Fünf Nester – eines auf dem Dach des Kirchenschiffs und vier weitere rings um den Glockenturm auf den dortigen Vorsprüngen – haben sich die Störche auf der Nonnenweierer Kirche gebaut. Foto: Merz

Die schwarz-weißen Vögel fühlen sich in Nonnenweier dieses Jahr offenbar besonders wohl: Gleich fünf Nester haben sie auf dem Dach der evangelischen Kirche gebaut. Die Pfarrerin zeigt sich begeistert, berichtet aber auch von hohem Arbeitsaufwand.

Majestätisch drehen die großen schwarz-weißen Vögel über der Nonnenweierer Kirche ihre Kreise, ihr Geklapper ist beim Vorbeigehen deutlich zu hören: Gleich fünf Nester haben sich die Störche auf dem Gotteshaus in der Nonnenweierer Hauptstraße eingerichtet.

 

Eines thront derzeit mittig auf dem Dach des Kirchenschiffs, vier weitere haben sich die Tiere rings um den Glockenturm auf den dortigen Vorsprüngen gebaut. „Das ist wirklich ein Rekord. So viele Nester hatten wir in den zwölf, dreizehn Jahren, seitdem ich hier bin, noch nie“, erklärt die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Nonnenweier-Wittenweier Christine Egenlauf auf Nachfrage.

In den vergangenen Jahren habe es immer mal ein oder zwei Nester auf der Kirche gegeben – gleich fünf jedoch noch nie. „Es sind alle fasziniert und bewundern die Situation. Aber ich sehe auch, wie viel Arbeit es macht“, betont Egenlauf. „Und so geht es auch den Leuten im Dorf“, erklärt sie.

Bewohner hinterlassen Spuren

Bei der Besichtigung der Kirche unserer Redaktion vor Ort wird deutlich, dass die neuen tierischen Bewohner Spuren hinterlassen: Der Eingangsbereich der Kirche, die Treppe und das Geländer sind voll mit Vogelkot. „Die Kirchendiener müssen regelmäßig das Geländer sauber machen. Das ist schon mühevoll“, bemängelt die Pfarrerin. Erst kürzlich seien zudem die Dachrinnen des Gotteshauses aufwendig und für viel Geld gesäubert worden. „Mit dem neuen Nestbau ist jetzt wieder alles beim alten.“ Während des Nestbaus hätten zudem überall Hölzchen, Stöckchen und Grasbüschel herumgelegen. „Das war dann meine Morgenroutine, alles einzusammeln“, so Egenlauf. Das Geklapper der Störche stört die Pfarrerin dagegen nicht: „Sie sind schon laut aber das gehört eben einfach dazu“, erklärt Egenlauf, die selbst direkt neben der Kirche wohnt.

Und gibt es eine Chance, die Nester entfernen zu lassen? „Nein“, betont die Pfarrerin. „Das geht nur, wenn wirklich eine Gefahr für das Gebäude besteht. Aber es gibt ja kein Verletzungsrisiko. Man bekommt lediglich vielleicht mal eine Ladung ab“, erklärt sie. Ein Nest sei in der Vergangenheit jedoch entfernt worden: „Damals war das Nest direkt auf dem Kamin und dort konnte es nicht bleiben, da die Kirche ja auch geheizt wird“, erinnert sie sich. Man hätte dann einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium gestellt, das Nest zu entfernen und habe danach Vorkehrungen getroffen, dass die Störche sich dort nicht erneut niederlassen.

Diese Regelung bestätigt auch Storchenbeauftragter Karl-Heinz Nock aus Zell auf Nachfrage unserer Redaktion: „Störche sind eine geschützte Vogelart. Sie stehen ganz oben auf der Liste. Wenn ein Storch ein Nest bauen will, darf man ihn vergrämen, also versuchen, ihn davon abzuhalten. Wenn das Nest jedoch da ist, darf man nicht mehr eingreifen.“ Wolle man dennoch ein bestehendes Nest entfernen, müsse ein Antrag beim Regierungspräsidium gestellt werden, das darüber entscheide. „Wenn das Gebäude massiv beschädigt wird durch den Nestbau, stimmt das Präsidium zu. Es muss dann jedoch auch ein Ersatzstandort gefunden werden“, erklärt Nock. Sind fünf Nester auf einer Kirche ungewöhnlich? „Das ist gar nicht außergewöhnlich“, so der Experte. Wenn Störche ein interessantes Gebäude mit guter Höhe entdecken, würden sie dort oft kleine Kolonien bilden. Häufig seien das Kirchen. „Dort können sie gut an- und abfliegen“, weiß Nock.

Äste aus dem Nestbau verstopfen Dachrinnen

„Ich sehe das immer wieder: Jeder freut sich, dass Störche da sind, außer diejenigen, bei denen sie auf dem Haus sind“, berichtet er. In der Regel gehe es bei den Ärgernissen um optische Dinge – etwa um den Kot der Tiere. Zudem könnten Äste Dachrinnen verstopfen und bei Sturm bestehe die Gefahr, dass ein Nest herunterfalle. Im Eingangsbereich könne das problematisch sein. „Aber alles in allem sehe ich da keine riesengroßen Probleme.“ Dennoch bestehe oft die Meinung, die Tiere seien eine Plage. „Ich sage den Menschen dann immer, dass sie froh sein sollen. Denn wenn Störche da sind, zeigt das, dass die Natur drumherum noch intakt ist“, so der Storchenexperte.

Naturschutzrecht

Der Weißstorch ist laut Regierungspräsidium Baden-Württemberg eine streng geschützte europäische Vogelart. Er soll ungestört brüten und seine Nestlinge aufziehen können. Wer Nester entfernt, ohne vorher eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung einzuholen, verstößt gegen das geltende Naturschutzrecht. Das Entfernen von Nestern darf nicht ohne Ausnahmegenehmigung stattfinden.