Nach der Fahrschule ist womöglich bald vor der Nachschulung. Foto: dpa

Verkehrsministerium prüft Wege, die Fahrkompetenz von Führerschein-Neulingen zu steigern.

Berlin - Ein erfolgreiches Modell aus Österreich macht die deutsche Politik nachdenklich: Dort müssen Fahranfänger recht bald nach dem Führerscheinerwerb nochmal zeigen, was die gelernt haben.

Auf Führerschein-Neulinge könnte ein zusätzliches Fahrtraining zukommen. Eine verpflichtende Sicherheitsschulung, die mehrere Monate nach der Führerschein-Prüfung stattfinden soll, werde derzeit geprüft, sagte der CDU-Verkehspolitiker Gero Storjohann. Das Bundesverkehrsministerium hält sich noch bedeckt. Dort heißt es, man prüfe alle Möglichkeiten für eine höhere Verkehrssicherheit von Fahranfängern. Dazu gehören auch erneute Fahrlehrer-Fahrten mit Fehleranalyse.

Fahren mit 17 voller Erfolg

Die Einführung der Nachschulung gilt als wahrscheinlich, denn es gibt ein erfolgreiches Vorbild: In Österreich gibt es das Konzept seit 2003, was zu einer Senkung der Unfallzahlen von Fahranfängern um 30 Prozent geführt hat.

Umstritten ist vor allem, was genau Inhalt der Nachschulung sein soll. Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) reagierte grundsätzlich positiv. Der Vorsitzende Gerhard von Bressendorf ist aber skeptisch gegenüber der Einbeziehung eines Sicherheitstrainings auf speziellen Übungsplätzen. Dies habe allenfalls bei den Themen Kurvenfahrten und Bremsen einen Sinn. Dagegen könne es aber auch negative Wirkungen geben, sagte von Bressendorf unserer Zeitung. "Wenn etwa das Gefühl entsteht: Jetzt kann ich alles besser und kann mir deshalb auch mehr erlauben." ADAC-Vize Ulrich Klaus Becker sagte, es sei zweifelhaft, ob Wiederholungsfahrten tatsächlich zu mehr Sicherheit führten.

Die Einführung des betreuten Fahrens für 17-Jährige am 1. Januar 2011, bezeichnet von Bressendorf als vollen Erfolg. Dabei können 17-Jährige bereits den Führerschein erwerben und bis zum 18. Lebensjahr in Begleitung einer mindestens 30-jährigen Person einen Pkw fahren. In Bayern machten rund 50 Prozent, in Baden-Württemberg etwa 48 Prozent der Fahranfänger von der Regelung Gebrauch. Unfälle mit Beteiligung von Fahranfängern seien um mehr als 20 Prozent zurückgegangen.