Die Corona-Pandemie war vor fünf Jahren ein einschneidendes Erlebnis für die ganze Gesellschaft. Redakteure aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis erinnern sich - an Einsamkeit, verschobene Abiturprüfungen, aber auch den daraus entstandenen Einfallsreichtum.
Lockdown, Mundschutz, Homeschooling, Impfungen – das gewohnte Leben wurde vor fünf Jahren durch das Coronavirus völlig durcheinander gewirbelt.
Mitglieder unserer Redaktion erinnern sich und blicken zurück.
"Die abendliche Ausgangssperre war unsinnig"
Marcel Dorer, stellvertretender Kreisredaktionsleiter im Schwarzwald-Baar-Kreis: Es war eine verrückte Zeit. Neben vielen anderen damals sicherlich richtigen, aber im Rückblick teils kuriosen Vorschriften gab es auch wirklich Unsinniges – wie die abendliche Ausgangssperre. Ein Spaziergang am Abend an der frischen Luft hat auch in Corona-Zeiten sicherlich niemandem geschadet. Das ist ein Aspekt, an den ich mich noch gut erinnere. Was sich ebenfalls in mein Gedächtnis eingeprägt hat, war die Hoffnung auf einen Impfstoff.
Jede auch noch so kleine Nachricht zum Fortschritt in der Forschung war plötzlich wichtig. Und als der Impfstoff dann endlich zur Verfügung stand, ging es ans Ergattern eines Impftermins. Zu allen möglichen Uhrzeiten – auch nach Mitternacht – schaute ich ins Online-Portal, ob neue Termine freigeschaltet wurden. Im Impfzentrum in Schwenningen war ständig alles ausgebucht. Doch dann tat sich eine Möglichkeit in Waldshut auf. (Fast) kein Weg war zu weit für die lang ersehnte Impfung. Und so gab es zwei Ausflüge nach Waldshut für die beiden Impftermine.
"Mein Studium? Ein Solo-Abenteuer"
Simone Neß, Redakteurin in Villingen-Schwenningen: Die beste Zeit meines Lebens – genau das sollte mein Studium werden. Stattdessen verbrachte ich die Hälfte davon vor dem Bildschirm. Ich war gerade einmal vier Wochen an der Hochschule, als ein weiterer Teil-Lockdown Anfang November 2020 verhängt wurde. Statt Hörsaal hieß es Online-Vorlesung, statt Campus-Feeling gab’s die vertraute Aussicht auf meinen Laptop-Bildschirm. Erst frisch von zu Hause ausgezogen packte ich in meiner Einzimmerwohnung in Ravensburg wieder meine Sachen und zog – wie die meisten meiner Kommilitonen – zurück zu meinen Eltern.
Anschluss zu finden? Schwierig. Mein Studium? Zunächst ein Solo-Abenteuer. Statt Kneipentouren gab’s Netflix-Marathons und Gruppenchats ersetzten die Mensa-Gespräche. Erst im vierten Semester erfuhr ich, was Studentenleben eigentlich bedeutet. Und als sich die Lage um das Virus entspannt hatte, konnte ich sogar ein Auslandsemester machen. Und das war ohne Zweifel eine der schönsten Zeiten meines Lebens.
"Die Vollbremsung hatte auch positive Seiten"
Cornelia Hellweg, Redakteurin in Villingen-Schwenningen: Neben den vielen negativen Einschnitten während der Corona-Pandemie, habe ich der Vollbremsung bei vielen Aktivitäten im Alltag auch positive Seiten abgewonnen. Weil vieles nicht mehr oder später erst wieder eingeschränkt möglich war, handelte es sich im Ergebnis um eine oft auch wohltuende Entschleunigung. Klar vermisste man Treffen mit Familie und Freunden. Aber die Erwartungshaltung, in der Freizeit dauernd etwas unternehmen zu sollen, dokumentiert auf Sozialen Medien, dauernd verfügbar zu sein – das fiel in dieser Zeit komplett weg.
Da hilft es, wenn man es auch schon vor Corona gut mit sich allein aushalten konnte. Als die Reisebeschränkungen gelockert wurden, war es geradezu wohltuend, wie wenig an Flughäfen und an sonst völlig überfüllten Touristen-Hot-Spots los war. Auch an den Reisezielen konnte man der Tatsache was Positive abgewinnen, dass die Menschen oft mehr Rücksicht aufeinander nahmen und verantwortungsvoller miteinander umgingen. Und ich hatte das Glück, dass die Pandemie im persönlichen Umfeld glimpflich verlaufen ist.
Geburt "zwischen Bauzäunen und Absperrgittern"
Mareike Kratt, Redakteurin in Villingen-Schwenningen: Mit gemischten Gefühlen blicke ich auf die Anfänge der Corona-Zeit zurück. Das Gute: Meine Redakteursarbeit ist nicht in Kollision mit der Betreuung meiner damals zweijährigen Tochter gekommen. Denn: Ich war hochschwanger und bereits im Mutterschutz daheim. Das Schlechte: Die bevorstehende Geburt meines Sohnes bereitete mir arge Kopf- und Bauchschmerzen, denn was in Sachen Auflagen im Klinikum genau auf mich und meinen Mann zukommen sollte, war ungewiss.
