Die Zahlen an Azubis im südbadischen Handwerk haben sich in 40 Jahren halbiert. Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn/Kirsten Neumann

Um die Qualität der Ausbildung im südbadischen Handwerk zu erhöhen, will die Handwerkskammer Freiburg die Gebäude der Gewerbe-Akademie sanieren. Zudem sollen – als Reaktion auf sinkende Azubi-Zahlen – die Standorte umstrukturiert werden.

Die geplante Sanierung der Bildungsinfrastruktur der Handwerkskammer Freiburg nimmt weiter Form an. Bei der Vollversammlung sprach Kammerpräsident Johannes Ullrich über die hohe Dringlichkeit der Gebäudesanierung in der Gewerbe-Akademie und notwendige Schritte für eine zukunftsfähige Berufsausbildung in Südbaden, heißt es in einer Mitteilung der Kammer. Die Gewerbe-Akademie bietet an den Standorten in Offenburg, Lahr, Appenweier, Freiburg und Schopfheim Aus- und Weiterbildungen an. Mit der Sanierung trage man nicht nur den steigenden Energiekosten und der demografischen Entwicklung Rechnung, so Ullrich, sondern erhöhe auch die Qualität der Ausbildung im südbadischen Handwerk.

 

Bildungshäuser solleneffizienter genutzt werden

Dem Grundsatzbeschluss zur Umstrukturierung der Bildungsinfrastruktur stimmte das Gremium mit deutlicher Mehrheit zu. „Dass er so deutlich angenommen wurde, spricht für den Zusammenhalt des südbadischen Handwerks“, zeigte sich Kammerpräsident Ullrich zufrieden. Der Vorstand der Kammer hatte das Themenfeld im Vorfeld viele Monate beraten und gab ein klares Bekenntnis zum Beschluss.

Die Freiburger Handwerkskammer arbeitet bereits seit Jahren mit Nachdruck an der effizienteren und wirtschaftlicheren Nutzung ihrer Bildungshäuser. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges würden die Sanierung der Bildungsinfrastruktur noch dringlicher machen, erklärten Vorstand und Geschäftsleitung. „Wir brauchen den großen Wurf, der unsere Bildungsinfrastruktur auf neue, stabilere Beine stellt“, betonte Ullrich.

Die Auszubildendenzahlen im südbadischen Handwerk hätten sich in den vergangenen 40 Jahren halbiert. Die daraus resultierende fehlende Kursauslastung sorge dafür, dass viele Bildungsstandorte in der aktuellen Form nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten. Deshalb will die Kammer nun Konzepte entwickeln, die die Ressourcen und Kompetenzen der verschiedenen Standorte sinnvoll bündeln und dabei die Qualität der Angebote weiter ausbauen. „Den Grundsatz der wohnortnahen überbetrieblichen Ausbildung müssen wir unter den aktuellen Bedingungen schweren Herzens über Bord werfen. Das ist keine Frage des Wollens, sondern des Könnens“, erklärte der Kammerpräsident. Zusätzlich müssten die Gebäude der Akademie energetisch saniert werden. „Der Sanierungsstau lässt sich nicht weiter umfahren“, konstatierte Ullrich, „wir sehen schon jetzt, wie sehr die Energiekosten der Standorte aus dem Ruder laufen. Zudem werden die Energiepreise wohl eher weiter steigen als sinken.“

Auch Offenburger Standort wird aufgewertet

Die Planung der erforderlichen Neubauten und Modernisierungen an den Standorten Freiburg und Offenburg würden „eine klare Aufwertung“ beider Bildungshäuser bedeuten.

„Das alles wird eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Der Prozess des Umbaus wird mehr als ein ganzes Jahrzehnt prägen“, machte Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer, deutlich. Das Ziel bleibe jedoch gleich: „Leistungsfähige und attraktive Ausbildungszentren für unser Handwerk in Südbaden.“ Auch finanziell sei die Umstrukturierung ein Kraftakt, der ohne staatliche Unterstützung von Land und Bund nicht zu bewältigen wäre. „Die Gespräche mit Land und Bund verlaufen konstruktiv und vertrauensvoll und wir sind zuversichtlich, dass wir die nötigen Zusagen erhalten“, so der Vizepräsident Christof Burger.

Studie als Grundlage

Dem Sanierungsvorhaben und der geplanten Umstrukturierung der Bildungsstandorte liegt eine Machbarkeitsstudie zugrunde. Bei der Vollversammlung wurde der aktuelle Stand präsentiert. Vorgesehen ist darin auch eine Verlagerung der Kammerverwaltung aus der Bismarckallee an den Standort der Gewerbe Akademie in Freiburg-Landwasser.