Wilfried Schübel beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Häsenbühl-Areals. Foto: Breisinger

Trotz starken Schneetreibens haben sich neben Bürgermeister Oliver Schmid auch zahlreiche Gemeinderäte eingefunden, um die Führung "Römische Besiedlung im Gelände des geplanten KSK-Absprunggeländes Waldhof" mitzumachen.

Geislingen - Vom Treffpunkt Parkplatz Häsenbühl wurde eine Stippvisite zum Waldhof unternommen. Mit Wilfried Schübel wurde der geeignete Mann hierfür gefunden, der während der lehrsamen Zeit mit seinem großen Wissen glänzte. "Ich bin an den Wochenenden jeweils acht Stunden am Tag hier zugegen. Es gibt keinen Hobby-Archäologen, der sich in diesem Gebiet so gut auskennt wie ich", sagt Schübel. "Bei Schnee geht es natürlich nicht, aber sonst gibt es kein schlechtes Wetter, am liebsten arbeite ich bei Regen, weil dann die Strukturen am Besten erkennbar sind", gibt Schübel, der neben Berbalk auch von Eberhard Mollenkopf und Edeltraud Semma-Hauser unterstützt wird, Einblick in seine Arbeit.

Siedlungen quer durch alle Epochen

Der Häsenbühl ist laut Schübel ein kulturhistorisches Gebiet im Zentrum des Kleinen Heubergs, Siedlungshinterlassenschaften gehen zurück bis auf die Jungsteinzeit 6500 vor Christus und gehen quer durch alle Epochen.

Eine römische Besatzungszeit von 74 nach Christus bis ins dritte Jahrhundert nach Christus wurde nachgewiesen, ein Kastell geht zurück auf 74 bis 90 nach Christus, zwei Gräberfelder, ein Straßendorf auf einer Länge von 500 Meter und eine Straßenstation vom ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus sind ebenfalls belegt.

Verkehrsknotenpunkt auf Kleinem Heuberg

Unlängst wurde zudem herausgefunden, dass der Häsenbühl und der angrenzende Waldhof ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt waren, zum einen bis nach Heidenheim an der Brenz und zum anderen nach Sulz am Neckar und Rottenburg. Allein in den vergangenen knapp 40 Jahren kamen 300 Fundstücke zusammen, deren Gewicht sich auf einen Zentner belaufen.

Die neueste Errungenschaft aus der vergangenen Woche war ein Steinbeil, das auf 6000 vor Christus datiert wird. "Diese Fundstücke werden von mir in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege gesichtet, bestimmt, katalogisiert und dokumentiert", erörtert Schübel.

Boden und Wasserversorgung gut

Warum sich ausgerechnet rund um den Häsenbühl so viel Menschen über all die Jahrhunderte niederließen, ist für Schübel offensichtlich: "Auf Grund der vorhandenen guten Böden und der guten Wasserversorgung durch Quellen und Bachläufe fanden alle Epochen eine sehr gute Siedlungsgrundlage vor." Vor dem archäologischen Hintergrund spricht sich Schübel ganz klar gegen das geplante KSK-Absprunggelände auf dem Waldhof aus.

KSK-Pläne kritisiert

"Vom Häsenbühl bis zum Waldhof stecken alle Ackerflächen voll mit archäologischen Siedlungsflächen, welche nach dem Landesdenkmalschutzgesetz als Kulturdenkmäler eingetragen sind. Das gesamte Areal ist der einzige unbebaute Bereich im südwestdeutschen Raum, auf dem eine Militäranlage aus der römischen Zeit zu finden ist. Unmittelbar am Waldhof gelegen befindet sich etwa eine Siedlung mit Heiligtum und Gräberfeld der Urnenfelder Kultur von 1000 bis 800 vor Christus. Die Zerstörung durch die KSK-Anlage wäre von daher gewissenlos und eine Bankrotterklärung, etwas Sinnloseres gibt es nicht", findet Schübel klare Worte.