Der obere Platz in Althengstett (unten im Bild) soll ein Kunstrasen werden. Dem Gemeinderat ist das aktuell zu teuer. Foto: SV Althengstett

Drei Sportvereine aus Althengstett begründen im Gemeinderat den Bedarf eines Kunstrasenplatzes. Das Gremium sieht die Notwendigkeit – aber momentan keinen finanziellen Spielraum. Ein Gutachten soll nun die wirklichen Kosten ermitteln.

Wer einmal im Winter oder bei schlechtem Wetter auf dem oberen, mit Flutlichtern ausgestatteten Fußballplatz auf dem Althengstetter Köpfle gekickt hat, der weiß: Das ist eine Matschschlacht – unattraktives Spiel und hohe Verletzungsgefahr inklusive. Gleiches lässt sich über den näher an der Straße gelegenen Platz in Ottenbronn sagen.

Deshalb wurden drei Vereine nun im Gemeinderat vorstellig.

Die Idee In Althengstett soll auf dem oberen Platz ein Kunstrasen entstehen. Damit sollen der Pflegeaufwand und der Wasserverbrauch verringert und die Bespielbarkeit auch bei schlechter Witterung erhalten werden. Denn viele Spiele und auch Trainings müssen deshalb immer wieder ausfallen. Die Althengstetter Fußballer beispielsweise bestritten ihre Vorbereitungsspiele im Winter auf den Kunstrasenplätzen der Umgebung.

Auch der obere Platz in Ottenbronn soll gerichtet werden, allerdings ein Rasenplatz bleiben. Der ist ebenfalls mit Flutlicht ausgestattet, wird deshalb viel im Winter genutzt und sieht dementsprechend aus. Dazu wurde der Platz nie richtig angelegt. Das heißt: Ein guter Unterbau und eine Dränage fehlen. Bei starkem Regen läuft das Wasser also auf den „guten“ unteren Platz – und zieht diesen so in Mitleidenschaft.

Kooperation der Vereine Die Fußballer des SV Althengstett, des TSV Neuhengstett und von Grün-Weiß Ottenbronn konkurrieren normalerweise sportlich auf dem Platz. Aber auch die Kooperation ist im Jugendbereich bei der JSG Hengstett alltäglich.

„Die drei Vereine haben 1800 Mitglieder“, erklärte der Finanzvorstand des SVA Markus Breitmaier. Rund ein Drittel davon seien Fußballer, in sieben aktiven und 22 Jugendmannschaften von den Bambinis bis zur A-Jugend. Und man sei eine der wenigen Kommunen im Umkreis ohne Kunstrasenplatz. Auch die Schule könne die Fläche zukünftig für den Sportunterricht nutzen und so fehlende Hallenkapazitäten ausgleichen.

Bei den drei Vereinen ist man sich deshalb einig: Ein Kunstrasen muss her, der von allen genutzt werden kann. In Althengstett, weil es dort den größten Platz gebe – also auch zwei Mannschaften gleichzeitig trainieren könnten – und dort der Wasserverbrauch mit 2400 Kubikmeter pro Jahr am höchsten sei, also auch das Einsparpotenzial, so Breitmaier.

SVA-Technikvorstand Jan Eichele ließ aber durchblicken, dass die Einigung auf den Standort des Kunstrasens nicht einfach war. Denn die Ottenbronner hätten den auch gerne gehabt. Am Ende stand ein Kompromiss. Der dortige Rasenplatz soll auch gerichtet werden.

Eine gleichzeitige Umsetzung der Maßnahmen bringe zudem Kosteneinsparungen. Man bekomme „zwei für eins“, meinte Breitmaier. „Wir können zwei Teilorte mit einem Projekt aufwerten“, schloss er.

Die Kosten 1,2 Millionen Euro soll das Ganze kosten, plus zwei Zisternen für 100 000 Euro. Die Vereine wollen 100 000 Euro mit Eigenleistungen abarbeiten. Dazu gibt es eine Förderung für beide Plätze von insgesamt 250 000 Euro. Die Gemeinde müsste also die restlichen 950 000 Euro an Kosten tragen.

Nötig, aber zu teuer Das war eigentlich allen im Gremium angesichts der Haushaltslage zu viel. So argumentierten Philipp Jourdan (Grüne), Lothar Kante (SPD), Rainer Kömpf (UWV) und Hartmut Weber (FWV).

Einzig Angelika Holzäpfel (CDU) warnte mit Verweis auf die Vereine, die im kommunal finanzierten Gerhard-Schanz-Sportzentrum kostengünstig trainierten, die Fußballer nicht „zweitklassig“ zu behandeln. Aber über die Notwendigkeit eines Kunstrasens und insbesondere die, den Ottenbronner Platz zu richten, waren sich alle einig. „Wir können uns das einfach nicht leisten“, stellte Jourdan jedoch fest.

Er fürchtete auch, dass das ohnehin überlastete Bauamt durch dieses Projekt andere wichtige Aufgaben vernachlässige. Auch über die Folgekosten eines Kunstrasens mit 15 Jahren Lebensdauer müsse man sich im Klaren sein. Jourdan und Kante forderten zudem nur unbedenkliche Materialien für einen etwaigen Kunstrasen zu benutzen.

Kante betonte darüber hinaus, man brauche erst einmal eine echte Kostenaufstellung. Rainer Kömpf suchte Einsparpotenziale. Eckhard Flik (Grüne) schlug vor, dass Projekt Stück für Stück umzusetzen, um die Kosten zu staffeln. Eichele betonte die Einsparungen bei gleichzeitiger Umsetzung. Auch könne man die echten Kosten erst einschätzen, wenn es für beide Plätze ein Gutachten zum Untergrund gebe.

Schubladenplanung Genau dieses soll nun erstmal erstellt werden, zudem wollen die Vereine weitere Eigenleistungen prüfen.

Der Gemeinderat sprach sich bei Gegenstimmen von Stefan Kömpf (FWV), Martin Jourdan (UWV), Philipp Jourdan und Amei Fischer (beide Grüne) dafür aus, das Projekt weiterzuverfolgen sowie eine Staffelung der Kosten und die generelle Finanzierung zu prüfen. „Das ist keine Genehmigung“, stellte Bürgermeister Clemens Götz klar, lediglich eine „Schubladenplanung“. Ob der Kunstrasen komme, entscheide sich in den Haushaltsverhandlungen. Es hängt also wie immer am Geld.