Bürgermeister Oliver Simmendinger musste sich in der Hauptversammlung des Seniorenbetreuungsvereins heftige Kritik vom Vorsitzenden Jürgen Weber anhören. Foto: Stopper

Mit ihrem Plan für ein Junginger Seniorenzentrum lässt sie Bürgermeister Oliver Simmendinger hängen, dieser Vorwurf war am Dienstag in der Hauptversammlung des Vereins Seniorenbetreuung zu hören. Simmendinger aber beruft sich auf juristische Zwänge.

Jungingen - Die Debatte über dieses Thema verlief am Ende so strittig, dass Vereinschef Jürgen Weber den Besuchern gegenüber irgendwann betonen musste:"Persönlich verstehen wir uns gut". In der Sache aber sind Verein und Bürgermeister zutiefst uneinig.

Bekanntlich wollen Seniorenbetreuungsverein und Sozialwerk Hechingen in Jungingen ein Seniorenzentrum bauen und betreuen. Die Gemeinde hat dafür bereits ein Gelände beim Bahnhof gekauft. Bis zu zwei Millionen Euro würden vom Verein investiert, viele private Interessenten aus Jungingen, die sich hier beteiligen wollen, stehen bereit. Ob das Gelände gekauft oder per Erbpacht von der Gemeinde gemietet werde, sei beides denkbar, so der Verein.

Im Mai wurde der Gemeinde dieses Angebot unterbreitet. Aber statt Begeisterung im Rathaus auszulösen herrscht seither Funkstille. Keine Stellungnahme. Gesprächsangebote wurden vom Bürgermeister ausgeschlagen. Die Frustration über dieses Vorgehen war unter den Vereinsvorständen und den Mitgliedern an diesem Abend mit Händen zu greifen.

Bewertung durch Punktesystem

Oliver Simmendinger stellte sich an diesem Abend diesen Fragen. Sein Hauptargument: Er müsse auch dem Verein und dem Sozialwerk gegenüber neutral bleiben, sonst könnten später private Investoren, die in Jungingen eventuell ebenfalls ein Seniorenzentrum bauen wollen, eine Vergabe gerichtlich anfechten. Das sei ihm auch von der Gemeindeprüfungsanstalt so nahegelegt worden. Die Neutralitätspflicht zieht er so weit, dass er sogar Vorgespräche mit dem Junginger Verein für bedenklich hält.

Zunächst müssten im Gemeinderat Kriterien für eine Vergabe dieses Projekts erarbeitet werden, dann würden Angebote nach einem Punktesystem bewertet. Das mit dem besten Ergebnis erhalte den Zuschlag. "Und wenn dann ein Scheich aus Dubai kommt, dann kriegt der das vielleicht sogar, uns unser Verein nicht?" so eine fassungslose Zwischenfrage aus dem Publikum. Für Simmendinger jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Ins Rudern kam er bei der Frage, wieso der Gemeinderat für diese Frage noch nicht einmal einen Sitzungstermin festgelegt hat. Personalmangel im Rathaus, andere wichtige Vorhaben auf dem Schreibtisch – im Gemeindesaal konnte Simmendinger damit nicht überzeugen. Noch vor Jahresende soll die Sitzung stattfinden, zu der auch auf diesem rechtlichen Gebiet beschlagene Experten kommen sollen, versprach er. Aber da werde dann sicher noch kein abschließendes Ergebnis erreicht.

Kritik von allen Seiten

Und so prasselte von allen Seiten Kritik auf ihn ein. Jürgen Weber erklärte, dass angesichts der unsicheren Perspektive schon Interessenten abspringen. Mitglieder gaben sich entsetzt, wie gering hier die ehrenamtliche Arbeit des Vereins geschätzt wird. Dass es hier um alte Menschen geht, die aktuell Hilfe brauchen, die nicht mehr viele Jahre warten können, wurde betont, dass es Gemeinden im Umland gebe, die ein solche Angebot ohne zögern annehmen würden, dass man enttäuscht über das unverbindliche Vorgehen der Gemeinde ist. Frust, teilweise Bitterkeit wurde deutlich.

Auch Gemeinderat Alexander Pick äußerte sich und fiel dem Bürgermeister zwar nicht ganz in den Rücken, ließ aber doch mehr als deutlich durchscheinen, dass er ein klares Bekenntnis zum Angebot des Vereins und des Sozialwerks für möglich und nötig hält, und dass er sich mehr Entschiedenheit des Bürgermeisters für den ortseigenen Verein wünscht.

Irgendwann drehten sich die Debatte im Kreis und wurde dann einfach beendet. Klar wurde: Jungingen hat mit dem Seniorenzentrum ein Problem, das noch für viel Streit und Zwietracht sorgen könnte.