So mussten wir also hinnehmen, dass ich mich unter Wehen zwischen Bauzäunen und Absperrgittern im Erdgeschoss des Klinikums von ihm verabschieden musste, er nach Hause geschickt wurde und erst kurz vor knapp – letztendlich 20 Minuten vor Geburt – mit in den Kreissaal durfte. Nach zwei Stunden glücklicher Dreisamkeit wurden wir abermals auf den Boden der Corona-Tatsachen zurückgeholt: Mein Mann wurde erneut nach Hause geschickt und durfte erst zwei Tage später wiederkommen, um mich und unseren Sohn abzuholen – im Erdgeschoss zwischen Bauzäunen und Absperrgittern.
"Abitur ohne Abschlussball und Abschlussfahrt"
Leroy Behrens, Volontär in Villingen-Schwenningen: Abitur im ersten Pandemiejahr 2020. Ich weiß noch, wie wir noch zu Beginn des Jahres Witze gemacht haben, von wegen unser Abi wird verschoben oder fällt ganz aus. Und dann kam es Mitte März so. Plötzlich vom einen auf den anderen Tag zu Hause. Die meisten Klassen begannen mit Homeschooling. Und wir Abschlussklassen? Wir hatten keinen Unterricht mehr, wir haben nur „freiwillige“ Aufgaben bekommen. Aber eine weitere Prüfungsvorbereitung in dem Sinne gab es nicht mehr. Zudem wurden die Prüfungen alle um einen Monat nach hinten geschoben, was die Sache nicht einfacher machte.
Kurz vor den Prüfungen gab es dann doch nochmal einen Präsenzunterricht für die Abschlussklassen, mit Abstand zum Nebenmann und Maske natürlich. Außerdem wurde die Klasse in der Hälfte geteilt, die eine Hälfte hatte parallel Unterricht zur anderen. Die Prüfungen durften wir dann ohne Maske schreiben. Das Sportabitur wurde so abgeändert, dass es bei den Mannschaftssportarten keinen Körperkontakt gibt. Einen Abschlussball oder eine Abschlussfahrt hatten wir leider nicht. Und auch die Zeugnisse wurden ohne Anwesenheit der Familie in einer kleinen Schulfeier überreicht.
"Pandemie war Fluch und Segen zugleich"
Cornelia Spitz, Kreisredaktionsleiterin im Schwarzwald-Baar-Kreis: Corona – das Wort, das in meiner Jugend für ein In-Bier aus Mexiko stand und der Hit auf vielen Partys war, konnte bald schon keiner mehr hören. Dabei war Corona, beziehungsweise die Pandemie, die es auslöste, in gewisser Weise Fluch und Segen zugleich: Wir haben uns dank der Beschränkungen auf wenige Personen in einem Büro neue Arbeitswelten erschlossen und den Weg in unsere Homeoffices geebnet. Die sind vor allem für einsame Sonntagsdienste ein echter Segen und erlauben uns auch heute, während wir längst wieder in unseren Redaktionen sitzen, so viel mehr Flexibilität.
Und dann wäre da noch das ganz private Vergnügen: Wer hätte gedacht, dass ich einmal zum begeisterten Heimsportler würde mit ausgedehnten Yoga- oder Gymnastikeinheiten im Garten? Und dann wären da noch die Sport-Sessions mit unseren zum Daheimbleiben verdammten Kindern vorm Fernseher: „ALBAs tägliche Sportstunde“, während der Albatros der Berliner Basketballmannschaft auf dem Bildschirm herumhampelte und uns gemeinsam mit den Trainern Kraft- und Ausdauerübungen erklärte, turnten wir davor – und was haben wir dabei gelacht, auch das war Corona!
"Keine Hoffnung mehr für die Fasnet"
Martina Zieglwalner, Redakteurin in Villingen-Schwenningen: Was einem fehlt, wenn es von heute auf morgen keine Veranstaltungen mehr gibt, nicht nur vielfältige Erlebnisse wegbrechen, sondern auch der Austausch mit anderen Menschen, das zeigte die Pandemie. Am Anfang war es schön, mehr Zeit zum Lesen oder für den Sport zu haben, doch als immer mehr ausfiel, war das frustrierend. Auch, als sich abzeichnete, dass es keine Hoffnung mehr für die Fasnet gibt. Umso höher sind der Einfallsreichtum und das Engagement der Vereine aus der Doppelstadt zu bewerten, die sich zusammenschlossen und 2021 das Fasnet-Event „Late Night VS“ mit einem enormen Aufwand auf die Beine stellten. Und ein Jahr später mit Live-Streams für Kneipenfasnet-Stimmung in den Wohnzimmern sorgten.
Abwechslung im Alltag war mit Online-Vorträgen geboten. Vereine brachten einen mit Sportprogrammen in Bewegung, und es machte mir Spaß, einiges auszuprobieren. Beim Yoga bin ich sogar hängengeblieben – wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten bis heute online. Doch es ist schön, den Menschen wieder im Alltag, bei Konzerten, Vorträgen oder Festen zu begegnen – zuletzt bei den tollen Fasnetbällen in Villingen und Schwenningen.