Die Ära Werkstatt Ritzmann ist zu Ende, doch Waltraud und Paul Ritzmann werden nie das Interesse an ihrer Werkstatt verlieren. Foto: Schimkat

Viel Arbeit, wenig Freizeit, aber treue Kunden – das waren 55 Jahre, die Waltraud und Paul Ritzmann für ihre eigene Werkstatt lebten und deren oft harte Zeit gerade durch die Treue der zufriedenen Kunden immer im Gedächtnis bleiben.

Brigachtal - Das Ehepaar gründete am 1. Februar 1967 seine eigene Werkstatt in Überauchen, Ende Januar dieses Jahres gingen sie in den Ruhestand. Im Gespräch mit unserer Redaktion blicken Waltraud und Paul Ritzmann, die im vergangenen Jahr ihre Diamantene Hochzeit feierten, auf eine lange Zeit zurück und erzählen, wie alles begann.

Paul Ritzmann ist ein echter Überauchener, seine Frau Waltraud fast, kommt sie doch aus Tannheim, was gerade mal über dem Berg liegt, dorthin fuhr man damals mit dem Fahrrad.

Werkstatt neben dem Elternhaus

Paul Ritzmann lernte bei der Firma Auto Mauch in Villingen den Beruf des Automechanikers, in Brigachtal spielte er Tenorsaxofon bei den Tanzrhythmikern, nach seiner Lehre arbeitete er drei Jahre in der Schweiz, anschließend von 1958 bis 1966 im Autohaus Görlacher. 1967 gründete er mit seiner Frau Waltraud die Werkstatt in der Bondelstraße neben seinem Elternhaus.

Vom ersten Tag an arbeitete seine Frau an seiner Seite – alles, was im Büro anfiel, war ihr Ressort. Paul Ritzmann war der Mann in der Werkstatt, bis 1970 alleine, dann wurden ein Geselle und ein Lehrling eingestellt.

"Ich reparierte viele Mercedes-Fahrzeuge, darunter viele Taxis – vom Motor bis zum Unfallschaden, alles was anfiel", berichtet er. Bald platzte die Werkstatt aus allen Nähten und das Ehepaar baute 1973 die neue, großzügige Werkstatt, einige Meter weiter, ebenfalls in der Bondelstraße.

Werkstatt für Mercedes

Es dauerte nicht lange und zwei Herren von Mercedes standen in der Werkstatt, die schauten sich zufrieden um. Was sie sahen, gefiel ihnen und sie waren der Meinung, hier fehle noch der Mercedes-Stern. Das ließ sich ändern, und einige Wochen später hatten Waltraud und Paul Ritzmann ihre Mercedes-Werkstatt. Und wenn ein zufriedener Kunde einen Mercedes kaufen wollte, ließ sich das auch über das Haus Ritzmann machen. Der 190er-Mercedes sei der Renner gewesen, erzählt der Chef.

An der Wand hängt der Goldene Meisterbrief, den Ritzmann 2007 nach 40 Jahren als Kraftfahrzeugmechanikermeister erhalten hatte. Irgendwann sei man zu viert in der Werkstatt gewesen, die Kunden kamen aus der gesamten Region, natürlich habe auch der Kundendienst zum Service gehört. Die vergangenen 15 Jahre habe er einen Werkstattmeister gehabt.

Regelmäßig Lehrlinge ausgebildet

Dass regelmäßig Lehrlinge ausgebildet wurden, war für das Ehepaar selbstverständlich. Seit fünf Jahren war man nicht mehr Mercedes-Vertragswerkstatt. Aber die Werkstatt läuft weiter, sie wurde am 1. Februar von Klaus Ganser übernommen.

Die beiden erwachsenen Söhne des Ehepaars wollten den Betrieb nicht übernehmen, und wenn Paul Ritzmann nicht inzwischen Probleme mit dem Knie hätte, würde er wohl immer noch in der Werkstatt stehen.

Urlaubsreisen gönnte sich das Ehepaar doch ab und zu: "Wir waren oft in Jugoslawien am Meer, wir wanderten viel und waren auch leidenschaftliche Skifahrer", erzählen sie. Zudem sind sie Mitglied im Pagode-Club in Stuttgart und regelmäßig mit ihrem Pagode bei Ausfahrten dabei. Ihr eigenes Haus steht unweit der Werkstatt, also auf den Geruch von Benzin und Motoröl werden sie nicht verzichten müssen.