Bei einem Demozug durch die Offenburger Innenstadt machten die Bediensteten auf ihre Forderungen aufmerksam. Foto: Köhler

Dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi sind in Offenburg rund 500 Menschen gefolgt: Beschäftigte im öffentlichen Dienst hatten ihre Arbeit niedergelegt. Bei einem Demozug und einer Kundgebung vor dem Rathaus forderten sie 10,5 Prozent mehr Gehalt.

 
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„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“, hallt es durch die Offenburger Innenstadt. Angeführt von einem Streifenwagen bahnt sich der Demozug seinen Weg durch die Innenstadt in Richtung Rathaus. Schilder, Fahnen, Warnwesten und Ratschen – es ist alles dabei, was zu einem Streik dazugehört. „Mehr Geld kommt nicht von allein“, heißt auf dem Plakat, das die Anführer des Demozugs hochhalten.

Nachdem auch in der zweiten Verhandlungsrunde im Tarifstreit kein Ergebnis erzielt wurde, hatte die Gewerkschaft Verdi alle Beschäftigte im öffentlichen Dienst dazu aufgefordert, ihre Arbeit niederzulegen. Zur Demo nach Offenburg kamen Arbeitnehmer aus der gesamten Ortenau – auch aus Lahr und dem Landratsamt.

Busse quetschten sich an der Menschenmasse vorbei

Die Menschenmasse versammelte sich schließlich vor dem Rathaus. Es blieb gerade so Platz, dass sich die Busse vorbeiquetschen. „Eins, zwei, drei vier – heute streiken wir“, hörte man die Streikenden immer wieder rufen. Dann verstummte die Menge, als Bezirksgeschäftsführer Reiner Geis zu seiner Kundgebung ansetzte:

„Es ist sehr wichtig, dass so viele heute hier sind. Die Arbeitgeber müssen wahrnehmen, wie viele wir sind“, sagte er einleitend. Es gebe „drei Gründe“, warum es man Mittwoch zum Streik aufgerufen hat: „Zunächst einmal leisten wir jeden Tag richtig gute Arbeit“, sagte Geis. Die solle auch durch einen guten Lohn bestätigt werden. Des Weiteren bereite der Blick auf die Rechnungen Sorgen. „Wir sind mit Preissteigerungen konfrontiert“, erklärte Geis. Auch deswegen brauche es eine Lohnerhöhung. Der dritte Grund sei das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite. „Das ist eine Unverschämtheit“, rief Geis und erntete Applaus.

Foto: Köhler

Konkret kritisierte er die angebotene Einmalzahlung von 2500 Euro. „Das hilft vielleicht dieses Jahr, aber was ist im nächsten Jahr? Es braucht eine strukturelle Erhöhung, nichts Einmaliges“, so Geis. Er sprach außerdem davon, dass die Arbeitgeber versuchen würden, die Beschäftigten „zu spalten“. Zugeständnisse gebe es manchmal nur für Teilbereiche. „Aber wir lassen uns nicht spalten“, rief Geis laut.

Bisheriges Angebot zeuge von Geringschätzung

Aufgrund der „körperlich und psychisch belastenden Tätigkeit“ fordere Verdi darüber hinaus, die Regelungen zur Altersteilzeit zu verlängern. „Wir erwarten Respekt vor den Leuten, die den Laden am Laufen halten“, so Geis. Das derzeitige Angebot zeuge nicht von Respekt, sondern von „Geringschätzung“. Der Streik sei nun das „Mittel zum Zweck“, führte der Geschäftsführer weiter aus und wandte sich auch an die Bevölkerung, die unter dem Streik teilweise leide: „Es gibt noch mehr Ärger und Frust, wenn wir nicht ordentlich bezahlt werden“, prophezeite er. Seiner Einschätzung nach würde die Mehrheit der Menschen den Streik auch verstehen.

Geis blickte zudem in die nahe Zukunft: Jeden Tag im März werde es nun irgendwo in Deutschland einen Streik geben – auch im Nahverkehr oder an Flughäfen. Zudem habe man Pläne für einen Erzwingungsstreik – ein Streik über mehrere Tage, wenn es auch nach der dritten Verhandlungsrunde vom 27. bis 29. März kein Ergebnis gibt.

Musiker spielen Streiklied

Zur Kundgebung vor dem Offenburger Rathaus haben sich auch Musikschulbeschäftigte eingefunden. Sie spielten ein eigenes Streiklied. Nach der Melodie von „Bruder Jakob“ sang die Menge: „Bürgermeister, hörst du uns? Wir wollen höhere Löhne – zehn Prozent“. Das letzte halbe Prozent der Forderung von 10,5 Prozent wurde dabei zugunsten der Melodie weggelassen.