidung bei ihnen über die Ladentheke geht und wer besonders gerne Secondhand kauft.
Wie beliebt ist Secondhand in der Region?
Einige Kunden sehen sich beim Besuch unserer Redaktion in den Räumen des Gebrauchtwarenkaufhaus Fundus in der Tramplerstraße um. In der oberen Etage findet sich auch allerlei gebrauchte Kleidung. Betrieben wird das Geschäft von der „Neuen Arbeit Inklusiv“, die Menschen dort eine Chance auf Integration in das Gemeinwesen und Berufsleben gibt. Djahan Salar, Geschäftsführer der Neuen Arbeit Lahr, bestätigt die hohe Nachfrage nach Secondhandkleidung.
„Wir haben eine Kundschaft mit vielen Stammkäufern. Die von uns angebotene günstige, gut bis sehr gut erhaltene Kleidung wird gut angenommen“, erklärt Thomas Bohnert, Schriftführer des gemeinnützigen Geschäfts Schublade 10 in Friesenheim. Kaufen kann man in dem Laden in der Hauptstraße die unterschiedlichsten Gebrauchtwaren. Bohnert berichtet, dass die Zahl der Kunden beständig steige, ebenso die Beliebtheit von Secondhandkleidung.
Wie viel Secondhandkleidung wird verkauft?
Der Fundus-Geschäftsführer möchte nicht genau verraten, wie viel Umsatz mit der Kleidung gemacht wird. Er schätzt, dass im Monat rund 1,5 bis zwei Tonnen verkauft werden.
Eine genaue Statistik zu gebrauchten Klamotten führt auch die Schublade nicht. „Man kann aber sagen, dass Kleidung etwa 80 Prozent unseres Umsatzes ausmacht“, berichtet Bohnert.
Bei welchem Kundentyp ist gebrauchte Kleidung besonders beliebt?
„Unsere Kundschaft ist jung geworden“, stellt Salar fest. Während das Durchschnittsalter früher zwischen 35 und 40 Jahren gelegen habe, sei es mittlerweile „deutlich verjüngt“. Dennoch sei die Kundschaft insgesamt durchmischt – „jung, alt, reich, arm“ – , wodurch es zu tollen Begegnungen komme, auch mit der Belegschaft. „Menschen mit Behinderungen bekommen hier ein Gesicht“, so Salar.
„Die Kunden sind unterschiedlich“, berichtet auch der Schublade-Schriftführer. „Bei uns findet die Erntehelferin, die mit Kleingeld zahlt, ebenso etwas wie besser verdienende Menschen, die auch mal im großen Auto vorfahren.“ Die Beweggründe für den Einkauf seien ebenso verschieden: „Im ersten Fall geht es eher um Nützliches, im zweiten um Design“, so Bohnert weiter.
Welche Rolle spielt Umweltbewusstsein?
Salar stellt fest, dass der Einkauf im Fundus zunehmend eine „Werteentscheidung“ sei, die Menschen aus politischen Gründen beziehungsweise aus Gründen der Nachhaltigkeit gebrauchte Kleidung kaufen. „Früher hatte es ein Schmuddelimage“, so Salar – das sei nun nicht mehr so.
„Die Anzahl der ökologisch denkenden Kunden, die deshalb bei uns Gebrauchtes kaufen, steigt ständig“, erklärt auch Bohnert. „Die Medien bringen ja immer wieder Berichte, in denen ,Wegwerfkleidung‘ thematisiert wird. So langsam entwickeln viele dafür ein Bewusstsein.“
Welche Kleidung wird angeboten?
Wer im Fundus einkauft, findet Kleidung für jedermann und jeden Anlass. Auch in der Schublade gibt es Stücke für Babys bis zu Erwachsenen.
Woher kommen die gebrauchten Stücke?
Im Fundus kommt die Kleidung zum einen aus Altkleidercontainern: „Wir haben rund 150 in der gesamten Ortenau, die wir anfahren, leeren und auch den Platz, um den Container sauber halten“, erklärt Salar. Am Container werde vorsortiert und der größte Abfall aussortiert. Der Geschäftsführer zeigt sich entsetzt über den Müll, der teilweise dort lande: Verdreckte, zerschlissene, verschimmelte und nasse Kleidung, Haushaltsmüll und sogar Fahrräder. „Viele sind da kopflos und wir müssen es teuer entsorgen“, erklärt er. Im Fundus verkauft wird nur ein Bruchteil der 50 bis 60 Tonnen Altkleider aus den Containern pro Monat. Herausgesucht werden diese in der Sortierung. „Die Damen dort erhalten dafür extra Schulungen“, so Salar. Zusätzlich arbeitet der „Fundus“ mit Partnern, die teils Neuware zur Verfügung stellen – gegen einen geringen Betrag. Auch Privatpersonen bringen Spenden vorbei.
In Friesenheim bekommt der Verein die Kleidung als Sachspenden. „Jeder kann bei uns brauchbare Kleidung abgeben. Die Voraussetzung ist, dass sie unbeschädigt und nicht verschmutzt ist“, so Bohnert. Abgeben werden kann gebrauchte Kleidung jeder Art (außer Unterwäsche) in der Annahmestelle in der Lahrgasse 1 mittwochs von 9.30 bis 12.30 Uhr, freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr.
Die Geschäfte
Der Fundus
in der Tramplerstraße 25 in Lahr hat geöffnet von Montag bis Freitag, jeweils von 10 bis 18 Uhr und am Samstag, von 10 bis 14 Uhr. Weitere Infos gibt es per E-Mail an fundus@neuearbeitinklusiv.de, unter Telefon 07821/ 90 83 91 sowie online unter fundus.neuearbeitinklusiv.de.
Die Schublade
in der Friesenheimer Hauptstraße 39 hat am Mittwoch, von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, am Freitag von 9.30 Uhr bis 12.30 sowie von 15 bis 18 Uhr und am Samstag von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es per E-Mail an info@schublade10ev.de, unter Telefon 07821/5 44 60 81 oder online unter www.schublade10ev.de.